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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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etwas schief oder wird falsch wieder drangenäht, und wenn man wieder aufwacht, ist es zu spät, dann muss man mit dem Ergebnis zurechtkommen, ob einem das nun gefällt oder nicht. Auch die Nervenbahnen können dabei beeinträchtigt werden. Der Energiefluss wird gestört, würde Varanandi sagen. Die Chakren. Nicht auszudenken, was das für meine Massagen bedeuten würde, die wären wohl nur noch halb so schön. Stillen kann man nach so einer Brust-OP übrigens oft gar nicht mehr. Also nicht, dass ich das jemals vorgehabt hätte, ich erwähne das nur der Vollständigkeit halber. Das ist alles nicht ohne. Man musssich als Frau schon sehr genau überlegen, was man für die Schönheit tut.
    »Moni!«
    Ist das jetzt doch keine Halluzination? Ruft er mich wirklich? Ich stütze mich auf den Ellbogen, eine Welle der Vorfreude durchflutet meinen Körper. Vielleicht hat ja eine der anderen Kundinnen abgesagt, oder Varanandi hat deren Termine verlegt, damit ich früher drankomme? Nein, leider nicht. Sosehr ich mich anstrenge, ich kann ihn nirgends entdecken. Ich schließe die Augen wieder, lasse mich zurück auf die Liege sinken. Ein bisschen ärgerlich ist es ja schon, dass ich noch bis morgen warten muss, ich bin schließlich seine treueste Kundin. Aber dafür bekomme ich dann auch das ganz große Ritual, hat er mir versprochen. Morgens sei er auch viel frischer und ausgeruht, für so eine fünfstündige Behandlung brauche man schließlich eine gewisse Kondition. Damit hat er natürlich nicht ganz unrecht, und ich verstehe ja auch, dass er sich nicht immer nur um mich kümmern kann. Er braucht ja das Geld, weil sich das hier alles erst amortisieren muss. Ich muss für meine Behandlungen ja nun nichts mehr bezahlen. Aber das ist unser Geheimnis, das dürfte ich Ihnen eigentlich gar nicht verraten. Am besten also, Sie vergessen das wieder.
    Mein Varanandi, ach! Ich freue mich so. Vier Wochen ist meine letzte Massage schon her, eine Ewigkeit. Yoni, flüstert er, wenn seine fachkundigen Hände sich anschicken, meine Verspannungen mit duftenden Ölen zu lösen. Yoni! Beim ersten Mal damals in Goa habe ich gedacht, er sagt meinen Namen. Vielleicht haben Inder ja mit dem »M« Probleme, überlegte ich, das könnte etwas Genetisches sein, wie diese R-Schwäche der Chinesen. Aber dann habe ich sehr bald überhaupt nichts mehr gedacht. Nur einmal noch wunderte ich mich kurz darüber, dass er sich plötzlichauszog und vor mir verneigte und Lingam wisperte, wo er doch Varanandi heißt. Inzwischen weiß ich natürlich, was Yoni und Lingam bedeuten, ich bin ja nicht naiv. Ich kenne mich mittlerweile recht gut aus mit den indischen Gebräuchen. Ich weiß auch, dass die spezielle Varananditechnik nicht zum Standardrepertoire indischer Masseure gehört.
    Es stört Sie doch hoffentlich nicht, dass ich Ihnen das alles so offen erzähle? Sie müssen auch gar nichts erwidern, es reicht, wenn Sie mir zuhören und vielleicht manchmal nicken   – wenn mein Herz so voll ist, brauche ich ein wohlwollendes Gegenüber. Rein mental meine ich, das ist übrigens ein Tipp von meiner Therapeutin. Für den Fall, dass ich sie zwischen unseren Sitzungen einmal nicht erreiche, soll ich einfach alles notieren, was mich bewegt, empfiehlt sie mir immer, wenn wir uns verabschieden. Aber Schreiben ist anstrengend, richtig harte Arbeit, da rede ich lieber oder stelle mir vor, dass ich mit jemandem rede, das geht obendrein noch viel fixer als das Schreiben. Ich habe ja auch nicht immer Stift und Papier zur Hand oder einen Computer. Außerdem bin ich kurzsichtig, und meine Brille trage ich nur in der Bank, notgedrungen, würde ich mal sagen. Ich darf ja bei den ganzen Zahlen und Konten nicht durcheinandergeraten.
    Die Arbeit, ach ja. Selbst die geht mir durch meine Behandlungen sehr viel leichter von der Hand. Nach den Massagen kann ich mich einfach besser konzentrieren. Ich bin auch selbstbewusster dadurch geworden, einfach insgesamt viel mehr mit mir im Reinen. Das liegt sicher an diesen Energien, die immer freigesetzt werden. Varanandi hat wirklich ganz außergewöhnlich sensible Hände. Und dann diese warmen, duftenden Öle und sein Lingam in meiner Yoni   ….
    Nein, das ist kein Sex, das ist eine Schönheitsbehandlung,was denken Sie denn? Ich bin keine dieser Frauen, die auf einen Guru hereinfallen und sich von dem ausnutzen lassen. Ich bin ein sehr rationaler Mensch. Ich war schon als Kind gut in Mathematik und kann ganz hervorragend kalkulieren, darauf

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