So nah am Leben
im Land der Dunkelheit glaubten, daß dieser Ort ein gefährlicher Ort sei, daß überall Mangel herrsche und daß jeder selbst zusehen müsse, wo er bleibe. Und weil die Menschen das glaubten, war es auch so.
Glorias Eltern waren freundliche Menschen, aber auch sie glaubten, daß die Welt ein dunkler Ort sei und daß es am besten sei, so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Sie trugen ein falsches Lächeln auf dem Gesicht, wie fast alle Menschen in diesem Land. Die Herzen der Menschen waren schwer, und selbst die Kinder waren hier unglücklich. Sie zerstörten Glorias Glück, wann immer sie es mit ihnen teilen wollte. Wenn sie schöne und freundliche Dinge tat, spotteten sie über sie und gaben ihr häßliche Namen . Glorias Herz wurde immer trauriger, und ihr inneres Licht verschwand fast vollends. Mehr und mehr zog sie sich in die Natur zurück. Die großen, starken Bäume in den Wäldern waren ihre einzigen Freunde. Hierhin flüchtete sie, wenn sie Schutz brauchte.
Im Land des Lichts erkannte die Königin, daß etwas unternommen werden mußte, um Gloria zu helfen und sie zu retten. Alle hatten gesehen, was geschehen war, aber keiner wollte sich zur Verfügung stellen, um Gloria zur Hilfe zu eilen, weil sie alle befürchteten, aus dem Land der Dunkelheit nicht mehr zurückzukehren, da sie die Dunkelheit überwältigen würde.
Es war ein kleiner Vogel, der sich eines Tages dazu bereit erklärte, Gloria zu helfen. Er bat die Königin um ihren Segen und erzählte von seinem Plan. Er sei umsichtig genug, um durch die Dunkelheit zu fliegen, und mit seinem Gesang könne er vielleicht das Herz Glorias erreichen, damit sie sich an das Licht erinnern möge. Die Königin war sehr froh und willigte ein. „Flieg in Liebe, kleiner Vogel“, sagte sie und segnete seinen Weg.
Der Vogel flog eine weite Strecke in vollkommener Dunkelheit, bis er Gloria in den Wäldern fand. Dort saß sie einsam und allein in ihrer Traurigkeit und weinte. Er versteckte sich in den Bäumen und begann, für das Mädchen zu singen. Sein Herz floß über in Liedern voller Liebe und Schönheit. Durch ihre Traurigkeit hindurch hörte Gloria das Lied. Sie fühlte, wie es ihr Herz erwärmte, Sonnenstrahlen gleich, und ihr Herz füllte sich mit einem Ozean von goldenem Licht. Dann vernahm sie einen fernen Widerhall von etwas, woran sie sich zu erinnern glaubte. Durch den Gesang des kleinen Vogels begann ihr Licht wieder zu glühen, erst spärlich, dann immer stärker. Jeden Tag kam sie nun in den Wald, um den Vogel singen zu hören, und jeden Tag kam der kleine Vogel und sang bis zur Erschöpfung seiner Kräfte.
Der kleine Vogel wußte, daß er genügend Kräfte sparen mußte, um durch die Dunkelheit zurückfliegen zu können. Abo gab er sich zu erkennen. Gloria war sehr erstaunt, als sie den kleinen, fast unscheinbaren Vogel sah. Der Vogel erkannte ihre Gedanken und sagte: „Nicht ich bin wunderbar, sondern das, von dem ich singe. Die Schönheit dieses Lichts ist in deinem eigenen Herzen verborgen. “ Und der kleine Vogel sprach weiter: „Laß dich nicht von dem täuschen, was du siehst. Das Licht ist in allen Wesen, versteckt in ihren Herzen. Du wirst es finden, wenn du mit den Augen der Liebe siehst. Ich werde dich jetzt verlassen, doch das Licht wird immer mit dir sein. “
Als der kleine Vogel wegflog, begann Gloria zu weinen. In diesem Moment erschien ein garstiger Junge und verspottete sie mit den Worten: „Heul-Liesel, Heul-Liesel!“ Gloria wollte weglaufen und sich verstecken, doch in diesem Moment erinnerte sie sich an die Worte des kleinen Vogeb. Sie schaute den Jungen an und sah, daß sein Gesicht von Schmerz gezeichnet war. Und ab sie noch tiefer schaute, erkannte sie, daß sein Herz sogar noch mehr schmerzte als das ihre. Da öffnete sich ihr Herz in Liebe für diesen Jungen, und sie sah das Licht, das tief in ihm verborgen war.
Von nun an erinnerte sie sich immer wieder an die Worte des Vogels und erkannte das Licht in sich selbst und in allen anderen Wesen. Und immer dann, wenn sich ihr Herz zusammenziehen wollte wegen der Häßlichkeiten dieses Landes und all der Verletzungen in ihr, gerade dann öffnete sie es erst recht. So konnten die Menschen ihr eigenes Licht erkennen, weil es durch Gloria reflektiert wurde, und sie wurden von ihrer Traurigkeit geheilt.
Durch die Jahre erreichte Gloria damit viele Herzen und entfachte das Licht in ihnen. Es breitete sich von einem Menschen zum anderen aus, bis schließlich die
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