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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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Schweine«, seufzt Renate. »Das kannst du mir glauben.«
    »Aber doch nicht Walther«, protestiert Carlotta. »Er ist früher immer so   …«
    »Vergiss es«, unterbricht ihre Freundin und Nachbarin sie. »Du kannst dich auf Kleidergröße 38 festhungern, kannst joggen, dich stretchen, zum Pilates rennen und zehn Sprachen lernen, scheißegal. Da muss sich nur ein fester Busen vor den Schreibtisch schieben und ein bewunderndes Lächeln zum ausgedünnten Silberhaar schicken, schon fühlen die Kerle sich jung, und es kommt wieder Leben ins totgesagte Lieblingsspielzeug. Und weil der Testosteronspiegel kräftig ansteigt, wirst du zum Dank aufs Altenteil geschickt.«
    Altenteil. So hat Carlotta das noch gar nicht gesehen. Überrascht mustert sie ihre Freundin. Links und rechts des rot geschminkten Mundes haben sich tiefe Falten eingegraben, rund um die Augen machen sich Krähenfüße breit. Besonders frisch sieht Renate wirklich nicht mehr aus. Die sollte in der Tat besser auf sich achten   – und nicht nur ständig hungern. Nach achtzehn Uhr isst Renate nichts mehr   – und wenn doch, dann höchstens einen Salat. Kochen kann sie sowieso nicht. Wie ihr Mann das bloß aushält! Walther könnte sie so nicht kommen, der möchte abends was Ordentliches auf dem Teller haben. Ein Steak, eine Dorade, Bohnen, Pfifferlinge, was gerade zur Jahreszeit passt.
    »Nur damit du’s weißt: Helmut hat eine andere«, reißt Renate sie erneut aus ihren Gedanken. »Seine Assistentinin der Geschäftsleitung. Seit zwei Jahren macht er mit der rum. Da habe ich nie ein großes Gewese drum gemacht. Immerhin ist die um die vierzig, also auch nicht gerade taufrisch. So was kann man aussitzen, habe ich gedacht. Pustekuchen. Plötzlich ist diese Simone schwanger.« Renates Stimme katapultiert sich in ungeahnte Höhen. »Mit Zwillingen.«
    Ein aufgeregter Wimpernschlag folgt.
    »Diese dumme Kuh muss zu Hormonen gegriffen haben, um Nägel mit Köpfen zu machen. Anders geht das doch gar nicht.«
    Carlotta schüttelt den Kopf. Der arme Helmut, zu beneiden ist der nicht gerade. Vater von Zwillingen mit Mitte fünfzig. Schmutzige Windeln, Zahnwechsel, Masern, Mumps und Pubertät. Carlotta ist froh, dass sie das alles hinter sich hat. »Letzte Woche hat Helmut seine Sachen gepackt und ist zur Mutter seiner zukünftigen Kinder gezogen. Der Anwalt wird sich um den Rest kümmern, hat er gesagt. Da weiß ich, was herauskommt. Der Ehevertrag, den ich damals unterschrieben habe, gibt nicht viel her für mich.«
    Carlotta reißt die Augen groß auf. »Du hättest mich anrufen können. Du weißt, ich   …«, verliert sich der Satz im Nichts.
    Renate fängt Carlottas entgeisterten Blick auf, während sie in ihrer Handtasche herumnestelt. Endlich findet sie die Zigarettenschachtel und das Feuerzeug.
    »Lass gut sein, meine Liebe. Manche Dinge muss man alleine durchstehen. Schau lieber der Gefahr ins Auge. Wir stehen schließlich alle kurz vor der Ausmusterung.« Renate zündet sich die Zigarette an. »Und es wird nicht leicht, einen neuen Mann zu finden. Das sag ich dir. Einen passenden. Mit Geld oder wenigstens Niveau. Guck dir Jeanette und Bettina an. Die suchen schon ewig.«
    Renate nimmt einen tiefen Zug und bläst den Rauch in Carlottas Richtung.
    »Wo willst du eigentlich hin?«
    »Zur Kosmetikerin.«
    »Meinst du, das hilft noch was?«
    ***
    Das Kosmetikinstitut »Yvonne« liegt in einer schmalen Seitenstraße in Hannovers Zentrum. Wer es nicht kennt, wird es nicht finden. Die Kundinnen selbst machen keine Werbung. Sie betrachten ihre Besuche bei »Yvonne« als ihr Geheimnis, als ihr gut gehütetes Geheimnis. Kaum hat Carlotta auf den Klingelknopf gedrückt, wird die Tür geöffnet.
    »Frau Reiter, wie schön, Sie zu sehen. Kommen Sie herein.«
    Sie reicht ihrer Kosmetikerin die Hand und gibt ihr einen Wangenkuss. Yvonne Dornknecht ist genau wie sie Anfang fünfzig. Mit ihrer glatten strahlenden Haut geht sie aber für mindestens zehn Jahre jünger durch. Vielleicht wäre Carlotta das mit Walther nicht passiert, wenn sie früher hierhergekommen wäre. Walther. Carlotta blinzelt und wischt sich unauffällig über die Augenlider. Dabei hat sie sich immer Mühe gegeben, ihren Mann zufriedenzustellen. Weswegen rennt sie denn jeden Monat hierher und bezahlt Unsummen für Öle und Cremes, hangelt sich von einer Diät zur anderen und marschiert fünfmal die Woche ins Fitnessstudio?
    »Legen Sie ab, Frau Reiter. Ich hole das Körnerkissen. Sie können es

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