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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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die blockierten Körperenergien wieder zum Fließen bringt. Ich hasse Massage, aus tiefstem Herzen, aber wenn er nur echt sanft drückt und nicht wie ein wild gewordener Bäckerlehrling an mir herumknetet, dann soll er mal.
    Ich liege auf dem Bauch, Sven kniet neben mir. So heißt er nämlich, das hat er mir auch noch verraten. Dann streicht er mir sanft über die Arme. Hmm. Fühlt sich ausgesprochengut an. Er geht weiter zu meinen Beinen. Sehr angenehm. Ich merke, wie ich langsam eindöse. Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend und ich   …
    »Scheiße, Alter! Du tust mir weh!« So einen Schmerz hab ich das letzte Mal beim Zahnarzt gespürt, als er drei Wurzelbehandlungen auf einmal machen musste.
    »Was tust du da?«, schreie ich ihn an.
    »Liebe Melanie, du bist völlig blockiert, kein einziger deiner Meridiane hat freien Energiefluss. Du stehst unter extremer Spannung, und ich versuche, die Bahnen wieder zu öffnen.«
    »Aber dazu musst du mich nicht so martern! Du hast gesagt, Shiatsu ist sanft.«
    »Das ist es auch. Ich habe überhaupt keine Kraft angewendet, aber dein Körper, oder dein Unterbewusstsein, wehrt sich mit aller Gewalt. Darum verspürst du schon den leichtesten Druck als Schmerz. Aber daran werden wir noch arbeiten, und du wirst sehen, nach einer Woche fließt dein Ki wieder völlig ungehindert.«
    Mein Ki! So ein Oberscheiß! Sven quält mich noch endlose Stunden, ich schreie, brülle, weine, aber es hilft alles nichts, er zieht das Programm durch, und nach fünfzig Minuten darf ich endlich wieder gehen.
    Humpelnd und fluchend schleppe ich mich zur nächsten Behandlung auf meinem Tagesplan.
     
    »…   wie gesagt, ich habe das Wellnessprogramm genossen. Ursuper. Kann ich nur empfehlen.«
    »Und sonst? Ist Ihnen nichts Seltsames aufgefallen?«
    »Nein. Das Personal war superfreundlich, echt, und die anderen Gäste   …«
     
    Am Abend klettere ich fix und foxi aus dem Sensor-Irgendwas-Kasten. Sehr, sehr seltsam, aber zumindest hat es nichtwehgetan. Das war der letzte Punkt in meinem Tagesprogramm. Endlich fertig. Aber ich täusche mich. Das Abendessen ist supergeil, irgendein französischer Haubenkoch hat was aus Sellerie und Avocado gezaubert, vor dem ich normalerweise niederknien würde, wäre ich nicht gar so fertig. Aber dann scheuchen uns die Gefängniswärter (wie ich die superfreundlichen Angestellten des Hotels mittlerweile nenne) auf, und wir müssen selbst das Geschirr abräumen. »Das fördert einerseits den Zusammenhalt der Gruppe und lehrt uns andererseits wieder die notwendige Bescheidenheit, die man im beruflichen Alltag leider nur allzu gerne aus den Augen verliert.« Der Hotelchef selbst erklärt diese Philosophie seines Hauses für alle Neuankömmlinge wie mich, die sich erst lautstark weigern, hier einen auf Dienstboten zu machen.
    So eine Scheiße. Wo bin ich nur hingeraten? Für einen Manager mag das ja mal eine tolle Abwechslung sein, aber ich kenne das! Ich muss in der Bar ständig die Sauereien der Gäste wegräumen, und zu Hause wartet der Oberpascha darauf, dass ich ihn hinten und vorne bediene. Nein, eigentlich wartet er nicht mehr, aber das ist auch egal. Auf jeden Fall: nein danke!
    Leider habe ich keine Chance. Ich habe scheinbar irgendwie unterschrieben, dass ich akzeptiere, dass alle Behandlungsmaßnahmen zu meinem Besten sind und ich widerspruchslos alles mitmachen werde, was mir das Personal anordnet, um das »Gefüge des Gesamten« nicht zu stören. Wie blöd kann man sein? Aber ich muss zugeben, dass der Krakel auf dem Wisch wirklich meine Unterschrift ist, als ihn mir der Chef unter die Nase hält. Na super. Wie soll ich das eine Woche lang durchstehen? Aber dann fällt mir ein, dass ich ja eigentlich nicht nur zur Erholung (Haha!) hier bin.
    Ich schmeiße mich in Evelynes bestes Outfit, Pailletten-Topund pinker Mini, der mir zwar bis weit über die Knie reicht, aber trotzdem super steht, weil er meinen Arsch so schön betont, und mache mich auf die Suche nach der Hotelbar.
    Und ich finde sie. Megacool! Ein Traum. Nein, träumen kann man so was gar nicht. Ich bin sprachlos, was ziemlich selten vorkommt. Ich habe wieder Hoffnung, dass zumindest aus dem Plan mit dem Kohlemachen etwas wird, wenn schon der Entspannungsteil meines Urlaubs in die Hose gegangen ist.
    Die Bar ist gerammelt voll. Fast alles Männer. Bin ich in einer Schwulenbar? Aber dann fällt mir ein, dass ich mal gelesen habe, dass die Supermanager zu 99   Prozent Männer sind, weil

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