So prickelnd wie Champagner
ein Zuhause gewesen war.
Sie beugte den Kopf nach hinten, umfasste seine Wange und sah ihm tief in die Augen. „Geh nicht.“
4. KAPITEL
Starr blickte die zerknitterte Visitenkarte in ihrer Hand nervös an und las die Adresse noch zweimal nach, bevor sie den großen Rucksack energisch schulterte und das schmiedeeiserne Tor aufstieß. Es war nur das Seitentor und dennoch ziemlich imposant, wurde jedoch von einem riesigen, aufwendig verzierten schwarzen Doppeltor aus Eisen in den Schatten gestellt, das den Hauptzugang bildete.
Beeindruckt versuchte Starr einen Blick auf das Haus zu erhaschen, während sie dem von Hecken gesäumten Weg durch den Garten folgte.
Der Hafen von Sydney war umgeben von schicken Stadtteilen, in denen mehrere Millionen Dollar teure Anwesen um die beste Aussicht wetteiferten. Doch nach dem zu urteilen, was Starr bisher vom eleganten Melbourner Vorort Toorak gesehen hatte, gab es auch hier so einige noble Villen.
Früher hatte sie einmal davon geträumt, in einem solchen Haus zu leben – zu der Zeit, als sie die begehrte Stelle als erste Tänzerin bei der Theaterkompanie Bossa Nova ergattert hatte. Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass sie jetzt vielleicht in einem solchen Haus arbeiten würde.
Mit ihrem Lebenslauf und ihrem Ruf hätte sie eigentlich sofort ein sehr gutes Engagement in Melbourne bekommen müssen. Doch Sergios Rachsucht kannte keine Grenzen, und die wenigen Türen, an die Starr versuchsweise geklopft hatte, waren ihr kommentarlos vor der Nase zugeschlagen worden.
Dabei war es Sergio gewesen, der etwas mit einer Kollegin angefangen hatte. Daraufhin hatte Starr ihn verlassen – und trotzdem stellte er sie nun als die Böse dar.
Er war wirklich eine Primadonna, und sie hätte ihm schon vor langer Zeit den Laufpass geben sollen. Immer wieder warf Starr sich vor, dass sie aus Bequemlichkeit bei Sergio geblieben war: Es war angenehm gewesen, in einem Apartment ganz in der Nähe des Arbeitsplatzes zu wohnen und einen Partner zu haben, der die Anforderungen verstand, die an Tänzer gestellt wurden.
Aber jetzt war ihr klar, dass sie Zeit und Geld vergeudet hatte, denn letzten Endes war Starr für die Miete aufgekommen, während er in eine neue Tanzkompanie „für sie beide“ investiert hatte. Sergio hatte ihr Ruhm versprochen und damit Starrs Ego geschmeichelt. Doch schließlich war sie fast pleite, als sie den Idioten endlich verlassen hatte.
Kein Geld, kein Zuhause und keine Aussicht auf ein Engagement als Tänzerin – das waren die Gründe, warum sie nun hier war. Jetzt musste sie die Sache nur noch durchziehen.
Starr kämpfte gegen ein Gefühl der Bitterkeit an, beschleunigte ihren Schritt und bog um eine Kurve, sodass sie zum ersten Mal freie Sicht auf das große Haus hatte. Es war einfach umwerfend.
Als Kind hatte sie die Romane von Jane Austen verschlungen und glaubte, sich jetzt, als sie im Schatten der hohen Hecken das erhabene Anwesen betrachtete, plötzlich in „Stolz und Vorurteil“ wiederzufinden.
Das Haus – wenn man angesichts seiner beeindruckenden Größe überhaupt von einem „Haus“ sprechen konnte – hatte eine Grundfläche von mehreren tausend Quadratmetern. Die Fenster glänzten in der Morgensonne, die Fassaden strahlten blendend weiß und ihre Schlichtheit hoben die Ornamente der Balkongeländer im ersten Stock noch besonders hervor.
Das Haus wirkte wie eine elegante Grande Dame, der man einfach Respekt zollen musste. Würde man es mit einem Tanz gleichsetzen, dann mit einem eleganten Walzer, der aus einer lange vergangenen Ära in die Gegenwart geglitten war und Anerkennung und Bewunderung verlangte.
Hier könnte ich arbeiten, dachte Starr und schob sich den Rucksack zurecht. Als sie den Weg weiterging, hoffte sie inständig, das Vorstellungsgespräch werde erfolgreich verlaufen. Sie wollte diese Stelle zwar nicht, brauchte sie aber – dringend.
Fasziniert ließ Starr den Blick über den glänzenden Marmor der Stufen am Eingang gleiten, als sie hinaufstieg und auf den Knopf der Gegensprechanlage drückte.
„Hinten rum“, ertönte eine Stimme durch das Knistern des Lautsprechers hindurch.
Toll. Offenbar wollte er, dass Starr von Anfang an wusste, wie sie sich korrekt zu verhalten hatte und was ihrer Stellung angemessen war. Sie schnaufte resigniert und folgte dem mit Sandsteinfliesen ausgelegten Weg zur Rückseite des Hauses.
Schon die Vorderansicht war beeindruckend gewesen, doch von hinten war das Anwesen geradezu
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