So schoen Tot
aus betrachtet, sieht die Welt plötzlich anders aus – auch beim Schreiben tut ein Perspektivwechsel ja hin und wieder gut. Außerdem entlastet der Kopfstand, rein medizinisch gesehen, die Gefäße und dient so auch noch der Krampfader-Prävention.
Ohne den klassischen Sonnengruß – auch Sonnengebet genannt – geht im Yoga gar nichts. Das ist eine Abfolge von Bewegungen, die den Kreislauf in Schwung bringt. Sehr erfrischend ist das, und es werden auch gleich noch alle Muskelgruppen und diverse Dehnungen trainiert.
Und weil man – wieder am Computer – erfahrungsgemäß doch immer wieder die Schultern krumm macht, empfehle ich als Letztes den Fisch. Das ist eine Rückbeuge im Liegen, mit aufgestützten Ellbogen und gewölbter Brust – also eine Gegendehnung zu nach vorn gekrümmten Schultern. Ja, das ist anstrengend, aber es gibt eine gute Nachricht für alle, die Sport nicht mögen: Auch der »faule Fisch« funktioniert. Dazu legt man sich auf den Boden und schiebt sich ein Kissen in den Rücken – etwa auf Höhe der unteren Rippenbögen. Und dann: Die Arme eventuell hinter dem Kopf ausstrecken. Liegen bleiben, Musik hören und genießen. Home-Wellness kann ziemlich einfach und unblutig sein …
Cornelia Kuhnert
Für immer jung
Renates scharfe Stimme überrumpelt Carlotta von hinten, als sie gerade die Tür ihres Cabriolets entriegelt.
»Hallo Carlotta, wie geht’s dir?«
Carlotta dreht sich in Zeitlupe um und richtet dabei ihr Lächeln neu aus.
»Gut.«
»Hast du was?«
Sieht man es ihr etwa schon an? Carlotta hebt die Mundwinkel und versucht sich im gekünstelten Strahlen.
»Was ist los?«
»Ich …«, beginnt sie, der Rest verliert sich im Lärm der vorbeifahrenden Autos.
Carlottas waidwunder Blick ist Renate jedoch Antwort genug.
»Ist was mit Walther?«
Natürlich ist was mit Walther. Carlotta zieht die Luft so stark ein, dass ihre Nasenflügel zusammenkleben, kein Wort verlässt ihre Lippen.
»Mir kannst du es doch sagen«, lockt Renate. »Schließlich sind wir befreundet.«
Carlotta will aber nichts sagen. Will immer noch nicht wahrhaben, was sich seit gestern nicht länger leugnen lässt. Dabei fing der Tag ganz harmlos an. Wie so oft am Montag brachte sie ein paar Kleidungsstücke in die Reinigung am Ende der Straße. Die Mitarbeiterin nahm die Sachen entgegen, kontrollierte wie stets Walthers Anzugtaschen, und mit den Worten »Hier ist noch was« reichte sie einenZettel über den Tresen, den Carlotta entgegennahm und ohne nachzudenken auseinanderfaltete. Eine Restaurantrechnung.
Clichy:
Essen, Getränke und Champagner für zwei Personen. Carlotta hätte das als Geschäftsessen abtun können, aber mit Geschäftsfreunden trinkt Walther keinen Champagner. Nie. Das hat sie stutzig werden lassen, und deshalb hat sie seine Schränke sofort durchsucht. Einfach, um sicherzugehen.
Im untersten Fach seines Schreibtischs ist sie fündig geworden. Reservierungsbestätigung für ein Doppelzimmer im Ritz, Paris. Gebucht fürs übernächste Wochenende. Nein, sie wird ihn nicht fragen, was das zu bedeuten hat. Wozu? Geständnisse machen den Heimvorteil zunichte. Und den gilt es zu nutzen.
Als Nächstes hat sie systematisch Walthers Garderobe überprüft. Hose für Hose, Jacke für Jacke, Schublade für Schrankfach. Eins muss sie Walther lassen: Er ist gerissen. Den Rest der belastenden Beweise hat er besser versteckt. Wahrscheinlich im Büro. Das hätte sie ihm gar nicht zugetraut.
»Kennst du Jeanette aus meiner Golfrunde?«, reißt Renate sie mit verschwörerisch gesenkter Stimme aus ihren Gedanken. »Die meint, sie hätte Walther im
Clichy
gesehen. Mit einer Frau. Groß und blond.«
»Und, wer war sie?«
»Keine Ahnung.« Renate zuckt mit der Schulter, und Carlottas eingemeißeltes Grinsen löst sich im Nichts auf. »So eine mit ganz langen Beinen – und mindestens zwanzig Jahre jünger, hat Jeanette gesagt.« Ein Lächeln umspielt Renates Mund. »Du weißt doch, der Trend …«
»Nicht«, zischt Carlotta, und Tränen schießen in ihre Augen. Gestern Abend nach der Tagesschau hat sie Walther getestet und ihm gesagt, dass sie Weihnachten mit ihm in der Karibik verbringen möchte. Wer weiß, was dann ist,hat er gegrummelt und sie nicht einmal dabei angesehen, sondern den Ton des Fernsehers lauter gestellt.
Wer weiß, was dann ist
. Carlotta presst die Lippen aufeinander und wischt sich die verschmierte Wimperntusche unter den Augen weg.
»Männer sind
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