So hell wie der Mond
ein.
»Wir haben nichts gefunden«, beschwerte sie sich jetzt, als hätte sie beim Buddeln im Dreck nicht jede Menge Spaß gehabt. »Es ist langweilig.«
»Ach ja?« Margo nahm ein Stück Käse aus einer Plastikdose. »Ich amüsiere mich allein schon, wenn ich hier sitze und euch zugucke.«
»Tja …« Was auch immer Margo sagte, betrachtete Ali als Gesetz. Die elegante Margo war mit achtzehn von zu Hause fortgelaufen und nach Hollywood gegangen, hatte in Europa gelebt und war in wunderbare, aufregende Skandale verwickelt gewesen. Sie hatte nichts so Gewöhnliches und Schreckliches wie eine Ehe und eine Scheidung durchgemacht. »Vielleicht ist es nicht wirklich doof. Aber ich möchte, dass wir endlich ein paar Münzen finden.«
»Ausdauer«, Kate stupste Ali an, »macht sich bezahlt. Was wäre passiert, wenn Alexander Graham Bell aufgegeben hätte, bevor ihm schließlich sein erstes Telefongespräch gelungen ist? Wenn Indiana Jones nicht die letzte Expedition unternommen hätte?«
»Wenn Armani nicht seinen ersten Saum genäht hätte?« warf Margo ein, worauf sie ein erneutes Kichern der beiden Mädchen erntete.
»Wenn
Star Trek
nicht an Orte gereist wäre, an denen zuvor nie ein Mensch gewesen war?« beendete Laura die Aufzählung und hatte die Freude, ihre Töchter lächeln zu sehen.
»Tja, vielleicht. Dürfen wir noch mal die Münze sehen, Tante Margo?«
Margo griff in ihre Hemdtasche. Sie hatte das alte spanische Goldstück immer dabei. Ali nahm es begierig in die Hand und hielt es bewundernd so, dass Kayla es ebenfalls bestaunen konnte.
»Wie sie blitzt«, sagte Kayla, während sie ehrfürchtig mit einem Finger über die Dublone strich. »Darf ich ein paar Blumen für Seraphina pflücken gehen?«
»Aber sicher doch.« Laura beugte sich vor und küsste sie zärtlich auf den Kopf. »Aber geh nicht alleine an den Rand der Klippe, um sie ins Meer zu werfen, ja?«
»Ich warte auf dich. Schließlich werfen wir die Blumen doch immer zusammen runter.«
»Na ja, ich helfe ihr.« Ali gab Margo die Münze zurück, aber als sie aufstand, verzog sie ihren hübschen Mund zu einem mißmutigen, dünnen Strich. »Es war dumm von Seraphina, dass sie gesprungen ist, nur weil sie Felipe nicht heiraten konnte. Heiraten ist sowieso blöd.« Dann erinnerte sie sich daran, dass auch Margo verheiratet war, und errötete.
»Manchmal«, sagte Laura in ruhigem Ton, »ist eine Ehe wunderbar und warm und stark. Und manchmal ist eine Ehe ’ einfach nicht wunderbar oder warm oder stark genug. Aber du hast recht, Ali, Seraphina hätte nicht springen sollen. Als sie es getan hat, hat sie alles verhindert, was sonst vielleicht noch gekommen wäre, alle Möglichkeiten fortgeworfen, die sich hätten ergeben können. Sie tut mir wirklich leid.« Sie beobachtete, wie ihre Tochter mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern von dannen trottete. »Sie ist so verletzt – und so wütend. Ich weiß einfach nicht, wie ich ihr helfen soll.«
»Sie wird darüber hinwegkommen.« Kate drückte Laura ermutigend die Hand. »Du gehst wunderbar mit den beiden Mädchen um.«
»Seit drei Monaten haben sie Peter nicht mehr gesehen. Er hält es nicht mal für nötig, sie zwischendurch gelegentlich anzurufen.«
»Das ist nicht deine Schuld«, wiederholte Kate. »Du bist für das Verhalten dieses Arschlochs nicht verantwortlich. Sie weiß, dass du nichts dafür kannst – ich bin sicher, in ihrem Innersten weiß sie es.«
»Das hoffe ich.« Laura zuckte mit den Schultern und nahm einen gebratenen Flügel in die Hand. »Kayla macht einfach weiter, als wäre nichts geschehen, während Ali in immer tiefere Grübelei versinkt. Tja, ich schätze, wir sind ein gutes Beispiel dafür, dass Kinder in demselben Haus aufwachsen, von denselben Menschen erzogen werden können – und es trotzdem riesige Unterschiede zwischen ihnen gibt.«
Kate hatte immer noch Magenschmerzen.
»Das stimmt.« Margo kämpfte erfolgreich gegen das Bedürfnis nach einer Zigarette an. »Aber wir sind alle wirklich gut geraten, finde ich. Tja …« Sie sah Kate mit einem zuckersüßen Lächeln an. »Oder fast alle.«
»Nur, weil du das gesagt hast, verspeise ich jetzt das letzte Stück!« Zuerst jedoch wickelte Kate eine Magentablette aus dem Papier. Medikamente halfen ihr zu essen, wenn sie nicht im geringsten hungrig war. Sodbrennen, dachte sie, als sie das leichte Brennen unterhalb ihres Brustbeins bemerkte. Was sollte es sonst sein? »Ich habe zu Margo gesagt, dass ich samstags
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