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So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Sie an das Freundschaftsspiel, Mister Valentine.«
    »Mister Murcheson, Sie werden das Ding rechtzeitig vor dem Scheißspiel Heer gegen Marine zur Verfügung haben.«
    *
    Robert Wengernook bewährte sich als verkaufsförderlicher Popularisator der ARES-Monturen erheblich besser, als irgendwer beim Eschatologischen Institut es erwartet hatte. Sieben Sekunden nach der erstmaligen Ausstrahlung des Werbespots läutete John Frostigs Telefon. Der Anrufer war der Vorsitzende des Wildgrover Stadtrats; er orderte zwei Monturen für Erwachsene und drei in Kindergrößen. Kaum hatte John den Hörer aufgelegt, klingelte das Telefon wieder. Der Rektor der Wildgrover Mittelschule bestellte sieben Monturen.
    Am Erntedankfest Ende November unterhielt John außer seinem Lieferwagen bereits ein jeden Abend bis 21 Uhr geöffnetes Ladengeschäft, Frostigs Fachausstatter für Zivilschutz.
    Amerika verwandelte sich in ein Land der Weißen Wehr. Vom einen von der Sonne begleißten Ozean zum anderen fingen die Bürger an ihre ARES-Schutzanzüge als Alltagskleidung zu tragen. Fröhlich meisterten sie die schwierige Kunst, in andauerndem Gefaßtsein aufs Herabhageln der feindlichen Sprengköpfe zu essen, zu schlafen und zu spielen. Die Anzüge verhießen nicht nur Schutz in Zeiten des nuklearen Schlagabtauschs, sondern entmutigten auch Ganoven und Sittenstrolche.
    Auch Randgewerbe blühten. Es gab kaum einen Kleinunternehmer, der nicht wenigstens durch die Trockenreinigung von ARES-Monturen oder ihr Verzieren mit Schärpen, Gamsbärten, Schmucksteinen und dekorativem Besatz ein wenig Gewinn zu machen verstanden hätte. Häufig schrieben kleine Mädchen auf ihren Wunschzettel an den Weihnachtsmann Miniatur-ARES-Monturen für ihre Puppen. Überall bepappte man seine Monturen mit aus feuerfestem Draht geflochtenen Aufklebern: ZIVILSCHUTZ = EIGENNUTZ – WO BITTE GEHT’S ZUR FRONT? – HAUT PROTECTION CIVILE - ABSCHRECKUNG IN PERSON.
    Einblendung eines Dorfs im Europa des Mittelalters. Eine Horde fetter, bärtiger Räuber fällt blindwütig über das Dorf her und brandschatzt die Hütten der Bewohner. Frauen und Kinder ergreifen in Panik die Flucht. Die Männer werden von den Räubern mit Speeren, Äxten und Schwertern niedergemetzelt.
    SPRECHER (aus dem Off): Die Gefahr es hat sie immer gegeben. Es wird sie immer geben. Wo man Freiheit findet, drohen auch Kräfte, die sie vernichten wollen.
    Auf einem weißen Schlachtroß sprengt ein Ritter ins Dorf. Auf seiner Rüstung spiegelt sich der Feuerschein der brennenden Hütten. Er sitzt ab, zieht sein Schwert und attackiert die Räuber. Gegen seinen Brustpanzer und das Kettenhemd bleiben ihre Waffen wirkungslos.
    Sprecher: Aber gegen jede Gefahr gibt es eine Abwehr. In früheren Zeiten schützten Rüstungen vor Schwertern. Heute schützen ARES-Monturen gegen Druckwellen, Hitze und Fallout.
    Als der siegreiche Ritter den Helm abnimmt, wird seine Rüstung wie durch Zauberei zu einer besonders grazil geschnittenen ARES-Montur. Überraschung: Der Ritter ist eine Frau. Sie schüttelt den Kopf, so daß sie rings leuchtendblondes Haar umwirbelt. Der Hintergrund verschwimmt. An seiner Stelle erscheint ein gutbürgerliches Wohnzimmer. Der Ehemann der Frau kommt gelaufen, gefolgt von Kindern.
    VATER: Marge, du hast dich zum Kauf entschlossen! Du warst beim Händler des Eschatologischen Instituts.
    MUTTER: Jede Abschreckung taugt nur soviel wie die Menschen, die sich durch sie schützen, Stan.
    VATER: Ich bin froh, daß wir unsere Aussprache hatten.
    Ausblendung.
    Als Justine Paxton während des Spiels Heer gegen Marine den Dreißig-Sekunden-Werbespot sah, gelangte sie zu der Einschätzung, daß sie die Mutter besser als die Frau gespielt hätte, die die Rolle gehabt hatte.
    Ihre Schauspiellehrerin stimmte ihr zu.
    *
    Eines bitterkalten Dezembermorgens merkte George plötzlich, während er an seiner Werkbank saß und an einer Schablone die letzten Feinheiten vollendete, wie ihn ein Gefühl des Wohlwollens erfaßte. Er hatte den Eindruck, daß das Gefühl seinen Ursprung außerhalb seiner selbst hatte. Er drehte sich um.
    Mit gehobenem Schleier stand das Gespenst mitten in der Werkstatt und lächelte. Eine Handtasche baumelte vom in Schwarz gehüllten Arm der Frau. Sehnsüchtig besah sie sich das aus südafrikanischem Granit gehauene Modell Nr. 7034. Der Granit war schwärzer als ihre Augen, vom schwärzesten Schwarz, wie Arthur Crippen sich ausdrückte.
    »Mein Name ist Nadine Covington«, sagte die Frau. Wie

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