So hell wie der Mond
Töchter gab. Byron kannte die Frauen, kannte sie gut und wusste genau, was ihm gefiel.
Nein, Kate reizte ihn nicht im mindesten.
Dennoch nagte der Traum weiterhin an ihm, als er sich für den Tag vorbereitete. Er verfolgte ihn bis in den Fitneßraum, geisterte durch seine Gedanken, während er Gewichte stemmte und ruderte, und ließ sich auch nicht verdrängen, als er am Ende der allmorgendlichen Übungen zwanzig Minuten lang mit dem
Wall Street Journal
auf dem Fahrrad saß.
Am besten dächte er an etwas anderes. An das Haus, das er zu kaufen beabsichtigte. Etwas nah am Strand, damit er in der Sonne statt auf dem Laufband joggen könnte. Eigene Räume, überlegte er, eingerichtet nach seinem eigenen Geschmack. Ein Ort, an dem er seinen Rasen mähen könnte, die Musik zu voller Lautstärke aufdrehen, Gäste empfangen oder einfach ganz ruhig und gemütlich alleine sein.
In seiner Kindheit hatte er nur wenige ruhige Abende erlebt. Nicht, dass er den Lärm und die vielen Menschen ablehnte, mit denen er zusammen aufgewachsen war. Er betete seine Schwestern an, hatte ihre sich ständig erweiternden Freundeskreise immer toleriert. Er liebte seine Eltern und hatte ein ausgefülltes gesellschaftliches und familiäres Leben immer als normal angesehen.
In der Tat hatte er aus Ungewißheit, ob er die Trennung von dem Heim seiner Kindertage und seiner Familie ertrug, Josh darum gebeten, die Klausel über die sechsmonatige Probezeit in den Vertrag aufzunehmen.
Obwohl er die Angehörigen vermißte, stellte er fest, dass man auch in Kalifornien glücklich sein konnte. Er war beinahe fünfunddreißig Jahre alt und wollte etwas Eigenes. Seit zwei Generationen war er der erste De Witt, der Georgia verließ. Und er war entschlossen, diesen Schritt gelingen zu lassen.
Zumindest wäre er auf diese Weise von dem nicht unbedingt subtilen Drängen seiner Lieben befreit, endlich zur Ruhe zu kommen, zu heiraten, eine eigene Familie zu gründen. Zumindest würde die Entfernung es seinen Schwestern schwerer machen, ständig Frauen, die ihrer Meinung nach zu ihm paßten, anzuschleppen.
Bisher hatte er die perfekte Partnerin einfach noch nicht kennengelernt.
Als er, zurück in seiner Penthouse-Suite, unter die Dusche trat, dachte er abermals an Kate. Sie war jedoch ganz bestimmt nicht die Richtige für ihn.
Wenn er von ihr träumte, dann nur, weil er am Vorabend mit ihr zusammen gewesen war. Wütend, dass sie ihm immer noch im Kopf herumspukte, drehte Byron das an den Fliesen befestigte Radio auf, bis der Moderator die Zuhörer lautstark aufforderte, ihn anzurufen und ihm Stoff zum Reden zu liefern.
Er machte sich einfach Sorgen um sie, sagte er sich. Sie war so bleich geworden, hatte sich so plötzlich und unerwartet verwundbar gezeigt. Und er hatte schon immer eine Schwäche für Frauen in Not gehabt.
Natürlich war sie ein dummes Huhn, weil sie nicht besser auf sich achtete. Gesundheit und Fitneß waren seiner Meinung nach keine Option, sondern eine Pflicht. Die Frau musste lernen, vernünftig zu essen, weniger Kaffee zu trinken, Sport zu treiben, ein paar Gramm Fett auf die Rippen zu bekommen und nervenstärker zu werden.
Sicher war sie nicht halb so schlimm, wenn sie sich ihre Arroganz abgewöhnte, überlegte er und trat, immer noch das Gebrüll des Moderators im Ohr, aus der Dusche. Sie hatte ihm einen guten Tip gegeben, was das von ihm gesuchte Haus betraf, und über dem gemeinsamen Teller hatten sie sogar ein halbwegs vernünftiges Gespräch geführt.
Außerdem erschien sie ihm in diesem kaum existenten Kleid interessant. Nicht, dass er für sie auch nur die geringste Neugier empfand, versicherte er sich, während er sich Rasierschaum auf die Wangen strich. Aber sie hatte einen gewissen scheuen Reiz, wenn sie gerade mal nicht die Stirn runzelte. Beinahe wie Audrey Hepburn, sein früheres Idol.
Byron fluchte, als er sich beim Rasieren schnitt, und schob sofort Kate die Schuld daran zu. Er hatte keine Zeit, sich Gedanken zu machen über ein knochiges, unfreundliches, zahlenbesessenes Weib. Schließlich war er verantwortlich für den reibungslosen Betrieb mehrerer Hotels.
4
Noch während sie den Termin vereinbarte, wusste Kate, dass es ein Fehler war. Es war, als stochere sie absichtlich in einer Wunde herum, wodurch diese niemals eine Chance auf Heilung bekam. Jener Freund ihres Vaters, Steven Tydings, hatte sich über die Verabredung zum Essen sehr gefreut. Schließlich war sie inzwischen seine Steuerberaterin, und er
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