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So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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in unserem Laden aushelfen werde.«
    »Wir könnten Hilfe brauchen.« Laura setzte sich so, dass sie während der Unterhaltung ihre Töchter im Auge behielt. »Letzten Samstag war wirklich der Teufel los, und ich hatte nur vier Stunden Zeit.«
    »Dann komme ich den ganzen Tag.«
    »Wunderbar.« Margo zupfte ein paar schimmernde Trauben von einem Bund. »Obwohl du dann sicher die ganze Zeit vor dem Computer hocken wirst, um festzustellen, ob uns nicht schon wieder irgendein Fehler unterlaufen ist.«
    »Wenn ihr keine Fehler machen würdet, wäre das nicht erforderlich. Aber …« Sie hob die Hand. »Nächsten Samstag übernehme ich die Kasse, und ich wette mit dir um einen Zwanziger, dass ich bis Ladenschluß mehr drin haben werde als du.«
    »Und wovon träumst du nachts, Powell?«
    Montag morgen dachte Kate weder an Träume noch an die sonntägliche Schatzsuche. Um Punkt neun saß sie mit ihrer’ dritten Tasse Kaffee vor ihrem Computer an ihrem Schreibtisch im Büro. Wie an jedem Tag um diese Zeit hatte sie bereits den marineblauen Nadelstreifen-Blazer über die Stuhllehne gehängt und die Ärmel ihrer gestärkten, weißen Bluse aufgerollt.
    Die Ärmel würden wieder heruntergerollt und die Jacke korrekt angezogen und zugeknöpft, wenn um elf einer ihrer Kunden kam; aber im Augenblick war sie mit ihren Zahlenreihen allein.
    Wie es ihr am besten gefiel.
    Die Herausforderung, dafür zu sorgen, dass die Zahlen tanzten und sich verschoben, bis am Ende jede ordentlich an der richtigen Stelle saß, hatte sie schon immer fasziniert. Das Abebben und Anschwellen von Zinssätzen, Schatzwechseln und offenen Investmentfonds wies eine ganz eigene Schönheit auf. Und außerdem verliehen ihr, so gestand sie sich selbst offen ein, das Verständnis, ja die Bewunderung für die Kapriolen der Finanzwelt und die Fähigkeit, Klienten raten zu können, wie sie ihr schwer verdientes Geld am besten anlegten, eine gewisse Macht.
    Nicht, dass das Geld immer schwer verdient gewesen wäre, dachte sie mit einem verächtlichen Schnauben, als sie den Jahresabschluß auf ihrem Bildschirm sah. Ein Großteil ihrer Klienten hatte sein Geld auf eher altmodische Art verdient.
    Sie hatten es geerbt.
    Noch während sie diesen Gedanken hegte, fuhr sie zusammen, als hätte ihr jemand einen Schlag versetzt. War das der Vater in ihr, der die Nase rümpfte über Menschen, denen ihr Reichtum aufgrund eines Erbes zugefallen war? Sie rieb sich den steifen Nacken und atmete tief durch. Sie müsste damit aufhören, überall Gespenster zu wittern.
    Es war ihr Job, jeden Kunden von Bittie, den sie übernahm, bestmöglich zu beraten. Nein, sie beneidete ihre Klienten – Anwälte, Finanziers, Börsen- und Immobilienmakler – nicht um ihre Reichtümer, sondern arbeitete mit ihnen Hand in Hand, damit jeder die für ihn persönlich besten kurz- und auch langfristigen Anlagetips bekam.
    Das, so erinnerte sie sich, war sie.
    Eindeutig genoß sie die Tatsache, dass der Umgang mit Zahlen verläßlich war. Für sie ergäbe zwei und zwei bis ans Ende ihrer Tage vier.
    Kate wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und blätterte in einer Bilanz des Ever-Spring-Gärtnereibetriebs. In den achtzehn Monaten, seit sie diesen Klienten übernommen hatte, beobachtete sie, wie er das Geschäft langsam und vorsichtig erweiterte. Sie glaubte fest daran, dass man immer langsam und vorsichtig zu Werke gehen sollte, und dieser Kunde hatte auf ihren Rat gehört. Es stimmte, die Ausgaben waren gestiegen, aber die Umsätze rechtfertigten diesen Schritt. Die Zahlungen für die Krankenkassenbeiträge und andere Vergünstigungen der Angestellten waren hoch und schmälerten den Gewinn; aber durch die Templetonsche Erziehung war eine weitere ihrer Überzeugungen die, dass es den Erfolg mit den Menschen, die einem bei der Erreichung des Ziels geholfen hatten, zu teilen galt.
    »Ein gutes Jahr für Bougainvilleen«, murmelte sie und machte sich eine Notiz, dass ihr Klient am besten einen Teil der Gewinne aus dem letzten Vierteljahr in steuerfreien Schuldverschreibungen anlegen sollte.
    Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist, dachte sie, aber nicht einen verdammten Penny mehr.
    »Du siehst phantastisch aus, wenn du gerade mal wieder irgendwelche Pläne ausheckst.«
    Kate blickte auf, und ihre Finger drückten automatisch die Knöpfe für die Datensicherung und den Bildschirmschutz. »Hallo, Roger!«
    Er lehnte lässig im Türrahmen. Affektiert, schloss es Kate wenig schmeichelhaft durch den Kopf. Roger

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