So nah am Leben
herzliche Zugewandtheit und ein großes Maß an gegenseitigem Interesse.
Am Abend fängt es an zu regnen, und Samantha nimmt sich vor, daß, wenn es morgen früh immer noch regnet, sie nun doch einmal zusammenfassen wird, was sie von dieser Reise mit nach Hause nimmt.
Der Regen weckt sie durch das Prasseln auf dem Blechdach. Sie beschließt, im Bett zu bleiben und es sich unter der Decke gemütlich zu machen.
Das Zimmer liegt auf der wind- und regenabgewandten Seite, und so kann sie das Fenster ein wenig öffnen. Die Luft ist mild, wenn auch feucht, und es duftet nach den Rosen, die unter ihrem Fenster wachsen. Sie baut sich die Kissen in ihrem Rücken zu einem bequemen Lager und kuschelt sich unter die Decke.
Was ist das Entscheidende an dieser Reise gewesen? Was von dem, was sie sich im Vorfeld von dieser Reise versprochen hatte, hat sich erfüllt?
Sie wollte etwas Ungewöhnliches tun, um ihren Kopf wieder klarzubekommen und einen Hinweis zu erhalten, was sie mit dem Rest ihres Lebens konkret anfangen möchte. Ihren Kopf hat sie klarbekommen, mehr noch, sie hat sich mit sehr vielen Dingen auseinandergesetzt, die sie allesamt ein Stück weitergebracht haben, auch wenn sie das Ausmaß und die Folgen noch nicht absehen kann. Und Hinweise hat sie auch erhalten. Es sind zwei Dinge, die ihr dazu sofort einfallen. Zum einen sei da ein „Herz-Stimmen-Training“ zu konzipieren, um für Seelen den Raum zu schaffen, sich frei entfalten zu können und zu gesunden, und zum anderen erinnert sie sich an etwas, das da lautet: „All das Wissen, das du angesammelt hast, gehört nicht dir. Es ist deine Aufgabe, es weiterzugeben.“
Insoweit hat sich erfüllt, was sie sich erhoffte.
Bezüglich ihrer Erfahrungen und Erkenntnisse gelingt ihr ein Resümee nicht so einfach. Es waren so viele Tage und so viele Themen. Und obwohl es erst ein paar Tage her ist, daß sie Santiago erreicht hat, erscheint es ihr bereits so weit weg. Ein ganz seltsames Gefühl. Sie hat den Eindruck, daß sie irgendwie schon alles wieder losgelassen hat. Das kommt ihr sehr sonderbar vor. Irgendwie hatte sie die Absicht im Kopf, noch viele Wochen von alledem zu zehren und sich zu erinnern. Und nun ist es gerade so, als wäre gar nicht mehr so viel davon da.
Über diese Erkenntnis ist sie ein bißchen verwirrt, bis ihr ein Satz einfällt, den sie vor einiger Zeit gelesen hat: „Loslassen können wir nur, wenn die Gedanken, Gefühle oder Situationen wirklich in der Gegenwart gelebt werden. Alles andere aus der Vergangenheit tragen wir als Erinnerung mit uns herum, bis wir uns entschließen, es zu leben.“
Das ergibt Sinn. Alles, was sie in diesen Wochen er- und gedacht hat, hat sie auch wirklich gelebt. Sie hat ihre Gefühle zugelassen, hat die Situationen bewußt erlebt und sich von nichts ablenken lassen. Und so ist all das Erlebte, sind alle Gefühle bereits ein Teil von ihr geworden, und nichts muß mehr als Erinnerung auf die Erfüllung warten. Wie die Ausprägungen dann in ihrem Leben aussehen werden, wird die Zeit zeigen.
In ihrem Bewußtsein ist angekommen,
daß die Liebe der Urzustand der Welt
und der Kontext für alle Energie ist,
daß das Spiel um Macht
auch ein Spiel um Lebensenergie ist,
daß wir viel mehr sind
als unser Charakter und unsere Eigenschaften
und daß unsere Identität nur der Inhalt von dem ist,
was wir wirklich sind,
daß es Mut erfordert,
die zu sein, die wir sind,
daß es im Universum keine Schuld gibt
und daß es deshalb
auch nichts zu verzeihen gibt,
daß Sehnsüchte
Ausdruck des Urzustandes der Seele sind
und gelebt werden müssen,
damit wir gesunden können,
und daß Glück immer da ist,
wenn wir es zulassen!
Epilog
Liebe Leserin,
lieber Leser,
ich freue mich, daß Sie mit Samantha diesen Weg gegangen sind.
Für Samantha sind zwei Jahre seit ihrer Rückkehr vergangen.
Die bereits am Atlantik verblaßten Erinnerungen sind nicht zurückgekehrt, und doch sind sie ein lebendiger Teil von ihr geworden. Sie haben neue Spuren in ihrem Leben geformt.
Als erstes hat sie die beiden Aufträge erfüllt, die ihr auf dem Weg aufgetragen wurden. Sie hat das Herz-Stimmen-Training entwickelt und wird es in die Welt hinaustragen. Danach wurde mit dem Schreiben dieses Buches begonnen, um ihre Erfahrungen und das Wissen, das ihr geschenkt wurde und das nicht ihr gehört, weiterzugeben.
Die Tatsache, daß sie fünf Wochen lang mit einer Handvoll Kleidungsstücke ausgekommen ist und es ihr an
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