So schoen Tot
wirklich recht. Es kommt nicht nur auf die Körbchengröße an im Leben, sondern auch auf die inneren Werte. Und darauf, wie man sich fühlt und was man ausstrahlt. Wahre Schönheit kommt eben doch von innen. Irgendwann werde ich das auch meiner Therapeutin erklären.
Ich drehe mich auf die Seite. Mein Varanandi! Ich bin so stolz auf ihn. Es ist einfach fabelhaft, wie er dieses Resort hier gestaltet hat. Und es ist so viel einfacher für mich, dass er jetzt in Deutschland praktiziert. Alle paar Wochen für eine Behandlung nach Goa zu fliegen übersteigt meine finanziellen Ressourcen erheblich. Zum Glück hat Varanandi früher schon einmal in Deutschland gelebt, wenn auch unter einem anderen Namen, deshalb findet er sich hier sehr gut zurecht, auch mit der Sprache gibt es kaum Probleme. Das liegt natürlich auch daran, dass er einen deutschen Vater hat. Varanandi ist ja eher so etwas wie ein Künstlername. Glückseligkeit bedeute der, hat er mir erklärt, und das finde ich wirklich passend. Allein schon dieses Resort, für das er sich entschieden hat. Es kommt ja bei so einer Investition doch sehr auf das Gesamtpaket an. Aber hier stimmt wirklich alles: Eine sehr gute Anlage ist das, höchst komfortabel und technisch auf dem neuesten Stand, das Personal ist diskret und die Lage ideal, nur rund 200 Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt. Keine allzulange Anreise und trotzdem weit genug weg von meinem normalen Leben.
Aber wahrscheinlich mache ich mir da ganz unnötig Gedanken. Denn selbst wenn dieses kleine Wellnessjuwel direkt vis-à-vis meines Arbeitsplatzes läge, ist es doch völlig ausgeschlossen, dass der Hubert Mooslechner oder einer der anderen Kollegen sich plötzlich für eine Schönheitskur oder gar für indische Spiritualität interessierten. Aber sicher ist sicher, ein bisschen Diskretion hat noch niemandem geschadet, schon gar nicht in meinem Beruf. Ich verdiene mein Geld nämlich als Buchhalterin einer Privatbank, die dem Vatikan ziemlich nahesteht, da sind die Anforderungen an uns Mitarbeiter doch recht klar definiert. Mein kleines Schönheitsgeheimnis würde da nur verwirren, und das hätte Folgen, die ich mir lieber gar nicht erst ausmalen mag. Ich arbeite schließlich gern und brauche ja auch mein Gehalt. Ich möchte von niemandem abhängig sein.
Ich drehe mich auf den Rücken, fühle, wie meine Brüste sich unter dem Seidenstoff bewegen. Richtig wohl ist mir ohne BH, wenn ich ehrlich bin, doch nicht. Zu nackt komme ich mir in diesem sehr dünnen Bademantel vor, zu fleischlich – vor allem, wenn ich an den Hubert Mooslechner denke. Ich bin nicht verklemmt, nicht dass Sie das von mir denken. Ich war nur noch nie so der Strand- oder Saunatyp. Früher war es mir immer etwas peinlich, das offen auszusprechen, heute weiß ich, dass das völlig in Ordnung so ist. Ich habe durchaus ein sehr gesundes Verhältnis zu meinem Körper. Ich weiß, dass ich schön bin, das sagt ja auch Varanandi. Aber gerade deshalb ist es doch sehr weise, gewisse Grenzen zu wahren. Ich muss meinen Körper nicht schamlos zur Schau stellen. Auch meine Dessous kaufe ich nur in sehr ausgewählten Fachgeschäften, die sich auf Diskretion verstehen. Das ist zwarrecht teuer, aber ich zahle sehr gern einen Aufpreis für mein Wohlgefühl. Ich bin ja schließlich auch keine zwanzig mehr und trage Körbchengröße DD, mehr möchte ich dazu eigentlich überhaupt nicht sagen. Allein diese Spiegel und die unbarmherzige, blaustichige Beleuchtung in den Umkleiden dieser Kaufhäuser und Discounter! Eine Einladung zum Selbstmord ist das, für alle Frauen, auch für solche, die obenrum anders ausgestattet sind als ich. Selbst ein Topmodel bekommt in so einer Kabine augenblicklich Depressionen, davon bin ich überzeugt. Und diese ungeschulten Verkäuferinnen machen alles noch schlimmer. Die Art, wie die ohne Vorwarnung einfach den Vorhang aufreißen, wenn sie sich bemüßigt fühlen, mal nachzugucken, wie denn das Modell Triumph oder Schiesser so sitzt. Immer im absolut falschen Moment natürlich, ohne jegliches Schamgefühl …
Bevor ich von dieser indischen Massagetechnik erfuhr, war ich fast schon verzweifelt genug gewesen, mich einer dieser Operationen zu unterziehen. Aber das ist natürlich auch ziemlich teuer, und wer weiß, an was für einen Metzger ich dann noch geraten wäre. Man hört ja so einiges, und wenn man erst einmal narkotisiert ist, hat man so gar keine Kontrolle mehr über das Geschehen. Ruck, zuck geht dann mal
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