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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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die Polizei holen. Genau. Großartige Idee.
    Also sitz ich bei Evelyne, der auch arbeitslos ist, weil die Nachfrage nach zwei Meter großen Transvestiten, die sich weigern, ihren Bart abzurasieren, momentan eher gering ist. Dabei kann er echt gut tanzen.
    Wir sitzen so bei unserem Wodka, da kommt die Post. Und da hat er doch tatsächlich einen Wellnessurlaub gewonnen! Aber das passt ihm gar nicht, eigentlich wollte er nämlich den Hauptpreis, ein Cabrio, und so schenkt er mir den Gutschein, einfach so. Eine Woche Urlaub in einem Luxus-Wellnesshotel. Ein Superkumpel, der Evelyne. Für mich ist das perfekt, denn da brauche ich eine Woche lang nicht darüber nachzudenken, wie ich mir das Essen leisten kann. Außerdem bieten sich in so einem Schuppen bestimmt jede Menge Gelegenheiten, wie man zu Kohle kommen kann. Die Leute dort schwimmen ja nur so im Geld. Ich falle ihm um den Hals, borge mir noch ein paar seiner Kleider, T-Shirts und was man sonst noch brauchen kann, weil meine Sachen ja immer noch in meiner Wohnung sind, und mache mich auf den Weg. Sogar die Zugkarte ist inbegriffen. Geil!
    Wie ich in dem Hotel ankomme, ist nichts mehr frei. Man bedauert, aber ich hätte vorher anrufen müssen, einenTermin vereinbaren   … Da reicht es mir. Kann denn vielleicht einmal was glattlaufen bei mir? Ich schlage so einen Wirbel, dass der Chef schließlich im Nachbarhotel anruft. Dort ist tatsächlich noch ein Zimmer frei, und ich marschiere rüber. Das Hotel ist noch mal ein paar Kategorien besser und riesig, mindestens 400   Betten. Die Autos, die davor parken, sind der Wahnsinn. Mit der 500er-Klasse geht’s los und von da an steil aufwärts. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich da auf. Und dazu noch eine Woche Gratis-Verwöhnurlaub. Perfekt.
     
    »…   ich hatte eine Meinungsverschiedenheit mit meinem Lebensgefährten und wollte eine Woche Auszeit. Und weil im gebuchten Hotel irgendwie nichts mehr frei war, bin ich dann im ›Burn-in‹ gelandet.«
    »Aha. Und dann?«
    »Dann? Nichts weiter. Ich habe halt das Wellnessangebot des Hotels genossen und   …«
     
    Das mit dem Genießen stellt sich schnell als großer Irrtum heraus. Den Hotelnamen habe ich erst viel zu spät gecheckt. »Burn-in«. Das soll nämlich das Gegenteil von Burn-out sein. Haha. Ein Selbstfindungscamp für Manager, die kurz davor sind, sich vor lauter Stress wegzuräumen. Und weil so ein Supermanager gar nie gelernt hat, sich so richtig zu entspannen, kann man das im Hotel auch nicht. Nur volles Programm, den ganzen Tag lang. Meine Herren! Und ich armes Schwein mittendrin, völlig ahnungslos, was da auf mich zukommt. Dabei hätte ich es mir denken können, wegen dem Spruch, der hinter der Rezeption hängt: »Schmerz ist nur die Schwäche, die deinen Körper verlässt.« Ist ein Trainingsmotto der amerikanischen Marines. Supercool, hab ich mir zuerst gedacht. Sehr tiefsinnig. Hab mich aber gar nicht gefragt, warum das in einem Wellnesshotel hängt.
    Das ist mir dann aber bald klar geworden.
    Ich muss den Anmeldebogen ausfüllen, dann drückt die superfreundliche Rezeptionistin mir einen Stapel Zettel in die Hand. »Das ist dein Wellnessprogramm, liebe Melanie. Wir sind hier übrigens alle per Du, das erleichtert die Arbeit. Ich hoffe, das ist in Ordnung so.«
    Ich nicke nur und lächle zurück, genau so falsch wie sie. Im Zimmer   – Superluxus, ein Traum in Weiß!   – schau ich mir das Programm genauer an. Bist du deppert! Alle Wellnesstherapien, von denen ich jemals gehört habe, und noch jede Menge andere, mit so spannenden Namen wie »Lymphdrainage«, »Ayurveda«, »Sensory Deprivation Tank« oder »Shiatsu«. Dafür entscheide ich mich dann auch als Erstes, weil es so klingt wie der Hund, den meine fette Cousine Tanja irrtümlich mal beim Joggen zertreten hat. Bei der Erinnerung daran muss ich jetzt noch lachen. Das vergeht mir aber schnell wieder, als ich im Behandlungsraum ankomme. Erst bleibt mir zwar der Mund offen stehen, als mich der Mann dort begrüßt. So eine Zuckerschnitte! Mit sooo einem Sixpack, das man sogar durchs T-Shirt deutlich sieht! Aber dann lächelt auch er superfreundlich und falsch und bugsiert mich auf eine Matte auf dem Boden. Zuerst erklärt er mir noch   – superfreundlich   –, was Shiatsu eigentlich ist: Eine japanische Massagemethode, bei der man aber angezogen bleiben muss (He Alter! So schade!), und wo der Masseur nur sanft mit den Fingern drückt (weil der Name nämlich »Fingerabdruck« bedeutet) und

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