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So nah am Leben

So nah am Leben

Titel: So nah am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inaqiawa
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einem „um“ beginnen und auf jeden Fall eigene Anteile enthalten und würde somit zeigen, was unter Umständen mit den entsprechenden Worten oder Taten verhindert oder erreicht werden soll. Das zu hinterfragen, ist eine äußerst spannende Geschichte.

    Ein Hinweisschild zeigt Samantha, daß sie kurz vor Santa Irene ist. Gestern abend hat sie mit Markus besprochen, daß sie sich dort vielleicht in einer Bar oder in einem Café treffen und dann ein Stückchen gemeinsam gehen. Markus ist einige Wochen mit Rodolfo unterwegs gewesen. Die beiden haben sich hier auf dem Weg getroffen und eine enge Freundschaft geschlossen. Vor ein paar Tagen nun mußte Rodolfo seine Etappen verlängern, damit er schneller Compostela erreicht, und so sind die beiden getrennte Wege gegangen. Der Verlust des Freundes und die Vorstellung, nun allein das Ziel zu erreichen, sind betrüblich für Markus. Samantha geht es ähnlich bei dem Gedanken, ohne Maria in Compostela anzukommen. Da kam ihnen die Idee, vielleicht gemeinsam dort „einzumarschieren“.

    Entgegen ihrer Erwartung ist Santa Irene aber kein wirkliches Dorf, und die Kirche besteht lediglich aus einem kleinen, kapellenartigen Mäuerchen. Kein Café, keine Bar und nur noch eine Dreiviertelstunde bis zum Etappenziel: Pedrouzo Arca. Vielleicht trifft sie Markus dort.

    Die Landschaft wird immer bewaldeter, und Samantha erinnert sich an die Nachrichten im Fernsehen, in denen berichtet wurde, daß vor zwei Wochen genau hier ausgedehnte Waldbrände stattgefunden haben. Sehen kann sie davon nichts.
    Dafür kommt sie durch einen Eukalyptuswald. Der intensive Duft steigt ihr in die Nase. Es ist das erste Mal, daß sie die Pflanzen in freier Natur wachsen sieht, sonst kennt sie sie nur aus den Blumenläden.

    Und dann kommt sie nach Pedrouzo Arca. Sie läuft wieder kilometerlang an einer Hauptstraße entlang, die mit Industrieunternehmen gespickt ist — kein schöner Anblick.
    Als sie die erste Bar sieht, macht sie halt. Sie hat den Vormittag über noch keine richtige Pause gemacht, und obwohl sie langsam gegangen ist, meldet sich ihr „Wanderschmerz“ nun wieder heftiger zu Wort. Sie postiert sich auf der Terrasse der Bar, um den Weg im Blickfeld zu behalten, und hält Ausschau nach bekannten Gesichtern.
    Eine ganze Stunde lang ist niemand zu sehen — nicht einmal ein unbekanntes Wandergesicht.
    Ihre Laune verändert sich spürbar, und so geht sie enttäuscht weiter. Wenn sie erst in die Altstadt dieses Ortes kommt, dann wird sich sicher etwas Nettes finden lassen, denkt sie und macht sich wieder auf den Weg. Aber es gibt keine Altstadt. Dieser Ort scheint irgendwie keine Geschichte zu haben. Auf jeden Fall reizt es sie nicht im geringsten , hier zu bleiben oder gar hier zu übernachten.

    Immer noch in diesen Gedanken versunken, ist sie auch schon den gelben Pfeilen durch ein neueres Wohngebiet gefolgt und bereits aus der Stadt heraus in einen Wald gelangt. Dann soll es wohl so sein, daß sie sich einen anderen Platz zum Übernachten sucht. Sie nimmt sich vor, das nächste Hotel auf dem Weg zu akzeptieren, und läuft weiter.

    Plötzlich steht sie inmitten schwarz verkohlter Baumstämme. Ohne jeglichen Übergang hört das Grün der Bäume auf, und es beginnt die Region, in der es gebrannt hat. Es ist ein gespenstischer Anblick. Keine kleinen Aste mehr an den Bäumen, so weit das Auge reicht.
    Die Stämme ragen schwarz und nackt in die Luft. Das Unterholz hat einem Aschefeld Platz gemacht. Ganz weit im Hintergrund sehen die belaubten Bäume aus, als hätte der Herbst hier bereits Einzug gehalten. Das Laub ist goldgelb — es scheint durch die Hitze vertrocknet zu sein. Die Sonne scheint durch die Lücken der abgebrannten Bäume und gibt dem verkohlten Schwarz einen brutalen Glanz.

    Und dann sieht Samantha den Waldboden dampfen. Wie kleine Geysire kommen Rauchschwaden aus dem Ascheteppich.
    Es ängstigt sie, weil sie nicht abschätzen kann, ob es nun gleich wieder zu brennen beginnt. Sie bleibt stehen und überlegt, ob sie zurückgehen soll. Sie hat keine Ahnung, wie groß das Gebiet ist, auch der Reiseführer hilft ihr da nicht weiter.
    Sie ist allein. Es ist kein Mensch zu sehen, und so beschließt sie, umzudrehen und zurück nach Pedrouzo zu gehen, als ein Jeep den Waldweg entlangkommt. An der Aufschrift kann sie erkennen, daß es Forstarbeiter sind. Das Universum ist mit Hilfe zur Stelle. Danke!

    Zwei Männer steigen aus. Sie schildert ihnen ihre Bedenken und fragt, ob es

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