Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Briefmarken und kommst zwanzig Schritte auf mich zu. Ich gehe auf dich zu. Ich werde die Briefmarken nehmen und zu deinem Auto gehen. Du steigst in den Lieferwagen. Deine Mutter wartet darin, es geht ihr gut. An dieser Stelle musst du vorsichtig sein. Soweit verstanden?«
    »Ja.«
    »Bis du den Lieferwagen erreicht hast, habe ich mir die Briefmarken angesehen. Wenn mir nicht gefällt, was ich sehe, fahre ich zu euch herüber und versetze dem Wagen einen Stoß, dass er von der Klippe kippt. Ist das klar?«
    »Ja. Dir wird gefallen, was du siehst.«
    »Gut, dann dürfte es ja keine Probleme geben.«
    Abby schaute sich vorsichtig um, bewegte den Kopf aber nicht zu sehr, falls er sie mit einem Fernglas beobachtete. Sie sah nichts als die windgepeitschten Wiesen, eine Hütte mit einigen Bänken, die als Aussichtspunkt diente, vereinzelte Büsche, hinter denen sich kein Mensch verbergen konnte. Wo waren nur Detective Bransons Leute?
    Nach einigen Minuten hörte sie Ricky wieder. »Du steigst jetzt aus und tust, was ich dir gesagt habe.«
    Sie stieß die Tür auf, doch der Wind drückte sie wieder zu. »Die Tür hält nicht!«, rief sie panisch in den Lautsprecher.
    »Du musst sie mit etwas verkeilen.«
    »Womit denn?«
    »Herrgott noch mal, sei nicht so blöd, irgendwas muss doch im Auto herumliegen. Eine Betriebsanleitung oder das Heft von der Autovermietung, irgendwas. Ich möchte sehen, dass du die Tür offen lässt. Ich habe dich genau im Blick.«
    Sie nahm den Umschlag mit den Mietunterlagen aus der Türablage, stieß die Tür auf und hielt den Umschlag hoch. Dann stieg sie aus. Der Wind war so stark, dass sie beinahe umfiel. Er riss ihr die Tür aus der Hand und schlug sie zu. Abby öffnete sie wieder, faltete den Umschlag doppelt, schnappte sich die Luftpolstertasche und ließ die verkeilte Tür los.
    Der Wind riss an ihren Haaren, tat in den Ohren weh, zerrte an ihren Kleidern. Mit unsicheren Schritten ging sie auf das Wäldchen zu, schaute in alle Richtungen. Ihr Mund war trocken, sie hatte furchtbare Angst, kochte aber gleichzeitig vor Zorn. Noch immer war niemand zu sehen. Nur Ricky, der geradewegs auf sie zukam.
    Er streckte die Hand aus und grinste zufrieden. »Höchste Zeit.« Gierig schnappte er ihr den Umschlag aus der Hand.
    Sie trat ihn mit aller Kraft und ihrem ganzen aufgestauten Hass zwischen die Beine. So hart, dass es ihr selbst furchtbar wehtat.
    119
    OKTOBER 2007 Ricky ging die Luft aus. Seine Augen quollen hervor, er krümmte sich vor Entsetzen und Schmerz. Dann schlug Abby ihm so heftig ins Gesicht, dass er zur Seite kippte. Sie wollte ihn erneut in den Unterleib treten, doch er schnappte ihren Fuß und verdrehte ihn, sodass sie ins nasse Gras stürzte. »Du verfluchte –«
    Als er das Donnern eines Motors hörte, hielt er inne. Sie hörten es beide.
    Ungläubig schaute Ricky zu dem Eiswagen, der auf sie zugerumpelt kam. Kurz dahinter bogen sechs Polizeibeamte in schusssicheren Westen um die Ecke des Hotels.
    Ricky rappelte sich auf. »Du Drecksau! Wir hatten eine Abmachung!«, brüllte er.
    »Wie du und Dave?«, kreischte sie zurück.
    Mit den Briefmarken in der Hand taumelte er auf den Honda zu. Abby rannte so schnell sie konnte davon, ohne auf den Schmerz in ihrem Fuß zu achten, und tauchte in das Wäldchen. Hinter ihr heulte ein Motor auf. Sie warf einen Blick über die Schulter. Es war der Eiswagen, in dem, wie sie jetzt erkennen konnte, zwei Männer saßen. Vor ihr tauchte im Dickicht ein weißer Lieferwagen auf.
     
    *
     
    Von Schmerz und Zorn wie geblendet sprang Ricky in den Honda, legte den ersten Gang ein und löste die Handbremse, noch bevor er die Tür geschlossen hatte. Er würde der verdammten Drecksau eine Lektion erteilen.
    Er gab Gas, hielt genau auf das Wäldchen zu. In diesem Augenblick war es ihm egal, ob er selbst dabei drauf ging. Hauptsache, die Mutter der Schlampe stürzte ab. Hauptsache, Abby bereute es den Rest ihres beschissenen Lebens.
    Da blitzte etwas Buntes vor ihm auf.
    Ricky trat auf die Bremse. Die Räder blockierten. Fluchend riss er das Lenkrad nach rechts und versuchte verzweifelt, dem Eiswagen auszuweichen, der quer im Wäldchen stand und ihn daran hinderte, den weißen Lieferwagen zu rammen. Der Honda beschrieb einen weiten Bogen, wobei sein Heck die Stoßstange des Eiswagens abriss.
    Entsetzt sah Ricky, dass die beiden kleinen Autos, die seiner Meinung nach dem Hotelpersonal gehörten, ebenfalls auf ihn zugeschossen kamen. Blaue Lampen blitzten hinter

Weitere Kostenlose Bücher