Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
mal mit einem Fotografen vorbei. So gegen zehn? Ist das nicht zu früh am Sonntag?«
    »Bedaure, ich möchte keine Publicity.«
    »Gut, dann also morgen früh.« Er zog den Fuß weg.
    »Nein, danke«, wiederholte Abby mit fester Stimme, drückte die Tür zu und schloss wieder sorgfältig ab. Scheiße, ein Foto in der Zeitung hatte ihr gerade noch gefehlt.
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Sie holte die Zigaretten aus der Handtasche, zündete sich eine an und ging ins Wohnzimmer.
    Der Mann im Laderaum des alten weißen Lieferwagens, der vor dem Haus auf der Straße parkte, zündete sich ebenfalls eine Zigarette an. Dann öffnete er eine Dose Pils, wobei er sorgsam darauf achtete, nichts auf das teure elektronische Gerät zu verschütten, das neben ihm stand, und nahm einen Schluck. Die Linse in dem winzigen Loch, das er in das Dach des Lieferwagens gebohrt hatte, verschaffte ihm gewöhnlich einen hervorragenden Blick auf ihre Wohnung. Im Augenblick wurde ihm die Sicht allerdings von einem Feuerwehrauto verstellt. Trotzdem genoss er die Abwechslung in seiner langen, monotonen Wache. Und konnte zufrieden erkennen, dass sie jetzt in der Wohnung war. Er sah, wie sich ihr Schatten am Fenster bewegte.
    Home sweet home, dachte er bei sich und grinste. Das war beinahe komisch.
    32
    11. SEPTEMBER 2001 Lorraine saß auf einem Barhocker in der Küche und starrte gebannt auf den kleinen Fernseher, der über der Arbeitsplatte angebracht war. Der Wasserkocher war eingeschaltet, im Aschenbecher lagen mindestens sechs Kippen. Sie hatte sich gerade eine neue Zigarette angezündet und inhalierte tief. Am Telefon war ihre beste Freundin Sue Klinger.
    Sue und ihr Mann Stephen wohnten in einem Haus, um das Lorraine sie stets beneidet hatte. Es war ein hinreißendes frei stehendes Haus in der Tongdean Avenue, die als eine der besten Wohnstraßen von Brighton and Hove galt und einen wunderbaren Blick über die Stadt bis hinunter zum Meer bot. Daneben besaßen die Klingers noch eine Villa in Portugal, hatten vier wunderbare Kinder, und unter Stephens Händen wurde alles zu Gold, was man von Ronnie nicht gerade behaupten konnte. Sollten Sue und Stephen sich jemals von ihrem Haus trennen, würde er es irgendwie kaufen, hatte Ronnie versprochen. Klar doch, träum weiter, Schatz.
    Wieder und wieder waren die Aufnahmen der beiden Flugzeuge zu sehen, die in die Türme flogen. Es war, als könnten die Nachrichtensprecher es selbst nicht fassen und müssten es immer wieder zeigen, um sich selbst davon zu überzeugen. Lorraine starrte auf den roten Feuerball und die dichten schwarzen Wolken. Sie fühlte sich immer elender.
    Jetzt sah man wieder, wie die Türme einstürzten, zuerst der Südturm, dann der Nordturm.
    Das Wasser kochte, doch Lorraine rührte sich nicht, wollte die Augen nicht vom Fernseher abwenden, falls Ronnie doch noch auftauchte. Alfie rieb sich an ihrem Bein, doch sie beachtete ihn nicht. Sue sagte etwas zu ihr, aber Lorraine hörte nicht hin, weil sie jedes Gesicht im Fernsehen konzentriert musterte.
    »Lorraine? Hallo, bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Ronnie ist doch ein Überlebenskünstler. Der schafft das schon.«
    Der Wasserkocher stellte sich mit einem Klicken ab. Uberlebenskünstler. Genau das Wort hatte ihre Schwester auch gebraucht.
    Überlebenskünstler.
    Verdammt, Ronnie, hoffentlich stimmt das.
    Ein Signalton verriet ihr, dass jemand versuchte, sie anzurufen. Sie konnte sich kaum beherrschen und rief aufgeregt: »Sue, das könnte er sein! Ich rufe gleich zurück!«
    Gott, bitte lass es Ronnie sein. Bitte. Bitte, bitte!
    Aber es war ihre Schwester. »Lori, ich habe gerade gehört, dass der Flugverkehr in den USA eingestellt wurde.« Mo arbeitete als Stewardess auf Langstreckenflügen von British Airways.
    »Was soll das heißen?«
    »Sie lassen keine Flugzeuge mehr hinein oder heraus. Eigentlich hätte ich morgen nach Washington fliegen sollen. Aber sämtliche Maschinen müssen am Boden bleiben.«
    Lorraine spürte neuerliche Panik aufsteigen. »Bis wann?« »Keine Ahnung. Bis auf Weiteres.«
    »Heißt das, Ronnie kann morgen vielleicht nicht zurückfliegen?«
    »Leider ja. Ich werde nachher mehr erfahren, aber im Augenblick müssen alle Maschinen, die in die Staaten wollen, umkehren. Die meisten landen auf den falschen Flughäfen. Das gibt ein furchtbares Chaos.«
    »Na toll«, sagte Lorraine düster. »Das ist ja super. Was glaubst du, wann er zurückfliegen kann?«
    »Ich weiß es nicht. Ich melde mich, sobald ich

Weitere Kostenlose Bücher