So schoen Tot
durch schlecht, aber sie war einfach der perfekte Sündenbock.
Sabines pharmazeutisches Know-how kannte jeder, ihr Zugang zu Medikamenten war offensichtlich. Dass sich auch fettleibige Hausfrauen ohne Berufsausbildung jede Menge Wissen aus dem Internet aneignen können, wurde gern übersehen. Und dass eine unscheinbare Frau die Gelegenheit ergriff, wenn sie sie sah, und den vergessenen Rezeptblock des Hausarztes ihrer Mutter nutzte, um eine vage Idee gleich in die Tat umzusetzen, traute ihr offenbar auch niemand zu. Die gemeinsame Umkleidekabine im Sportstudio war der ideale Ort, um erst die Blisterpackung in Melanies Tasche auszutauschen und dann Sabines Handtuchzipfel unter die Tasche zu schieben. Klar, dass Sabine die Tasche von der Bank warf, als sie nach ihrem Handtuch griff, und logo, dass sie daraufhin den herausgefallenen Inhalt– vom Lippenstift bis zu den Medikamenten – wieder ordentlich in die Tasche einräumte.
Selbst Gefühle traute man den Hässlichen weniger zu als den Schönen. Missgunst und Neid unter zwei Schönheitsköniginnen fielen jedem als Motiv ein, der eine Minute darüber nachdachte. Niemand hingegen machte sich die Mühe, sich in die Gefühlswelt des hässlichen Entleins hineinzuversetzen. Dabei hätte sie unter der neuen Situation am meisten gelitten. Der Spruch »Abnehmen ist doch gar nicht schwer – sieh dir nur die Melanie an« wäre ab sofort ihr ständiger Begleiter geworden, genau wie: »Wahnsinn, was
die
aus sich gemacht hat.«
Pah, dachte Franziska zufrieden. »Viel bemerkenswerter ist doch, was
ich
aus ihr gemacht habe.«
Wellnesstipp von Jutta Profijt:
Pflanzen Sie einen Duftrasen aus Teppichkamille oder Teppichthymian. Im Garten benötigt man etwa zwei Quadratmeter, um sich darauflegen zu können. Ausstrecken, Augen schließen und mit den Händen über die Kräuter streichen. Auf diesem Duftteppich kann man wunderbar entspannen. Für Balkon oder Fensterbank eignet sich eine flache Pflanzschale. Das sanfte Darüberstreichen kitzelt die Hand- oder Fußflächen und setzt den Duft der ätherischen Öle frei. Vielleicht sehen Sie nachher nicht jünger aus – aber sicher glücklicher.
Klaus-Peter Wolf
Anita und ich
Ja, ich stehe dazu, ich bin Bulle und nicht einmal ein besonders guter. Ich wiege einhundertzwanzig Kilo, und ich will für Sex nicht mehr bezahlen. Wenn ich einen Raum betrete, dann nehmen Frauen mich nicht wahr. Also anständige Frauen. Da guckt keine auch nur ein zweites Mal hin. Die Huren hingegen werden ganz kribbelig. Sie wittern gleich ein Geschäft. Aber danach fühle ich mich jedes Mal jämmerlich und brauche Hamburger, Fritten, Currywurst und jede Menge Bier. Manchmal denke ich, der eigentliche Sinn meines Lebens ist es, kühles Bier in warme Pisse zu verwandeln.
Eine Akne verunstaltet mein Gesicht, als sei ich nicht vierzig, sondern vierzehn.
Ich wurde in Emden geboren, und jetzt hänge ich in Oldenburg fest. Ich finde, das kann es nicht gewesen sein, und ich habe wirklich alles versucht. Ich habe Diäten ausprobiert, als sei ich ein Crashtest-Dummie für verrücktes Essverhalten. Kein Fleisch. Nur Fleisch. Keine Milchprodukte. Keine Milchprodukte nach achtzehn Uhr. Nur noch Milchprodukte. Zehn Eier zum Frühstück und dann gar nichts mehr. Low Fat.
Das war die Härte! Meine Akne blühte auf und umrandete meinen Hals wie ein Schal aus Feuer. Ich habe längst aufgehört, Punkte zu zählen. Vom Rechnen nimmt man nicht ab. Ich habe Salat gekaut, als wäre mein Vater ein Kaninchen gewesen. Ich habe einen Wellnessurlaub in der Karibik gemacht, der war eine Katastrophe. Ich musste ihn nach einer Woche abbrechen, weil ich eine Allergie bekam.Pickel und Pusteln und Atemnot. Aber das war nichts gegen das Heilfasten im Kloster. Dagegen sind zwei Jahre Knast die reinste Orgie.
Ich war im Ruderverein. Ich habe mit dem Gewichtheben begonnen und mir in der ersten Woche einen Bandscheibenvorfall zugezogen. Sogar mit dem Scheißjoggen habe ich anfangen, aber meine Knie machen das nicht mit.
Und dann, ich war schon kurz davor, nicht nur die Diäten aufzugeben, sondern auch mich selbst, da las ich diese verdammte Anzeige in der Zeitung. Es war das Schwarzweißbild einer Frau mit wuscheligen Haaren, darunter stand: »Wenn Sie diese Anzeige ausschneiden und drei Tage mit sich führen, werden Sie täglich abnehmen.« Darunter war eine Handynummer angegeben.
Ja, ich weiß, es klingt bescheuert; aber ich habe das wirklich ausgeschnitten und in mein
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