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So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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je Krieg geführt?«
    »Is das so ähnlich wie ’n Land?«
    »Es ist… Du weißt schon: Krieg.«
    »Krieg?«
    »Krieg.«
    »Versteh ich nich, Mister Aquinas.«
    Bonenfant stand auf, seine Augen blitzen wie frisch geschliffene Dolche in Aquinas’ Richtung. »Hohes Gericht, ich beantrage, daß sämtliche Äußerungen dieses Zeugen aus dem Protokoll gestrichen werden. Er hat über Atomwaffen keinerlei Sachkenntnisse.«
    »Mister Aquinas«, erkundigte Richterin Jefferson sich beim Oberstaatsanwalt, »haben Sie vor, dem Zeugen auch für die Verhandlung relevante Fragen zu stellen?«
    »Jared Seldins Aussage verfolgt den Sinn«, antwortete Aquinas, »die politisch-ethische Kurzsichtigkeit der Angeklagten zu verdeutlichen.«
    »Mangel an Weitsicht ist kein Verbrechen, Sir«, erwiderte Richterin Jefferson.
    »Dann eben Fahrlässigkeit«, sagte der Ankläger. »Verbrecherische, grobe Fahrlässigkeit.«
    »Darüber obliegt die Entscheidung mir, Mister Aquinas, nicht Ihnen«, entgegnete Richterin Jefferson, »und mein Beschluß lautet, daß die Aussagen des Zeugen Jared Seldin in toto aus dem Protokoll gestrichen werden.«
    Henker und Wengernook stießen mit Kakaobechern an.
    »Damit ist die Beweisaufnahme für die Staatsanwaltschaft abgeschlossen«, sagte Aquinas in halblautem, gemäßigtem Tonfall.
    »Beweisaufnahme?« fragte Henker. »Welche Beweise?«
    »Ich habe keine Beweise gehört«, sagte Wengernook.
    Der Oberstaatsanwalt kehrte mit einem Lächeln an seinen Tisch zurück, das wirkte, als ob Angelhaken ihm die Mundwinkel nach unten zögen.
    »Der Teil, der die Abschaffung der Atomwaffen betraf, war interessant, finden Sie nicht?« fragte George.
    »Abschreckung ohne Waffen ist wie Ficken ohne Körper«, sagte Wengernook. »Es bringt nichts.«
    »Wie Rauch ohne Feuer«, meinte Randstable.
    »Alles nur Schall und Rauch«, trumpfe Henker auf.
    »Vor allem«, sagte Overwhite, »wenn man eine Behörde mit so klitzekleinem Etat hat.«
    Hätte Holly überlebt, fragte sich George, wäre sie dann wohl zum Mars geflogen?

 
KAPITEL 14
     
    Worin die Atomkriegsstrategen sich vor Gericht rechtfertigen dürfen

Am 17. März, an dem sich die lange Polarnacht über den Kontinent breitete, Gletscher aus Kohle und Berge von Pech schuf, machte Martin Bonenfant sich an die Aufgabe, die Unschuld der Angeklagten nachzuweisen.
    Überall im Gerichtssaal flackerten Flämmchen an mit Mörderwaltran und Weddellrobbenöl getränkten Lampendochten. Unregelmäßige Schemen umschlichen das Panzerglas der Anklagebank. Bonenfants Jungengesicht glühte, als ob in seinem Schädel eine Kerze lohte.
    »Ich bitte Generalmajor Roger Tarmac in den Zeugenstand.«
    Furchtlos erhob Henker sich von seinem Platz.
    »Bestimmt halten Sie sich großartig«, sagte Wengernook.
    »Hals- und Beinbruch«, wünschte ihm Randstable, der gerade sein kleines Reiseschach vor sich aufbaute.
    »Viel Glück«, sagte George, der in seiner Phantasie dauernd Schüler und Schülerinnen sah, die Mittelstreckenraketen in einen Vulkan hinabsenkten.
    Durch Bonenfant dazu aufgefordert, gab Henker eine regelrecht spannende Schilderung seiner Jugend in Indiana, aus der das Tribunal erfuhr, er hatte bei zwei verschiedenen Gelegenheiten Mitschüler vor dem Ertrinken im Muscataruck gerettet. Danach hatte er die Luftwaffenakademie absolviert, einen monumentalen Aufstieg durch die Dienstgrade genommen und in der ehemaligen Stadt Omaha eine brillante Karriere als Zielbenenner des Strategischen Luftwaffen-Oberkommandos angetreten.
    »Vor einigen Tagen«, sagte Bonenfant, »ist Ihr Name von Quentin Flood, dem Gründer einer Vereinigung namens Generale gegen Atomwaffen, während seiner Zeugenaussage erwähnt worden.«
    Mit einem ARES-Montur-Handschuh putzte Henker seine Kriegsverdienstmedaille. »Im Zusammenhang mit einem meiner Aufsätze: ›Theorie der Triade und landgestützte Verteidigung – unsere Achillesferse.‹«
    »Dieser Artikel hat auf ein Problem in bezug auf die Schutzengel-Raketen Ihres Landes hingewiesen«, sagte Bonenfant.
    »Amerikas Sicherheit hat traditionell auf drei Beinen gestanden, der Triade. Erstens hatten wir seegestützte, in U-Booten stationierte Interkontinentalraketen. Zweitens gab es bemannte Bomber. Und der dritte Faktor, den ich als unsere Achillesferse erkannt hatte, waren unsere landgestützten Schutzengel-Raketen.«
    »Wieso waren sie zur Achillesferse geworden?«
    »Wegen der SS Sechzig, vierhundertdreißig hochgradig treffsicheren russischen

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