So nah am Leben
gefährlich sei weiterzugehen. Die Männer schütteln ihre Köpfe. „Hier kann nichts mehr brennen“, sagt der eine der beiden und zeigt mit der Hand auf die abgebrannte Fläche, und der andere ergänzt: „Und die noch schwelenden Brandreste werden heute nachmittag bedeckt, machen Sie sich keine Sorgen.“
Die Worte der Fachleute beruhigen sie etwas, obwohl sie der gespenstische Anblick weiter in Atem hält. Sie hat gehört, daß solche großen Brände oft etwas mit Grundstücksspekulationen zu tun haben, und sie fragt sich, wie Menschen so etwas tun können.
Samantha kommt wieder das Thema Verantwortung in den Sinn. Sie erinnert sich, daß sie auf diesem Weg schon so häufig darüber nachgedacht hat, daß es vielen Menschen ganz augenscheinlich unendlich schwerfällt, die Verantwortung für sich, für ihr Handeln und für ihr Leben zu übernehmen. Das bringt sie auch wieder zu ihrer WOZU-Frage.
Sie war bei der Antwort bei dem „Wozu“ stehengeblieben. Egal, wie die Antwort lautet, jeder Satz müßte mit einem „um“ beginnen und auf jeden Fall eigene Anteile enthalten, da es in der Fragestellung immer um die Person selbst geht. Die Ablenkung oder das Ausweichen nach Außen zählen da nicht, und Erklärungen, Gründe oder gar Ausreden sind hier nicht gefragt.
Das macht die Fragestellung so unbequem. Mit einem Blick auf unsere Ziele werden auch unsere Absichten deutlich. Und egal, ob bewußt oder unbewußt — sind die Absichten erst einmal auf dem Tisch, läßt sich auch eine einleuchtende Erkenntnis daraus gewinnen, und der Weg für eine Veränderung ist frei.
Jedes WARUM wendet sich an die Vergangenheit. Manchmal ist es für unser Verständnis wichtig, Erklärungen und Gründe für ein bestimmtes Verhalten, ein bestimmtes Vorkommnis etc. zu erhalten. Wenn wir aber Wert legen auf eine Veränderung in der Zukunft, dann kann uns nur die Frage nach dem in der Zukunft liegenden Ziel helfen, um jetzt, in der Gegenwart, eine Weichenstellung zu bewirken.
Die Verbindung von in der Vergangenheit liegenden Punkten ergibt immer eine Linie, und wenn wir keine Kurskorrektur in der Gegenwart vornehmen, wird sich diese Linie weiter fortsetzen. Wenn wir es jedoch schaffen, in der gegenwärtigen Beurteilung von Situationen und Handlungen eine Korrektur vorzunehmen und damit eine Art Weichenstellung festzulegen, kann sich diese Linie in eine andere Richtung als bisher formieren und damit die gewünschte Änderung erzeugen.
Die Frage nach dem WARUM allein ist häufig ein Umverteilen von Verantwortung und Zuständigkeit und bezieht immer auch das Außen mit ein. Die zusätzlich gestellte Frage nach dem WOZU beschränkt sich auf die eigenen Anteile und ist bei ernsthafter Betrachtung eine sinnvolle Voraussetzung, um Änderungen herbeizuführen und sowohl die Zuständigkeit als auch die Verantwortlichkeit in unseren Händen zu belassen.
Der Weg führt Samantha am Flughafen vorbei. Ein komisches Gefühl, wenn sie daran denkt, daß sie in ein paar Tagen von hier aus wieder nach Hause fliegen wird. Das Gelände ist großräumig umzäunt, es gibt keine Bäume und keine Sträucher, und so läuft sie schon wieder in der sengenden Mittagshitze.
Sie hatte so sehr gehofft, daß sie bereits früher auf ein neues Hostal oder Hotel stoßen würde. In den letzten Jahren sind so viele entstanden, die ihr Reiseführer noch nicht registriert hat, daß sie sich gewünscht hat, es möge auch diesmal so sein. Is’ aber nich’!
Als sie endlich ein Hinweisschild zu einem Hotel sieht, rechnet sie die Kilometer zusammen und stellt fest, daß es heute mehr als dreißig waren und sie somit einen Tag eher ankommen wird. Der heutige Abend wird ihr letzter vor dem Erreichen ihres Zieles sein. Darauf ist Samantha innerlich irgendwie gar nicht eingerichtet.
Sie hatte sich ja vorgenommen, in den letzten Tagen nur noch kleine Etappen zu gehen und so die Ankunft noch ein bißchen hinauszuzögern. Nun ist alles ganz anders gekommen, weil sie in den letzten Ortschaften aus energetischen Gründen nicht bleiben konnte. So wird nun wieder das Leben entscheiden, in welcher Unterkunft sie ihre letzte Nacht vor dem Ziel verbringen wird.
Offensichtlich wird sie für ihr Durchhaltevermögen und die Leistung der vergangenen fünf Wochen belohnt. Der Wegweiser bringt sie zu einem ziemlich hübschen Hotel. Sie ist sehr dankbar, weil ihr Zimmer eine Klimaanlage hat und auch sonst eine Menge Annehmlichkeiten verspricht. Auch wenn sich dadurch in dieser
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