So prickelnd wie Champagner
die in seinem Innern tobte.
„Komm schon, Bruderherz“, sagte Rhys. „Hör auf, dir vorzumachen, dass du ohne sie besser dran bist. Du solltest sie um Entschuldigung bitten, bevor es zu spät ist.“
„Guter Rat vom Beziehungsexperten“, erwiderte Callum zynisch.
„Wann hattest du denn deine letzte Beziehung, Romeo?“, entgegnete sein Bruder.
„Und du?“
Als Rhys lachte, musste auch Callum lächeln. Noch nie hatten sie so ein Gespräch geführt wie dieses. Er hatte sich absolut auf die Geschäfte konzentriert, und Rhys hatte sich in sein Abenteuerleben gestürzt. So war es jahrelang gewesen.
Dann wurde ihm plötzlich etwas klar.
Während er so mit dem Unternehmen und damit beschäftigt gewesen war, seine Fehler wieder gutzumachen, war sein jüngerer Bruder erwachsen geworden. Rhys war jetzt ein anständiger junger Mann, dem sein älterer Bruder wichtig war und der diesen immer wieder anrief, obwohl Callum sich kaum jemals bei ihm meldete. Ja, er war seinem Bruder offenbar so wichtig, dass dieser ihm Ratschläge erteilte oder ganz einfach zuhörte.
Egal, wie gut Callums Absichten waren, Archie würde nie wieder zurückkommen. Also sollte er besser eine innige Beziehung zu dem einen Bruder aufbauen, den er noch hatte.
„Es tut mir leid, dass ich dich all die Jahre praktisch ignoriert habe“, platzte er impulsiv heraus.
Rhys schwieg. Dann räusperte er sich und sagte mit merkwürdig rauer Stimme: „Wo ist mein Bruder, und was haben Sie mit ihm gemacht?“
„Hör auf.“
„Nein, im Ernst, Bruderherz“, beharrte Rhys. „So emotional habe ich dich noch nie erlebt. Offenbar bekommt es dir nicht gut, wenn man dir das Herz bricht.“
„Halt den Mund und hör mir zu“, begann Callum, doch sein Bruder ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Schon gut, ich habe ja verstanden. Wir waren alle am Boden zerstört, als Archie gestorben ist, und wir sind auf unterschiedliche Weise damit umgegangen …“
„Das ist aber nicht alles …“
„Du kannst mir gegenüber noch oft genug den großen Bruder spielen. Wer weiß, vielleicht komme ich ja bald mal nach Melbourne. Dann können wir uns bei einem Bier auf den neuesten Stand bringen“, schlug Rhys vor. „Aber jetzt musst du erst mal dein Leben wieder in den Griff kriegen. Ich habe mein Ziel vor Augen. Du auch?“
Ja, dachte Callum. Er wusste nur nicht, was ihm mehr Angst machte: das Ziel – oder der Weg dorthin.
Starr streifte sich die Stulpen ab und ließ sie neben ihren Stepptanzschuhen auf den Boden fallen, als ihr Handy klingelte.
Ihr Herz begann, wie verrückt zu schlagen – und beruhigte sich sofort wieder, als sie aufs Display sah und feststellte, dass ihre Freundin Kit die Anruferin war.
Ich muss entweder masochistisch veranlagt oder wahnsinnig sein, dachte sie. Wie sonst war zu erklären, dass sie auf einen Anruf von einem Mann hoffte, der sie aus seinem Leben verbannt hatte, ohne mit der Wimper zu zucken?
Sie nahm das Gespräch entgegen und versuchte gleichzeitig, auf dem uralten Sofa eine Stelle zu finden, die nicht durchgesessen war. Sie war zwar überaus froh darüber, dass sie das kleine Apartment von ihrem neuen Arbeitgeber hatte mieten können, besonders luxuriös war es aber nicht gerade.
„Hallo, Kitty-Kat“, begrüßte sie ihre Freundin. „Lange nicht gesprochen.“
„Spinnst du komplett?“, fragte Kitty. „Ich habe dich doch gestern erst angerufen.“
Starr ließ den Blick durch das winzige Apartment gleiten, dem jeglicher Charme abging, über die fadenscheinigen Sessel, die rauen Dielenbretter und das eine kleine Fenster. Es kam ihr vor, als sei der letzte Anruf ihrer Freundin schon eine Ewigkeit her.
Die neue Stelle mochte noch so toll sein, ihr neues Zuhause war das ganz und gar nicht. Jedes Mal, wenn Starr die Augen schloss, sah sie unwillkürlich das Cottage vor sich, mit den sonnengelb gestrichenen Wänden, dem glänzenden Dielenboden und den Bergen von Kissen auf den gemütlichen Sofas. Sehnlichst wünschte sie, einfach ihre Taschen nehmen und sich ein Taxi rufen zu können, das sie zurück nach Toorak bringen würde.
„Wie läuft’s mit dem neuen Job?“
Als Starrs Blick auf den Flyer fiel, mit dem die Aufführung des Musicals „Chicago“ in der kommenden Spielzeit angekündigt wurde, wusste sie, dass nicht alles schlecht war.
„Toll“, antwortete sie. „Die anderen Tänzer sind ziemlich talentiert …“
„Lass mich raten: die übliche Zickigkeit?“
Starr seufzte. „Ja, und die Mädels haben
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