So schoen Tot
sicher nicht weiterempfehlen. Das weiß ich. Nach der Stunde, an die ich mich nicht erinnern möchte, werde ich in ein Tipidingsbums geschickt. Die Trainerin meint zwar, dass mir das guttun wird, aber ich glaube hier niemandem mehr ein Wort. Misstrauisch öffne ich die Tür zu dem kleinen Raum. Drinnen ist es sehr warm, rundherum sind steinerne Bänke aufgestellt, und auf einer davon liegt meine Leiche. Na, super. Ich drehe mich um und renne raus. Nach zwei Schritten pralle ich gegen einen fettbäuchigen Mann, der gerade ins Tipidings reinwill. Ich schreie vor Schreck erst mal kurz auf, dann kreische ich weiter. »Da drinnen liegt eine Leiche! Schnell, holen Sie Hilfe!«
Der Fette reagiert so, wie ich mir das von so einem Obermacker vorstelle. Sieht mich an, von oben bis unten, denkt erst mal nach. Ich kreische noch hysterischer und überlege, ob ich vielleicht in Ohnmacht fallen soll. Aber da dreht ersich endich um und verschwindet in Richtung Rezeption. Ich ziehe mir schnell was an, da biegt auch schon der Fette mit dem Hotelchef um die Ecke. Als ich ihnen die Leiche zeigen will, ist sie weg. Nicht schlecht, der Trick! Ich weine ein bisschen, das kommt immer gut, wenn man nicht so genau weiß, was man sagen soll. Der Chef beruhigt mich, das ist doch alles nicht so schlimm, kann jedem mal passieren, aber vielleicht sollte ich heute keine Therapien mehr machen und mich ausruhen. Ich weine weiter, schüttle tapfer den Kopf, nein, ich brauche meine Shiatsu-Sitzung ganz dringend, lasse mich dann aber doch überreden. Dass er beim Weggehen was von »dämlicher Tussi« murmelt, ärgert mich zwar, ist aber irgendwie verständlich. Dann suche ich nach dem Toten. Weit kann er in den zwei Minuten nicht gekommen sein. Ist er auch nicht. Ich finde ihn in der zweiten Umkleidekabine. Wo ich ihn liegen lasse. Soll doch ein anderer über ihn stolpern, ich mache mich sicher nicht noch einmal zur Lachnummer.
»… und dann war da noch die Sache mit der Leiche.«
»Ah ja, die Leiche. Ich habe davon gehört. Muss sehr peinlich für Sie gewesen sein.«
»Ich habe es überlebt. Wahrscheinlich war ich nur überanstrengt. So ein Wellnessurlaub ist zwar ursuper, aber es schlaucht einen schon ziemlich.«
»Es hat also wirklich keine Leiche gegeben?«
»Nein, sonst hätten Sie sie doch schon gefunden, oder?«
Auf dem Weg in mein Zimmer begegnet mir wieder Sven. Er weiß offenbar schon, dass er mich heute nicht quälen darf, denn er schaut ziemlich angefressen drein und geht schnell an mir vorbei. Eigentlich will ich ja nur schlafen, ich bin echt erledigt, aber dann gehe ich ihm doch nach. Irgendetwas stimmt da nicht.
Er verschwindet in der Umkleide, wo ich damals den Streit belauscht habe. Eine Minute später biegt die Rezeptionistin um die Ecke. Aha. Die zwei haben da also ein Geschäft am Laufen. Hätte ich mir denken können. Was die wohl abziehen? Ist mir eigentlich egal, solange sie mir nicht in die Quere kommen bei meiner Tour durch die Zimmer. Dummerweise hört man durch die Tür nur undeutliches Gemurmel, und hineingehen kann ich nicht, logo. Also verzieh ich mich, bevor sie wieder herauskommen.
Jetzt will ich wirklich nur noch schlafen. Aber unterwegs fällt mir ein, dass genau um diese Zeit alle mit ihren Wellnessprogrammen beschäftigt sind. Die Zimmer sind sicher alle leer. Also räume ich noch schnell vier oder fünf davon aus und gehe dann erst schlafen.
Dachte ich. Quer über meinem Bett liegt nämlich der Friedhofsblonde. Immer noch tot. Und schon ein bisschen ramponiert vom vielen Herumschleppen. Riechen tut er mittlerweile auch. Ich schaue nach, ob er etwas in seinen Taschen hat. Kein Geld, nur ein Ausweis, Stefan Kleppermüller. Der Name kommt mir auch bekannt vor. Ich blättere den Hotelprospekt durch. Genau. Head of Security. Der Kopf der Sicherheit. Muss also ein schlaues Kerlchen sein, aber wie’s aussieht, hat ihm das nicht viel geholfen. Und jetzt hab ich ihn am Hals. Sehr nett, bedanke ich mich bei wem auch immer, und schenke mir erst mal einen großen Wodka aus der Minibar ein. Zur Beruhigung. Und besser denken kann ich damit auch.
Vielleicht sollte ich einfach spazieren gehen. Wenn ich zurückkomme, ist er dann wieder weg. So wie bisher. Nach dem dritten Wodka weiß ich, dass das ein Superplan ist.
Ich drehe ein paar Runden um das Hotel.
»Nein, wir haben nichts gefunden. Es wird auch niemand vermisst. Keiner der Gäste, niemand vom Personal. Ein paar haben
frei, ganz normal, einer ist
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