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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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der Windschutzscheibe auf, Sirenen ertönten.
    Wieder trat er das Gaspedal durch, drehte sich orientierungslos im Kreis. Ein Wagen verstellte ihm den Weg. Er fuhr daran vorbei, eine steile Böschung hinunter, durch einen Graben und gelangte wieder auf die asphaltierte Straße.
    Dann sah er Blaulichter von rechts auf sich zukommen. »Scheiße, verdammte Scheiße.«
    Voller Panik riss er das Steuer nach links und gab wieder Gas.
     
    *
     
    Die einzige Tür an dem verrosteten Lieferwagen, die nicht von Ästen und Zweigen blockiert wurde, war die Fahrertür. Abby öffnete sie vorsichtig, da der Wagen so nah am Abgrund parkte.
    Sie rümpfte die Nase, als sie den Geruch von Fäkalien, Tabak und ungewaschener Haut bemerkte. »Mum?«, rief sie. »Mum?«
    Keine Antwort. Außer sich vor Angst kletterte sie auf den Vordersitz und spähte nach hinten in den dunklen Laderaum. Von ihrer Mutter war nichts zu sehen, nur elektrische Geräte, Bettzeug und ein Ersatzrad. Der Wind rüttelte am Wagen und ließ ihn vibrieren.
    Dann hörte sie eine ganz leise, schüchterne Stimme: »Abby, bist du das?«
    Das waren zweifellos die schönsten Worte, die sie je vernommen hatte. »Mum!«, rief sie. »Wo bist du?«
    »Hier.« Ihre Mutter klang überrascht, als wollte sie sagen, wo soll ich denn sonst sein?
    Abby spähte über die Rücklehne und sah ihre Mutter, die in einen Teppich eingerollt auf dem Boden lag. Nur ihr Kopf lugte hervor.
    Sie kletterte über den Sitz, ihre Füße hallten auf dem nackten Metall. Sie kniete sich hin und küsste die feuchte Wange ihrer Mutter.
    »Geht es dir gut? Sag doch, geht es dir gut? Ich habe deine Medizin dabei. Ich bringe dich ins Krankenhaus.«
    Sie befühlte ihre Stirn, sie war heiß und klamm.
    »Du bist jetzt in Sicherheit. Er ist weg. Alles wird gut. Die Polizei ist da. Ich bringe dich ins Krankenhaus.«
    »Ich glaube, eben war dein Vater hier. Er ist gerade gegangen«, flüsterte ihre Mutter.
    Abby begriff, dass sie fantasierte. Fieber oder fehlende Medikamente oder beides. Sie lächelte unter Tränen.
    »Ich hab dich lieb, Mum. So furchtbar lieb.«
    »Mir geht es gut«, sagte ihre Mutter. »Ich rolle mich vor Vergnügen.«
     
    *
     
    Cassian Pewe nahm das Handy vom Ohr und wandte sich an Grace. »Ziel zwei sitzt allein im Wagen von Ziel eins. Er kommt uns entgegen. Wenn möglich aufhalten und sichern, wir bekommen Verstärkung.«
    Grace ließ den Motor an. Die beiden Männer hatten die Sicherheitsgurte gelöst, was bei Überwachungen üblich war, damit sie im Notfall schnell den Wagen verlassen konnten. Nachdem er die Meldung gehört hatte, entschied Grace, den Gurt wieder anzulegen. Er wollte gerade danach greifen, als Pewe sagte: »Ich sehe ihn.«
    Jetzt entdeckte auch Grace den schwarzen Honda, der einige hundert Meter entfernt rasch die gewundene Hügelstraße hinunterfuhr. Er hörte die Reifen quietschen.
    »Ziel zwei in Sicht«, funkte Pewe.
    Der Einsatzleiter meldete sich: »Sicherheit ist oberste Priorität. Roy, eventuell müssen Sie Ihren eigenen Wagen bei der Operation einsetzen.«
    Zu Pewes Verblüffung schwenkte Grace plötzlich zur Seite und blockierte die schmale Straße in voller Breite. Pewe fand sich auf der Seite, die der schwarze Geländewagen mit voller Wucht treffen würde, falls er nicht bremste.
     
    *
     
    Ricky umklammerte das Lenkrad und bog mit kreischenden Reifen in die scharfe Linkskurve. Wenden war unmöglich. Dann folgte die nächste Rechtskurve.
    Da sah er den braunen Alfa Romeo, der quer auf der Straße stand. Ein blonder Mann schaute entsetzt aus dem Seitenfenster.
    Ricky trat auf die Bremse und brachte den Wagen wenige Meter vor dem Hindernis schlitternd zum Stehen. Legte den Rückwärtsgang ein. Dann ertönten Sirenen. In der Ferne rasten zwei Range Rover der Polizei mit Blaulicht eine Anhöhe hinunter.
    Er wendete in drei Zügen und gab Gas. Im Rückspiegel sah er, dass der Alfa Romeo ihn verfolgte und die beiden Range Rover näher kamen. Allerdings interessierte er sich mehr für das, was vor ihm passierte. Besser gesagt, vor dem Wäldchen. Selbst wenn der Eiswagen noch dort stand, würde ein scharfer Stoß von der Seite genügen.
    Dann würde er den ehemaligen Kutschpfad nehmen – nicht mehr als ein grasüberwachsener Feldweg –, den er bereits überprüft hatte. An den hatte die Polizei sicher nicht gedacht.
    Alles würde gut gehen. Die Schlampe hätte ihn nie über den Tisch ziehen dürfen.
     
    *
     
    Roy Grace holte den Honda rasch ein und heftete sich

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