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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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ein und starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Wieder wählte sie seine Nummer. Hielt abrupt inne.
    11
    OKTOBER 2007 »Bin ich die Liebe deines Lebens?«, wollte sie wissen. »Bin ich das, Grace? Ehrlich?« »Und ob.«
    Sie grinste. »Belügst du mich auch nicht, Grace?«
    Sie hatten ein feuchtfröhliches Mittagessen im La Coupole in St. Germain hinter sich und bummelten an diesem herrlichen Juninachmittag an der Seine entlang zum Hotel.
    Wenn sie zusammen waren, war scheinbar immer schönes Wetter, genau wie jetzt. Sandy beugte sich in dem hübschen Hotelzimmer über ihn und verdeckte das Sonnenlicht, das durch die Läden hereinströmte. Ihre langen blonden Haare umrahmten ihr sommersprossiges Gesicht und strichen über seine Wangen. Sie schüttelte die Haare in sein Gesicht, als wollte sie es abstauben.
    »Hey! Ich muss noch diesen Bericht lesen –«
    »Mann, bist du langweilig, Grace. Immer musst du lesen! Wir sind in Paris! Verbringen hier ein romantisches Wochenende! Stehst du nicht mehr auf mich?« Sie küsste ihn auf die Stirn. »Lesen, lesen, lesen! Arbeit, Arbeit, Arbeit!« Wieder küsste sie ihn auf die Stirn. »Öde, öde, öde!«
    Sie tänzelte aus seinen ausgestreckten Armen, um ihn zu reizen. Sie trug nur ein hauchdünnes Sonnenkleid, das ihre Brüste kaum halten konnte. Es entblößte ihre langen gebräunten Beine, und er wurde auf einmal richtig geil.
    Sie kam näher, nahm ihn in die Hand. »Ist das alles für mich, Grace? Einfach klasse! Das nenn ich einen Ständer!«
    Das strahlende Sonnenlicht ließ ihr Gesicht verschwimmen. Dann plötzlich waren ihre Gesichtszüge verschwunden, und er starrte in ein leeres, schwarzes Oval, umrahmt von goldenem Haar. Es sah aus wie eine Sonnenfinsternis. Ein Gefühl von Panik bemächtigte sich seiner, einen Moment lang wusste er nicht mehr, wie sie aussah.
    Dann erschien ihr Gesicht wieder deutlich.
    Er grinste. »Ich liebe dich mehr als alles –«
    Die Sonne verschwand hinter einer Wolke. Die Temperatur sank. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht, als wäre sie sterbenskrank.
    Er schlang die Arme um ihren Hals und drückte sie an sich. »Sandy!«, sagte er drängend. »Sandy, Liebes!«
    Sie roch seltsam. Ihre Haut war plötzlich ganz hart. Sie roch faulig, nach Verwesung, Erde und bitteren Orangen.
    Dann ging das Licht ganz aus, als hätte jemand einen Schalter gedrückt.
    Roy hörte das Echo seiner Stimme in der kalten, leeren Luft.
    »Sandy!«, rief er, doch das Wort blieb ihm in der Kehle stecken.
    Das Licht ging wieder an. Das grelle Licht des Leichenschauhauses. Er starrte in ihre Augen. Und schrie.
    Er blickte in die Augen eines Totenschädels. Hielt ein Skelett im Arm. Ein Skelett, das ihn mit perfekten Zähnen angrinste.
    »SANDY!«, schrie er. »SANDY!«
    Wieder änderte sich das Licht. Wurde weich und gelblich. Bettfedern knarrten. Dann hörte er eine Stimme.
    »Roy?«
    Cleos Stimme.
    »Bist du wach, Roy?«
    Er schaute zur Decke, blinzelte verwirrt, war schweißgebadet.
    »Roy?«
    Er zitterte. »Ich – ich –«
    »Du hast so laut geschrien.«
    »Es tut mir leid.«
    Cleo richtete sich auf. Die langen blonden Haare fielen ihr ins Gesicht, sie sah schläfrig und entsetzt aus. Sie stützte sich auf einen Arm und schaute ihn seltsam an, als hätte er sie gekränkt. Er wusste, was sie sagen würde, bevor sie den Mund aufmachte.
    »Sandy.« Ihre Stimme klang vorwurfsvoll. »Schon wieder.«
    Er schaute zu ihr auf. Die gleiche Haarfarbe wie Sandy, die gleiche Augenfarbe – vielleicht ein bisschen mehr Grau als Blau. Ein bisschen härter. Er hatte gelesen, dass Leute, die einen geliebten Menschen verloren haben, sich oft in jemanden verliebten, der demjenigen ähnlich sah. Bis jetzt war ihm dieser Gedanke nie gekommen. Und sie sahen sich auch nicht ähnlich, überhaupt nicht. Sandy war hübsch, aber weicher gewesen, keine klassische Schönheit wie Cleo.
    Er starrte an die weiße Decke und die weißen Wände von Cleos Schlafzimmer. Starrte zur schwarz lackierten Frisierkommode mit dem rissigen Holz. Sie kam nicht gern zu ihm, weil sie Sandys Gegenwart in seinem Haus spürte.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Es war ein Albtraum.«
    Sie streichelte ihm zärtlich über die Wange. »Vielleicht solltest du noch mal zu diesem Seelenklempner gehen.«
    Er nickte nur. Fürchtete insgeheim, der Traum könne wiederkehren. Schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf.
    12
    OKTOBER 2007 Die Krämpfe wurden schlimmer und schmerzhafter, und sie kamen immer häufiger. Alle paar

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