So hell wie der Mond
keine Gefahr«, knurrte Kate erbost.
»Er findet eben einfach, ich sollte auf Nummer Sicher gehen.« Zufrieden mit dem Leben im allgemeinen und besonderen streckte Margo ihre langen, kerzengeraden Beine aus.
»Er ist so süß und so aufmerksam und vollkommen außer sich vor Begeisterung. Himmel, Kate, wir haben tatsächlich ein Baby gemacht.«
Auch wenn der Gedanke, dass zwei der ihr liebsten Menschen einander in blinder Liebe verfallen waren und jetzt obendrein ihre eigene Familie gründeten, Kate durchaus gefiel, war sie traditionsgemäß dazu verpflichtet, Margo einen Dämpfer zu verpassen, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab. »Du könntest wenigstens ein bisschen elend aussehen, jeden Morgen brechen oder hin und wieder in Ohnmacht fallen, finde ich.«
»Mir ist es in meinem ganzen Leben noch nie bessergegangen.« Weil es stimmte, stand Margo endlich auf und nahm den Metalldetektor in die Hand. »Selbst mit dem Rauchen aufzuhören war das reinste Kinderspiel. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich eines Tages darauf freuen würde, Mutter zu werden. Und jetzt denke ich an nichts anderes mehr.«
»Du wirst sicher eine phantastische Mutter«, murmelte Kate.
»Und ob.« Margo sah in Richtung von Laura, die zusammen mit ihren beiden kleinen Mädchen kichernd in der Erde buddelte. »Schließlich habe ich hier einen Menschen, von dem ich einiges abgucken kann. Das letzte Jahr war die Hölle für sie, aber trotzdem hat sie nicht einen Augenblick geschwankt.«
»Vernachlässigung, Ehebruch, Scheidung«, zählte Kate leise auf, da sie nicht wollte, dass die unstete Brise ihre Worte zu den Kindern hinübertrug. »Nicht gerade das, was man als Amüsement bezeichnen würde. Aber die Mädchen haben ihr dabei geholfen, ihr Gleichgewicht zu bewahren. Und natürlich das Geschäft.«
»Ja. Apropos Geschäft…« Margo stellte den Detektor aus und stützte sich darauf. »Falls man von den letzten Wochen auf die Zukunft schließen kann, brauchen wir vielleicht bald eine zusätzliche Verkäuferin. Wenn das Baby erst mal da ist, kann ich unmöglich weiter zehn bis zwölf Stunden am Tag arbeiten.«
Hinsichtlich des Ladenbudgets runzelte Kate die Stirn. Mit der eleganten Secondhand-Boutique, die sie in der Cannery Row eröffnet hatten, hatten vor allem Margo und Laura zu tun. Aber als dritte Partnerin in dem unwägbaren Geschäft kümmerte sich Kate, wann immer es ihre Zeit erlaubte, um die Buchhaltung.
»Bis dahin sind es noch über sechs Monate. Also bis kurz vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts. Am besten denken wir über die Einstellung einer Hilfskraft nach, wenn es soweit ist.«
Seufzend gab Margo Kate den Metalldetektor zurück. »Der Laden läuft besser, als auch nur eine von uns erwartet hätte. Meinst du nicht, es wäre langsam an der Zeit, ein bisschen weniger streng mit uns zu sein?«
»Nein.« Kate schaltete den Detektor wieder ein. »Wir haben vor weniger als zwölf Monaten aufgemacht. Wenn du anfängst, Leute einzustellen, geht jede Menge Geld für Sozialversicherung, Lohnsteuer und Arbeitslosenversicherung drauf.«
»Tja, gut, aber …«
»Ich könnte anfangen, an Samstagen auszuhelfen, wenn es nötig ist, und außerdem springe ich gern während meines Urlaubs ein.« Arbeit, dachte sie erneut. Arbeit half, damit man nicht nachdachte. »Dann könnte ich ein paar Wochen lang Vollzeit bei euch mitmachen.«
»Kate, Urlaub bedeutet weiße Sandstrände, Europa, eine’ unartige Affäre – nicht, dass man als Verkäuferin in einem Laden malocht.«
Statt einer Antwort zog Kate matt die Brauen hoch.
»Ich habe vergessen, mit wem ich rede«, murmelte Margo halbwegs betrübt. »Statt dich auch nur einmal im Leben zu amüsieren, schuftest du dich lieber tot.«
»Das habe ich immer nur getan, um ein Gegengewicht zu dir herzustellen, mein Schatz. Nun denn, da ich zu einem Drittel am
Schönen Schein
beteiligt bin, sollte ich natürlich zusehen, dass meine Investition auch Früchte trägt.« Mit gerunzelter Stirn blickte sie unter sich. »Verdammt, hier liegt nicht mal irgendwo ein Kronkorken oder so herum, der den verdammten Metalldetektor piepsen läßt und uns alle wenigstens für eine Sekunde in Aufregung versetzt.«
»Geht es dir gut?« Margo schaute die Freundin mit zusammengekniffenen Augen an. »Du siehst hundemüde aus.« Kaputt, erkannte sie. Kaputt und ungemein gereizt. »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, du bist hier die Schwangere.«
»Das wäre wirklich erstaunlich, da ich seit
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