So hell wie der Mond
ich.«
»Er hatte einfach das Gefühl, wenn ihm erst mal der Durchbruch gelänge, ließe sich darauf etwas aufbauen. Das Potential, den Grips hatte er dazu. Line war ein cleverer, hart arbeitender Mann. Ein guter Freund. Mit einer Schwäche – er wollte immer mehr, als er besaß. Vor allem für dich hat er immer nur das Beste gewollt.«
Tydings’ Lächeln wurde wieder breiter. »Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem du auf die Welt gekommen bist, Katie: wie er da stand und dich durch die Glasscheibe betrachtet und all diese großen Pläne für dich geschmiedet hat. Er wollte dir alles ermöglichen, und sich mit weniger bescheiden zu müssen, war wirklich hart für ihn.«
Sie hätte gar nicht alles gebraucht, dachte Kate, nachdem Tydings gegangen war, nur Eltern, deren Liebe ihr und auch einander galt. Aber jetzt müsste sie mit dem Wissen leben, dass das, was ihr Vater am meisten geliebt hatte, sein eigener Ehrgeiz gewesen war.
»Stimmt etwas nicht mit dem Salat?«
. Sie blickte auf und ballte die Hand, die sie wie zum Schutz auf ihren Bauch gelegt hatte, als sie plötzlich Byron auf dem von Tydings geräumten Platz sitzen sah. »Sind Sie heute für das Restaurant zuständig? Ich dachte, die oberen Chargen blieben immer in den luftigen Höhen des Penthouses.«
»Oh, hin und wieder mischen wir uns auch unter das gewöhnliche Volk in den unteren Etagen.« Er winkte eine Kellnerin herbei. Seit zehn Minuten beobachtete er Kate schon. Statt zu essen, hatte sie vollkommen reglos dagesessen und mit großen, unglücklichen Augen aus dem Fenster gestarrt. »Zweimal die Hühnerbrühe«, bestellte er.
»Ich möchte nichts.«
»Und ich hasse es, alleine zu essen«, sagte er gelassen, während die Kellnerin den Tisch abzuräumen begann. »Wenn Sie wollen, spielen Sie einfach ebenso damit herum wie vorher mit dem Salat. Aber falls Sie sich nicht gut fühlen, ist eine Hühnerbrühe genau das richtige.«
»Es geht mir gut. Ich hatte eben ein Geschäftsessen.« Kate strich über die Serviette in ihrem Schloss. Sie war noch nicht bereit zu gehen, wusste nicht, ob ihre Beine sie tragen würden, stünde sie jetzt auf. »Wer hat da schon Lust zu essen?«
»Jeder.« Er beugte sich vor und schenkte ihnen beiden jeweils ein Glas Mineralwasser ein. »Sie sehen unglücklich aus.«
»Ich habe einen Klienten mit einer unausgeglichenen Bilanz. Das macht mich immer unglücklich. Was wollen Sie, De Witt?«
»Einen Teller Suppe und vielleicht ein kurzes Gespräch. Wissen Sie, schon als Kind habe ich beim Essen gern Gespräche geführt. Eine Angewohnheit, die sich einfach nicht abschütteln läßt. Danke, Lorna«, sagte er, als die Kellnerin mit einem Korb warmer Brötchen kam. »Mir ist aufgefallen, dass Sie auf diesem Gebiet ein paar Schwierigkeiten haben. Und da würde ich Ihnen gerne behilflich sein, als eine Art Trainingspartner.«
»Ich mag keinen Smalltalk.«
»Da sehen Sie’s. Ich schon!« Er hielt ihr ein von ihm durchgebrochenes, mit Butter bestrichenes Brötchen hin. »In der Tat interessiere ich mich für jede Art von Gespräch. Ausführlich, kurz, bedeutunglos oder tiefschürfend. Warum fangen wir diese Unterrichtsstunde nicht mit dem Punkt an, dass ich einen Besichtigungstermin für das von Ihnen empfohlene Haus vereinbart habe.«
»Wie schön für Sie!« Da sie das Brötchen in der Hand hatte, knabberte sie vorsichtig daran herum.
»Die Maklerin lobte Sie über den grünen Klee.« Als Kate nur knurrte und dann stirnrunzelnd auf den Teller Suppe starrte, der ihr unter die Nase geschoben wurde, hätte Byron beinahe gegrinst. Sie stellte eine Herausforderung dar, der er einfach nicht widerstehen konnte. »Vielleicht nehme ich Ihre Dienste bald selbst in Anspruch; denn schließlich bleibe ich jetzt hier in Monterey, und da wäre es wohl nicht sehr sinnvoll, meinen Steuerberater in Georgia zu behalten, was meinen Sie?«
»Es ist nicht erforderlich, dort seinen Steuerberater zu haben, wo man wohnt. Wenn Sie mit seiner Arbeit zufrieden sind, bleiben Sie ruhig bei ihm.«
»Mit derartigen Ratschlägen belebt man wohl kaum das eigene Geschäft. Außerdem habe ich neben der Angewohnheit zu reden auch die Angewohnheit zu essen, wenn es etwas gibt«, fuhr er gemütlich fort. »Falls Sie auch auf diesem Gebiet Hilfe nötig haben, lassen Sie mich Ihnen sagen, dass man damit anfängt, indem man den Löffel in die Suppe taucht.«
»Ich habe keinen Hunger.«
»Sehen Sie es als eine Art Medizin. Vielleicht kriegen Sie ja
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