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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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auf die Cellulite an den Oberschenkeln, aber da soll ja dann die Creme helfen.
    Ich schreibe schnell eine SMS: »Testperson gefunden. Erster Versuch positiv verlaufen.«
    Dutzke antwortet: »Gleich morgen vorbeibringen.«
    Ich schlafe zufrieden ein.
     
    Am Morgen sind immer noch keine blauen Flecken da. Und tatsächlich ist die ganze Cellulite weg. Leider auch Melanies Haut. Nur noch ledrige Fetzen über rohem Fleisch.
    Melanie beschwert sich gar nicht.
    Und atmet auch nicht mehr.
    Die Creme ist große Scheiße, glaube ich.
    Piepiep. Eine SMS.   Klar, Dutzke. »Zwölf Uhr bei mir?«
    Ist mir zu knapp. Ich schreibe: »Eins. Oder besser zwei!«
    Was mach ich nur? Wenn ich Dutzke sage, dass er die Creme höchstens zum Abbeizen benutzen kann, flippt er aus. Dutzke mag solche Pleiten überhaupt nicht. Und ich bin am Ende der Gearschte.
    Zur Müllkippe kann ich tagsüber natürlich unmöglichfahren. Melanie kommt also in den Tümpel unterhalb vom Autobahnkreuz. Meine Güte, dass das so schwierig werden würde   …
     
    Als ich in Melanies Wohnung zurückkehre, wo ich in der Hektik die Tube habe liegen lassen, finde ich eine herzerweichend weinende Putzfrau vor. An ihrer Stelle würde ich auch weinen. Die Hände und das Gesicht stellen eine groteske Landschaft aus Pickeln, Beulen und Blasen mit bläulich-grünlicher Färbung dar. Die kleine dicke Türkin hockt zitternd auf dem Badewannenrand. Zwischen ihren Füßen die aufgeschraubte Cremetube. Ihre Augen sind so geschwollen, dass sie nicht einmal sieht, wie ich weit mit dem Kehrblech aushole.
     
    Es ist ziemlich mühsam, sie auf dem Schrottplatz vom ollen Hannover-Horst im Kofferraum eines alten Saab zu verstecken. Geht aber nicht anders.
    Ich kann unheimlich gut nachdenken, während ich körperliche Arbeit verrichte. Also habe ich am Ende einen Plan. Zuerst gehe ich in eine Parfümerie und kaufe eine Creme. Was Gutes muss es sein. Ich will da kein Risiko mehr eingehen.
    Dann werde ich Lotti anrufen. Die erwische ich in der Mittagspause, und die wohnt gleich über der Lottoannahmestelle, in der sie arbeitet. Deshalb heißt sie auch Lotti und nicht Elvira, wie ihr Pass behauptet. Lotti wird begeistert von der guten Creme sein. Sie wird Dutzke dann später bereitwillig vorschwärmen, dass das Zeug unglaublich gut riecht, sich gut anfühlt und ihr außerdem die Falten aus dem Gesicht zieht.
    Das wird zeitlich schon noch hinhauen.
    Und alle sind dann glücklich.
     
    In der Parfümerie will ich es kurz und schmerzlos machen. »Die da! Wo Tages- und Nachtcreme draufsteht.« Aber die Verkäuferin mag offenbar keine schnell entschlossenen Kunden. Sie versucht, mich zu verunsichern. »Nicht doch vielleicht eine schöne Feuchtigkeitscreme mit Vitamin A und E? Mit Erdnussöl, Sojalecithin, Isopropylmyristat, Weizenkleie-Extrakt, Kamillen-Extrakt, Trihydroxystearin, Stearylcaprylat und Glycerin?«
    »Nein! Die da.«
    Als ich mein Portemonnaie hervorhole, ist da   … Wo ist denn meine Tube?
    Weg.
    Sie muss mir aus der Hosentasche gerutscht sein. Gerade vorhin, als die ältere Dame links von mir   …
    Als ich jetzt einen schrillen Schrei vom Spiegel her höre, werfe ich schnell das Geld auf die Theke, stecke meine Tages- und Nachtcreme ein und haste hinaus.
    Kann ich mich jetzt nicht drum kümmern. Ich wüsste auch gar nicht, wohin mit der Alten.
    Schnell zu Lotti. Dann zu Dutzke.
     
    »Soso. Und wie viele Tests hast du durchgeführt?«
    »Drei.« Nicht mal gelogen. Ich betaste die falsche Cremedose in meiner Jackentasche.
     
    Als wir später bei Dutzke aufschlagen, umrundet er die verunsicherte Lotti und drückt hier und da mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf ihre Haut. Er knetet ihr Kinn, kneift ihr in den Oberarm und nickt zufrieden. »Sieht doch proper aus.«
    Um das zu bekräftigen, fahre ich mit der flachen Hand über Lottis Schulter. »Samtig, seidig. Riecht gut.«
    Dutzke nickt, holt sein Handy hervor und wählt. Dann trompetet er freudig: »Testreihe ganz positiv verlaufen,Herr Doktor. Alles bestens   … Zwölf Probanden. Tadellos. Samtig, seidig. Riecht gut.«
    Ich bin erleichtert. Zwölf. Er hat also noch andere Tests durchgeführt. Meine Creme wird wohl ’ne Montagstube gewesen sein.
    »Aber ja, Herr Doktor. Langzeitversuche. Vier Wochen.«
    Langzeitversuche?
    Dutzke schüttelt abwiegelnd den Kopf in meine Richtung, als er meinen skeptischen Blick sieht. Dann grinst er wieder ins Mobiltelefon. »Ja   … ja, zum Weihnachtsgeschäft   … ja   … genau

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