So hell wie der Mond
Jugend sicher ein Paar reizender Grübchen gewesen war, hatte sich zu Furchen vertieft, die die sexuelle Phantasie sicher sämtlicher Frauen anregten. Das feste Kinn, die gerade Aristokratennase und die dunkelgrünen Augen, die er ganz nach Belieben über einen hinweggleiten lassen konnte, als wäre man unsichtbar, oder unter deren durchdringendem Blick man das Gefühl hatte, er drücke einen mit dem Rücken gegen eine Wand.
Vielleicht einsfünfundachtzig, schätzte sie, mit den langen Gliedern und den kraftvollen Schultern eines Marathonläufers. Und natürlich diese Stimme und diese unmerklich gedehnte Sprechweise, die einen an heiße Sommernächte und an die Behaglichkeit der Südstaaten erinnerten.
Männer wie ihm traute man besser nicht über den Weg.
»Das ist neu«, murmelte er.
Damit er nicht merkte, dass sie ihn mehr oder weniger unverhohlen gemustert hatte, wandte Kate den Blick eilig ab. »Was?«
»Das Parfüm, das Sie benutzen. Paßt besser zu Ihnen als der Geruch nach Seife und Talkumpuder, der Ihnen normalerweise zu gefallen scheint. Eindeutig sexy«, fuhr er fort und lächelte, als er ihre entgeisterte Miene sah. »Keine Spielerei, keine Illusionen.«
Sie kannte ihn seit Monaten, seit er von Atlanta nach Monterey auf Peter Ridgeways Posten im Templeton versetzt worden war. Nach allem, was sie gehört hatte, war er ein gewiefter, erfahrener, kreativer Hotelier, der sich im Verlauf von vierzehn Monaten an die Spitze des Templeton-Imperiums gearbeitet hatte.
Außerdem kam er aus einer reichen, gesellschaftlich angesehenen Familie mit langem Stammbaum.
Bereits bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ihn nicht gemocht und war sich trotz seines tadellosen Benehmens ihr gegenüber sicher gewesen, dass diese Antipathie auf Gegenseitigkeit beruhte.
»Wollen Sie sich an mich ranmachen?«
Er sah sie belustigt an. »Ich habe mir lediglich eine Bemerkung zu Ihrem Parfüm erlaubt, Katherine. Wenn ich mich an Sie ranmachen wollte, würden Sie das sicher merken, ohne lange nachfragen zu müssen.«
Mit einem Schluck leerte sie den Rest in ihrem Champagnerglas. Was, wie sie wusste, angesichts der heraufziehenden Migräne sicherlich ein Fehler war. »Nennen Sie mich nicht Katherine.«
»Irgendwie rutscht mir das immer wieder einfach so heraus.«
»Einfach so.«
»Einfach so. Und wenn ich Ihnen erklären würde, dass Sie heute abend besonders gut aussehen, wäre das eine schlichte Feststellung und kein Anbiederungsmanöver. Trotzdem … Kate! Wir sprachen gerade von Immobilien.«
Immer noch starrte sie ihn böse an. Selbst Margos exklusiver Champagner war zuviel für ihren nervösen Magen. »Ach ja?«
»Oder zumindest wollten wir das. Ich denke darüber nach, hier in der Gegend ein Haus zu kaufen. Da meine sechsmonatige Probezeit beinahe vorüber ist…«
»Sie hatten eine Probezeit?« Die Vorstellung, dass er nur zur Probe im Templeton Kalifornien beschäftigt war, munterte sie sichtlich auf.
»Richtig – sechs Monate, um mich zu entscheiden, ob ich auf Dauer bleiben oder lieber wieder nach Atlanta gehen will.« Er grinste sie fröhlich an. »Es gefällt mir hier – das Meer, die Klippen, die Wälder. Und auch die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, sind wirklich nett. Aber ich habe nicht die Absicht, auf Dauer im Hotel zu wohnen, so gut und liebevoll es auch geführt sein mag.«
Kate zuckte mit den Schultern. Es ärgerte sie, dass der Champagner schwer wie Blei unter ihrem Brustbein lag. »Ihre Sache, De Witt, nicht meine.«
Auch mit ihrer Gereiztheit, dachte er geduldig, brächte sie ihn nicht ab von seinem Ziel. »Sie kennen die Gegend, haben Kontakte und einen guten Blick für Qualität und Wert. Ich dachte, Sie könnten es mich vielleicht wissen lassen, falls Ihnen mal ein interessantes Objekt zu Ohren kommt – am liebsten nicht allzu weit von hier entfernt.«
»Ich bin keine Maklerin«, murmelte sie.
»Gut. Das bedeutet, dass ich mir keine Gedanken über Ihre Gebühren machen muss.«
Da sie es zu schätzen wusste, wenn ein Mensch Sinn fürs Geschäft bewies, zeigte sie sich nachgiebig. »Es gibt da ein Haus – vielleicht ein bisschen zu groß für Ihre Bedürfnisse.«
»Ich mag es groß.«
»Hätte ich mir denken können. Es liegt in der Nähe vom Pebble Beach. Vier oder fünf Schlafzimmer, ich weiß nicht mehr genau. Und zwar steht es ein wenig abseits hinter einer Reihe von Zypressen versteckt, hat einen hübschen Garten und sowohl vorne als auch hinten jeweils eine große
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