So schoen Tot
gurgelt leise vor sich hin. Langsam gehe ich um den Pool herum, kontrolliere den Barbereich und die Theke, schaue unter alle Tische und Liegen, ja sogar hinter die Kübel mit den Palmen. Erst als ich wirklich sicher bin, dass ich allein bin, gieße ich das Massageöl auf die Fliesen. Es duftet so gut und erfüllt mich mit Sehnsucht. Mein Varanandi! Für ihn tue ich all das, wird mir auf einmal bewusst. Für ihn, nur für ihn, denn auch er ist so großzügig und hat mir schon so viel gegeben!
Wird Hubert tatsächlich kommen, geht mein Plan auf? Er muss kommen, es gibt keine andere Möglichkeit, so wie ich ihn kenne. Ich habe ihm mehrmals gesagt, dass es für meine Oberweite keinen passenden Badeanzug gibt und dass ich deshalb nur nachts baden gehe, alleine und nackt, wenn mich niemand stört.
Ich ziehe mich aus und steige ins Becken. Ganz ruhig, ganz gelassen, ganz im Einklang mit mir. Ja, ich fühle mich schön! Ich beginne zu schwimmen. Keine Sekunde zu früh, denn schon höre ich Schritte, eilige Schritte – und da, hinter dem Glas, ist ein Schatten, und jetzt schlägt eine Tür. Ich drehe mich auf den Rücken, nehme aus den Augenwinkeln etwas Orangefarbenes wahr, das auf das Schwimmbecken zurennt und auf einmal schreit und zu fliegen beginnt, um in der nächsten Sekunde mit einem sehr unschönen Geräusch auf die Fliesen zu krachen.
Ich stemme mich aus dem Becken und haste vorsichtig zu dem orangefarbenen Haufen, der merkwürdig klein ist. Varanandi, mein Meister! Er ist es! Wieso er und nicht Hubert? Ich verstehe das nicht. Ich rufe seinen Namen, fasse ihn an der Schulter und rüttle. Sein Kopf sieht ganz seltsamaus, und er reagiert nicht, und das ist nicht nur Öl auf dem Boden, sondern auch Blut. Mir ist schlecht. Mir ist kalt. Varanandi, mein Meister, ausgerutscht auf seinem eigenen Öl! Der Kredit fällt mir ein. Die Bank. Die Kollegen. Mein Job! Und ich brauche doch meine Massagen. Wer soll mich denn jetzt überhaupt behandeln, wenn nicht Varanandi?
Ich rüttle und schüttle ihn, merke, wie mir die Tränen kommen. Das wird viel Arbeit für meine Therapeutin werden. So war das damals auch, als mein Vater die Kellertreppe herunterfiel, die ich so schön glatt gebohnert hatte.
Etwas klatscht hinter mir. Adiletten. Ich bin nackt, wird mir plötzlich bewusst. Ich bin nackt, Varanandi ist tot, und Hubert Mooslechner steht im Bademantel vor mir.
»Moni, Moni, Moni«, feixt er. »Hast du ernsthaft geglaubt, ich merke das nicht, wenn du ein Darlehen für deinen Guru in meinem Kundenstamm verbuchst?«
»Ein Unfall«, flüstere ich. Meine Zähne klappern.
Hubert Mooslechner grinst und zeigt mit seinem Wurstfinger hoch zur Decke.
»Siehst du, was da oben hängt?«
Ich hebe den Kopf und erkenne mit Mühe zwei dunkle Punkte.
»Überwachungskameras!« Hubert leckt sich über die Lippen. »Und ich weiß auch, wo die Aufzeichnungen gespeichert werden. Dein Guru war so nett, mich hier ein bisschen herumzuführen in den letzten Stunden. Ich habe ihm nämlich erklärt, woher wir uns kennen und was du für ihn getan hast und dass du so gerne um Mitternacht schwimmen gehst, da bekam er wohl auf einmal Sehnsucht nach dir.«
Das Messer fällt mir ein. Das Messer, das ich vorhin eingesteckt habe. Nur für alle Fälle, man weiß ja nie. Aber ich komme nicht dran, weil der Hubert mir den Weg versperrt, und ich muss ja auch erst an diese dämlichen Kameraaufzeichnungenkommen, bevor ich den Hubert umbringen kann, und ich muss …
Hubert zerrt mich hoch. »Massagezeit, Moni«, schnauft er.
Wellnesstipp von Gisa Klönne:
Hatha-Yoga
Es muss nicht gleich eine Tantra-Massage sein, um den Energiehaushalt im von langen Schreibtischstunden geplagten Körper wieder ins Lot zu bringen – und damit auch das persönliche Wohlgefühl. Seitdem ich abwechselnd Yoga praktiziere und joggen gehe, habe ich keine Rückenschmerzen mehr. Im Yoga kommen zur Fitness noch geführte Atemtechniken – das Pranajama – und Tiefenentspannungsübungen hinzu. Angeblich soll das sogar verjüngen – in jedem Fall tut es gut.
Apropos Verjüngung: Wer jeden Tag eine Stunde lang den Kopfstand praktiziert, hält das Altern auf, behaupten indische Yogis. Die Zeit, das auszuprobieren, fehlt mir in diesem Leben leider. Doch der Kopfstand gehört definitiv zu meinen Lieblings-Asanas. Für alle Uneingeweihten: Asanans heißen im Hatha-Yoga die Übungen, die oft wie Verrenkungen aussehen. Aber man kann das lernen, und vom Kopfstand
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