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So nah am Leben

So nah am Leben

Titel: So nah am Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inaqiawa
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wird Samantha klar, worin ihr Auftrag in diesem Leben besteht. Ohne es erklären zu können oder zu wollen, besteht eine Art absolutes Wissen in ihr, daß es an der Zeit ist, ein Herz-Stimmen-Training zur Befreiung unserer Seelen zu entwickeln. Sie hat keine Ahnung, wie das aussehen soll, und doch weiß sie, daß es sich zeigen wird.

Ungeduld

    Ungeduld
    zeigt das Ausmaß unserer Angst
    vor dem Versagen.

    Regentropfen malen kleine Muster an ihr Fenster, die Scheiben sind von innen beschlagen, und unter ihrer Decke fängt sich die Wärme des nächtlichen Schlafes. Drei Gründe für Samantha, sich noch einmal genüßlich umzudrehen und den heutigen Start mit gutem Gewissen zu verschieben.

    Dann wird sie vom gleißenden Sonnenschein auf ihrem Gesicht geweckt. Irgendwie ist sie heute lustlos und mag nicht aufstehen. Sie überlegt einen Moment, diesen Tag einfach nur im Bett zu verbringen, zumal sie sich nicht ausgeschlafen und ziemlich kraftlos fühlt. Überhaupt ist ihre innere Stimmung heute irgendwie verknautscht. Was tut sie hier bloß?

    Gestern war doch noch alles so wunderbar! Woher rühren auf einmal ihre ungewohnten Stimmungsschwankungen? Das ist jetzt der Anfang der dritten Woche ihrer Reise. Die meiste Zeit ist sie auf sich allein gestellt gewesen. Sie hat so viel und so intensiv über die verschiedenen Themen nachgedacht und ist gefühlsmäßig auf so vielen Wegen unterwegs gewesen. Was erwartet sie von sich? Sind Stimmungsschwankungen da etwa nicht erlaubt?

    Ihr Verstand, ja selbst ihr Bauch, haben heute morgen keine Chance, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Ihre Stimmung ist ungnädig und auch etwas ungeduldig — sie will einfach nicht gut gelaunt sein. Warum sollte sie auch?
    Herrjemine, das klingt aber sehr nach einem richtigen Blues. Was ist denn bloß heute morgen mit ihr los? Mit beiden Händen zieht sie sich die Decke über den Kopf und möchte über gar nichts mehr nachdenken.
    So liegt sie im Bett, versteht sich und die Welt nicht und will sie auch gar nicht verstehen... bis ihr Telefon plötzlich klingelt. Das hat während ihrer Zeit hier noch nie geklingelt. Und wieso ist ihr Handy überhaupt angeschaltet? Ach ja, wegen des Weckers, den sie heute morgen aber sowieso einfach überhört hat...
    Das Display zeigt die Nummer ihrer besten Freundin an. Etwas verwundert meldet Samantha sich, und die Freundin kommt gleich zur Sache: „Ich hatte gerade so ein kribbeliges, fast ungeduldiges Gefühl und mußte an dich denken. Wie geht es dir heute morgen , wo bist du gerade?“ — „Ich liege immer noch im Bett und mag nicht aufstehen. Heute morgen habe ich den Blues. Irgend etwas geht in mir vor, es zeigt sich eine gewisse Ungeduld, und ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll. Es ist schön, deine Stimme zu hören.“
    Den Tränen nahe, berührt Samantha die Nähe, die beide zueinander haben. Es ist nicht das erste Mal, daß eine Freundin die Gefühle der anderen erahnt, obwohl eine große räumliche Distanz zwischen ihnen liegt. Diese innere Verbundenheit ist unabhängig von äußerer Erreichbarkeit.
    „Hast du irgendeine Ahnung, was du mit dieser Ungeduld verbindest?“, fragt die Freundin vorsichtig, weil sie spürt, daß jetzt nicht der Zeitpunkt für eine längere Diskussion über solch ein Thema ist. Und sie hat recht. Samantha möchte nicht denken und nicht diskutieren. Dennoch ist diese Frage ein wichtiger Hinweis für sie, und Samantha dankt ihr dafür. Es war ein kurzes Gespräch, das genau zum richtigen Zeitpunkt kam und sie aus ihrer Lethargie geholt hat. Die Kräfte, die sie aus dem Gefühl der Verbundenheit mit ihrer Freundin zieht, reichen genau aus, um aus dem Bett zu steigen und sich auf den heutigen Weg nach Frómista zu machen.

    Sogar ihre Laune verbessert sich geringfügig und ihr beginnt zu dämmern, daß sie sich in den letzten zwei Wochen wohl nicht nur körperlich, sondern auch emotional übernommen haben könnte. Viele der durchdachten Themen haben sie sehr intensiv berührt. Und während in der ersten Woche noch ihre körperliche Befindlichkeit den Ton angegeben hat, sind in der letzten Woche deutlich die emotionalen Aspekte in den Vordergrund gerückt.
    Seele, Sehnsüchte und Träume sind Themen, die immer noch in ihr nachwirken. Und die Themen Macht und Verstand berühren sie nicht weniger stark. Vielleicht ist jetzt mal eine Pause im Denken angesagt.
    Sie erinnert sich an ihre Achtsamkeitsübungen und nimmt die kürzere Wegstrecke nach Frómista zum Anlaß, um

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