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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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und mit Kontaktlinsen ist das bei meiner Dioptrienstärke schwierig. Außerdem wäre das gemogelt, eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, so ähnlich wie eine Schönheitsoperation. Ich mag solche Betrügereien nicht, das habe ich auch durch Varanandi gelernt. Ich bin heute wirklich sehr mit meinem Körper versöhnt, jedenfalls, wenn ich meine Massagetermine einhalte. Die bringen mir genau genommen sehr viel mehr als all diese Nachmittage auf der Couch meiner Therapeutin, aber das sage ich ihr lieber nicht, ich will sie ja nicht verletzen. Und ich fürchte, sie würde die Vorzüge einer Schönheitsbehandlung bei Varanandi völlig falsch interpretieren.
    Mein Varanandi, jetzt winkt er mir schon! Ich laufe noch schneller. Es ist ja so nett von ihm, dass er mich nun dochnicht bis morgen früh warten lässt. Jetzt tut es mir auch schon wieder leid, dass ich ihm bei meiner Ankunft wegen der anderen Frauen so eine Szene gemacht habe. Er hat ja recht, ich muss das wirklich in einem größeren Kontext beurteilen. Eher spirituell, also kosmisch sozusagen. Und bestimmt sind ja viele der anderen Frauen nur für eine klassische Massage oder eine Gesichtsbehandlung hier, vielleicht auch zur Pediküre.
    Schön fühlt sich das an, wenn meine Brüste so hüpfen, irgendwie so befreit. Auch Varanandi mag das so am liebsten, sagt er immer. Und jetzt kann ich ihn auch schon riechen, also nicht ihn direkt, sondern sein Duftöl. Er ist wirklich immer absolut gepflegt, sehr hygienisch, er stinkt nie nach Schweiß, egal, wie sehr er sich anstrengt. Ganz anders als der Hubert, der müffelt schon frühmorgens, so säuerlich irgendwie, so animalisch, so   …
    »Moni, Moni, Moni.«
    Mich trifft der Schlag. Ja, das muss es sein. Ich sterbe. Deshalb kann ich mich auf einmal keinen Millimeter mehr bewegen. Genauso muss sich dieses sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange fühlen. Wobei das Wort Schlange sehr unangenehme Assoziationen in mir weckt, höchst unangenehm, nein, ganz abscheulich, unaussprechlich!
    Mein Blick flieht vor dem orangefarbenen Bademantel, der über einer feisten Wampe spannt, Richtung Boden. Zwei stramme, blassrosa Waden schwimmen in mein Blickfeld, mit hellblonden Borsten bewachsene Zehen, die aus gammeligen Adiletten lugen. Das kann nur ein Irrtum sein. Oder ein böser, ganz bitterböser, geradezu tragischer Schicksalsschlag.
    Der Bademantel seufzt. Ein Gemisch aus Bieratem und Schweiß strömt in meine Nase.
    Ich hebe den Kopf, was wohl leider bedeutet, dass ich noch lebe.
    »Massage, Moni, was?« Hubert Mooslechner grinst und leckt sich über die Lippen.
    Massage, ja. Ich nicke. Nicke wie in Trance. Wie dieser Wackeldackel im Auto meines Vaters, wenn wir in den Wald fuhren, aber das ist eine andere Geschichte, die geht überhaupt niemanden etwas an, also allerhöchstens noch meine Therapeutin, doch jetzt tut die gar nichts zur Sache, denn jetzt geht es um Hubert. Wieso ist er hier? Ist er mir gefolgt? Ist er ein Stalker? Mein Hirn läuft Amok. Ich schwitze und friere zugleich. Ich habe doch aufgepasst. Immer! Ich habe nie einen Prospekt in der Bank liegen gelassen, ich habe alle Mails, die Varanandi betrafen, direkt gelöscht und die Tür zugemacht, wenn ich mit ihm telefonierte. Was weiß Hubert Mooslechner also über meine Massagen? Und was weiß er von Varanandi? Er muss weg, wird mir plötzlich klar, Hubert muss weg, ganz schnell und für immer. Und im selben Moment durchströmt mich eine göttliche Ruhe. Ein Gedankennirwana, fast so schön wie nach einer Massage. Ich hebe den Kopf und sehe Hubert Mooslechner geradewegs in die Augen. Ich lächle sogar.
    »Nein, ich bin nicht zur Massage hier«, sage ich. »Aber die kosmetischen Behandlungen sind hier wirklich ganz ausgezeichnet. Und außerdem gehe ich sehr gerne baden, vor allem im Mondschein.«
    Nein, das ist natürlich kein Mordkomplott, ich bitte Sie! Ich bin schließlich eine zarte und wehrlose Frau, deshalb war ich ja so lange in dieser Klinik. Ich muss mich schützen. Daran arbeitet ja auch meine Therapeutin.
     
    Ich schalte das Licht an, als ich kurz vor Mitternacht zurück in den Poolbereich schleiche. Wie gut, dass mir Varanandi gezeigt hat, wo die Schalter sind. Natürlich würde er mir jetzt beistehen, wenn ich ihn darum bäte. Aber er brauchtdoch seinen Schlaf, er muss morgen früh fit sein, und ich will ihn wirklich nicht über Gebühr strapazieren.
    Ich sehe mich um. Es ist leer hier und still, totenstill, um präzise zu sein, nur das Schwimmbecken

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