So hoch wie der Himmel
schmierigen Pseudokünstler einzulassen, der dich die ganze Zeit nur ausgenutzt hat.«
»Vielen Dank, dass du mich daran erinnerst.«
»Nichts zu danken, gern geschehen.«
»Und da du gerade davon sprichst, gebe ich auch gleich zu, dass ich mit meinem schlechten Geschmack und meiner Idiotie mehr als einmal auf die Nase gefallen bin.« Sie riß an ihren Armen und kochte vor Zorn, als er sie immer noch umklammert hielt. »Aber damit ist es jetzt vorbei. Inzwischen habe ich mein Leben selbst in die Hand genommen, verdammt noch mal! Und ich setze die Scherben Stück für Stück wieder zusammen. Was du noch niemals musstest. Ich bin das Risiko eingegangen, ich habe die Arbeit auf mich genommen, ich…«
»Und deshalb bin ich stolz auf dich.« Indem er ihre Fäuste an seine Lippen hob, brachte er sie vollends aus dem Konzept.
»Jetzt komm mir bloß nicht damit!«
»Stolz auf die Art, in der du alles, was nötig war, bewältigt hast und dabei etwas Einzigartiges und Aufregendes herausgekommen ist.« Er öffnete ihre Finger und hob ihre Handballen an seinen Mund. »Ich bin stolz und gerührt. Gerührt, dass du auch die Herausforderung des heutigen Abends bravourös annahmst.«
»Zur Hölle mit dir, Josh!«
»Ich liebe dich, Margo.« Seine Miene wurde etwas schief. »Vielleicht habe ich dich früher nur aufgrund meines schlechten Geschmacks geliebt. Aber die Frau, mit der ich jetzt zusammen bin, liebe ich noch mehr.«
Überwältigt legte sie ihren Kopf an seine Stirn. »Wie schaffst du es nur, mir bei jedem Streit den Wind aus den Segeln zu nehmen? Ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, weshalb ich überhaupt wütend auf dich war.«
»Komm her!« Er zog sie an seine Brust. »Wir wollen doch mal sehen, was ich dich sonst noch alles vergessen lassen kann.«
Später, als sie zusammengerollt neben ihm lag, das Gewicht seines Arms auf ihrem Bauch, das Geräusch seines beständigen Herzschlags an ihrem Ohr, fiel ihr alles wieder ein. Sie hatten, so erkannte sie, nicht eines ihrer Probleme gelöst. Warum war eigentlich die Verständigung zwischen zwei Menschen, die einander so lange und so gut kannten wie sie, derart schwierig?
Bis heute abend hatte sie sich der Männer, die in ihrem Leben aufgetaucht waren, nie geschämt. Schließlich hatte sie Spaß, Aufregung, Romantik ununterbrochen gesucht. Die meisten Frauen hatten sie als Konkurrentin angesehen. Selbst in ihrer Kinderzeit gab es außer Laura und Kate nur wenige Freundinnen.
Aber Männer …
Seufzend schloß sie die Augen.
Männer verstand sie und erkannte bereits als Jugendliche, dass sich durch Schönheit und Sex eine Menge Macht gewinnen ließ. Diese Macht hatte sie genutzt, doch niemals einem Menschen absichtlich weh getan. Niemals war sie eingestiegen, wenn die Gefahr bestand, dass eine der beiden Seiten echte Schmerzen litt. Nein, sie hatte ihre Partner immer sorgsam ausgewählt. Ältere, erfahrene Männer, solche mit gutem Benehmen, dicken Brieftaschen und Herzen, zu denen niemand vordrang.
Keiner von ihnen hatte sich je in ihre Karriere, ihren Ehrgeiz eingemischt, denn die Regeln waren einfach und wurden stets befolgt.
Spaß, Aufregung, Romantik. Keine Auseinandersetzungen, keine Wortgefechte, kein Groll, wenn man weiterzog.
Kein Gefühl. Aber auch keine Verantwortung.
Und nun war da plötzlich Josh. In bezug auf ihn galten andere Regeln. Oh, der Spaß, die Aufregung und die Romantik fehlten keineswegs. Aber zugleich gab es auch Auseinandersetzungen und Streit.
Folgte daraus nicht, dass zumindest einer von ihnen früher oder später Schaden nahm?
So sehr er sie auch liebte, vertraute er ihr doch nicht. Und außer dem Vertrauen fehlte ihm Respekt.
Er liebte die Frau, mit der er jetzt zusammen war, hatte er gesagt. Aber anscheinend lauerte er, ob sie davonlief oder blieb. Und tief in ihrem Inneren überlegte sie das ebenfalls.
Schließlich war er ein von Geburt an privilegierter Mensch, hatte den ererbten Vorteil, alles – und jeden – auswählen zu können, wie es ihm gefiel. Wenn es stimmte, dass er so lange gewartet hatte auf seine Chance, dann war das sicher – typisch Josh – eine unterhaltsame Herausforderung für ihn.
Aber nun, da diese Herausforderung wegfiel …
»Ich werde dich hassen, falls es zur Trennung kommt«, murmelte sie und drückte ihm einen Kuß aufs Schulterblatt. »Wer dann auch die Schuld trägt, auf alle Fälle werde ich dich hassen.« Sie schmiegte sich enger an seinen Leib und wünschte sich, er würde erwachen
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