So hoch wie der Himmel
fanatisch glühte.
Erschüttert war sie in ihr Bad gerannt, hatte eilig heißes Wasser und reichlich Badesalz in die klauenfüßige Wanne gefüllt, sich eine Maske aufs Gesicht gelegt, den Körper mit heißem Öl massiert und zu einer Maniküre angesetzt – nur um sich zu beweisen, dass sie noch zurechnungsfähig war.
Nun, nach sechs Wochen Streß ohne Unterbrechung nahm ihr Traum Gestalt an. Die geschmirgelten und dreifach versiegelten Böden schimmerten, die Wände – ihr persönlicher Stolz – verströmten einen warmen, weichen Rosaton, und die Fenster, die sie nach dem Geheimrezept ihrer Mutter mit Essig und Spucke gewienert hatte, erstrahlten in nie gekanntem Glanz. Die Eisentreppe und das Geländer waren sicher festgemacht und wiesen eine neue Vergoldung auf.
Die Fliesen in den Bädern hatte sie gnadenlos geschrubbt und dann frisch verfugen lassen; an den Haken hingen zarte Handtücher mit Spitzenrand.
Alles schimmerte rosig-goldig-frisch.
»Es ist wie bei Dorian Gray«, stellte Margo fest, während sie zusammen mit Laura im Hauptverkaufsraum saß und mit der Auszeichnung des Inhalts einer Kiste haderte.
»Findest du?«
»Allerdings. Der Laden wird immer hübscher und vielversprechender.« Sie kniff sich vergnügt in die Wangen. »Und ich bin das im Schrank versteckte Bild.«
»Vielleicht ist das die Erklärung für die Warzen.«
»Warzen?« Panik wallte in ihr auf. »Welche Warzen?«
»Reg dich ab.« Zum ersten Mal seit Tagen lachte Laura wieder. »Ich habe nur einen Scherz gemacht.«
»Himmel, nächstes Mal schießt du mir besser gleich in den Kopf.« Nachdem ihr Blutdruck sich beruhigt hatte, hielt Margo Laura eine mit stilisierten Blumen bemalte Fayence-Vase hin. »Was meinst du? Immerhin ist es ein echtes Doulton-Stück.«
Es wäre sinnlos, Margo nach dem Einkaufspreis zu fragen. Sie wüßte es ganz sicher nicht. Also deutete Laura wie bereits so oft zuvor auf die Preisführer und Kataloge, die sich auf einem der Tische stapelten. »Hast du schon nachgeguckt?«
»Flüchtig.« Im Laufe der letzten Wochen hatte Margo Preisführer lieben und gleichzeitig hassen gelernt. Sie liebte es, Preise festzusetzen, zu denen sich ihr Inventar verkaufen ließ; doch zugleich haßte sie die Erkenntnis, wieviel Geld ihr bereits durch die Finger geronnen war. »Hundertfünfzig, glaube ich.«
»Also gut.«
Die Zunge zwischen den Zähnen, tippte Margo langsam auf die Tasten des Laptops, ohne den sie, wie Kate behauptete, keine richtige Geschäftsfrau war. »Artikel Nummer 481 … G wie Geschirr oder S wie Sammlerstück?«
»Hm, ich würde sagen, G. Glücklicherweise ist Kate ja im Augenblick nicht da, so dass sie uns nicht widersprechen kann.«
»481-G. Verdammt, ich habe G gesagt.« Sie löschte und versuchte es ein zweites Mal. »Einhundertfünfzig.« Auch wenn dies sicher nicht unbedingt die effizienteste Arbeitsmethode war, befestigte Margo das Preisschild an der Vase, stand auf, trug sie zu dem Regal, in dem bereits eine große Zahl von Objekten stand, kam zurück und zündete sich eine Zigarette an. »Was, zum Teufel, machen wir hier bloß?«
»Wir amüsieren uns. Warum hast du jemals so etwas gekauft?«
Margo sog an ihrer Zigarette und sah nachdenklich auf eine zweifellos potthäßliche Amphore, die durch Griffe in Form von Flügeln verunziert war. »Offenbar habe ich da gerade einen schlechten Tag gehabt.«
»Tja, es ist ein Stinton-Stück, und handsigniert – vielleicht …« Laura blätterte eilig einen der Kataloge durch. »Ungefähr viertausendfünfhundert, steht hier.«
»Tatsächlich?« Hatte sie glatt mal so viel Geld für eine solche Nichtigkeit bezahlt? Sie schob Laura den Laptop hin. »Morgen wird das Schild über dem Fenster angebracht. Und für zwei Uhr hat sich das Team von
Entertainment Today
angesagt.«
»Bist du sicher, dass du das auch willst?«
»Mach keine Witze! Eine bessere Gratiswerbung können wir gar nicht kriegen.« Margo streckte ihre Arme aus. Allmählich hatte sie sich beinahe an den ständigen Schulterschmerz gewöhnt. »Außerdem bekomme ich auf diese Weise endlich mal wieder die Gelegenheit, mich herauszuputzen und vor einer Kamera zu stehen. Soll ich das grüne Kostüm von Armani oder das blaue von Valentino anziehen?«
»An dem Armani-Kostüm haben wir bereits ein Preisschild festgemacht.«
»Also gut. Dann eben Valentino.«
»Solange dir dabei nicht unbehaglich ist.«
»In einem Valentino-Kostüm habe ich mich bisher noch immer wohl gefühlt.«
»Du
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