So hoch wie der Himmel
berief er um elf Uhr für das Hotel und um zwei für das dazugehörige Freizeit-Center eine Zusammenkunft sämtlicher Angestellten ein. Obgleich es bereits nach sechs war, kontaktierte er den Rechtsberater des Hotels und hinterließ eine Dringlichkeitsnachricht auf seinem Anrufbeantworter; diese Herren bat er zu einem Treffen um Punkt neun Uhr in seinem Büro im Penthouse.
Höchstwahrscheinlich würde Ridgeway versuchen, gerichtlich gegen seine fristlose Entlassung vorzugehen. Josh bereitete sich also sicherheitshalber auf alle Eventualitäten vor.
Er wandte sich abermals dem Keyboard zu und fing ein weiteres Memorandum an, in dem er die früheren Angestellten-Rabatte auf sämtliche Templeton-Einrichtungen wieder einführte. Diese Maßnahme würde hoffentlich die Moral der Leute heben.
Margo stand in der offenen Tür und sah ihm bei der Arbeit zu. Es war ein angenehmer Schock, zu entdecken, dass sein Anblick ihr Blut auch in so einer Situation in Wallung brachte. Die gelockerte Krawatte, das wirre Haar, der dunkle, konzentrierte Blick erregten sie.
Seltsam, sie hätte niemals gedacht, dass Josh Arbeit, gleich welcher Art, immer ernst nahm. Außerdem hätte sie niemals gedacht, dass der Anblick eines Mannes am Schreibtisch sie je nach Atem ringen ließe.
Vielleicht lag es an der monatelangen, selbst auferlegten Enthaltsamkeit, vielleicht aber auch an dem schwindelerregenden Erfolg, den sie an diesem Tag erlebt hatte. Oder es war einfach Josh! Aber momentan war sie wegen einer einzigen Sache hier – sie wollte guten, heißen, schweißtreibenden Sex. Und unverrichteter Dinge ginge sie nicht wieder fort.
Leise schloß sie die Tür und drehte den Schlüssel um. »Hallöchen«, murmelte sie, und ihr Herz machte einen Satz, als sein Kopf hochschoß wie der eines Wolfes, der den Duft einer Wölfin schnupperte. »Der Sprößling schuftet. Wie eindrucksvoll!«
Ihr eigener Anblick war ihr ebenfalls klar – schließlich hatte sie hart genug daran gearbeitet –, so dass sie selbstbewußt mit wiegenden Hüften vor seinen Schreibtisch trat, eine eisgekühlte Flasche Champagner vor ihn stellte und fragte: »Störe ich?«
Wie sie so auf ihn zukam, war es bereits um ihn geschehen. Beinahe hätte er sie angeschnauzt. »Ja, aber laß dich dadurch nicht einschüchtern.« Er blickte auf die Flasche und wieder in ihr glühendes Gesicht. »Also, wie war dein Tag?«
»Oh, nicht der Rede wert!« Sie beugte sich über den Schreibtisch, wodurch sie ihm einen verführerischen Blick auf das perlweiße Spitzendessous unter ihrem Ausschnitt bot. »Wir haben nur ein paar Kleinigkeiten für insgesamt fünfzehntausend Dollar verkauft.« Sie zog an einer Strähne seines Haars. »Fünfzehntausendsechshundertundfünfundsiebzig Dollar und achtzehn Cent«, jubelte sie.
Sie sprang einen Schritt zurück und wirbelte im Kreis. »Weißt du, wie ich mich gefühlt habe, als mein Gesicht zum ersten Mal auf der Titelseite der
Vogue
zu sehen war?«
»Nein.«
»Genau so. Ich dachte, ich werde verrückt. Um sechs Uhr habe ich zugemacht und es war noch eine halbe Flasche Champagner da. Ganz alleine habe ich sie mir reingezogen. Und dann ist mir klar geworden, dass ich nicht einsam vor mich hin trinken will. Laß uns gemeinsam einen heben und einfach verrückt sein, ja?«
Er stand auf und wickelte die Folie vom Flaschenhals. Natürlich stammte der Glanz in ihren Augen zumindest teilweise vom Champagner. »Nach allem, was du eben gebeichtet hast, scheinst du bereits angeheitert und verrückt zu sein.«
»Nur halb.«
Der Korken löste sich mit einem Knall. »Das können wir ändern.« Er ging in die Küche, stellte die Flasche auf die granitfarben geflieste Anrichte und holte zwei Gläser aus einer Eichenkredenz.
»Das liegt dir einfach, nicht wahr? Dinge verändern. Du hast auch mich verändert, Josh, und dafür danke ich dir.«
»Nein.« Sie sollte ihm nicht dankbar sein. »Es ist ganz allein dein Werk.«
»Wobei ich erst angefangen habe und noch lange nicht fertig bin mit meiner Entwicklung.« Sie stieß mit ihm an. »Aber, Himmel, die Ouvertüre war nicht schlecht.«
»Dann also auf den »›Schönen Schein‹!«
»Worauf du deinen anbetungswürdigen Arsch verwetten kannst. Ich weiß, dass es nicht jeden Tag so laufen wird. Das wäre ein Ding der Unmöglichkeit.« Energiegeladen stapfte sie in sein Büro zurück. »Kate sagt, wir sollten uns darauf gefaßt machen, dass die Verkäufe erst runtergehen, ehe sich alles bei einem durchschnittlichen
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