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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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seid.« Tränen stehen in seinen Augen. »Ich fasse es immer noch nicht, dass Carlotta von uns gegangen ist.«
    Renate schickt ihm einen eisigen Blick.
    »In Carlottas Schreiben mit den Anweisungen für die Trauerfeier steckte noch ein weiterer Brief. Es ist Carlottas Vermächtnis.«
    Endlich kommt sie zur Sache. Gut so. Ramm ihm den Dolch in die Brust.
    »Ich soll ihre letzten Zeilen vorlesen. Hier im Andachtsraum bei geöffnetem Sarg.«
    Die Überraschung über meine unvermutete Ansprache aus dem Jenseits ist Walther anzusehen. Er schnappt nach Luft, will etwas sagen, überlegt es sich dann aber und nickt nur ergeben.
    Renate erhebt sich wie in Zeitlupe, macht ein paar würdevolle Schritte. Dann steht sie vor meinem Sarg und faltet den Brief auseinander.
    Lieber Walther!
    Wenn Renate diesen Brief vorliest, werde ich nicht mehr unter den Lebenden weilen. Wie oft hast Du zu mir gesagt: Man muss Schluss machen, wenn’s am schönsten ist. Das ist ein weiser Spruch, den ich beherzigt habe.
    Die Zeit des Lebens verrinnt, egal, ob man »Halt« ruft oder nicht. Ehe man es sich versieht, sind die Kinder groß und nur die Männer noch in den besten Jahren. Wir Frauen hingegen werden ausgemustert. Ohne Gnade. Ich habe immer geglaubt, dass es zwischen uns nicht so ist, aber Du hast Dich anders entschieden. Du willst eine Zukunft, in der ich überflüssig bin. Ich habe verstanden und räume den Platz. Ich möchte Dir nicht im Wege stehen.
    Behalte mich als Deine aufopferungsvolle Gattin in Erinnerung, die Dich über den Tod hinaus liebt und Dir das eigene Leben zu Füßen legt, damit Du einen neuen Start hast.
    Deine Dich liebende
    Carlotta
    Renate lässt das Blatt sinken. Die Stille im Raum wächst ins Unerträgliche.
    »Was soll das?«, stammelt Walther plötzlich. »Schluss machen, wenn’s am schönsten ist. Wir sind doch nicht auf dem Schützenfest. Ich verstehe das alles nicht. Carlotta   …«
    Ich hätte besser auf diese Floskel verzichten und seinen Betrug direkter ansprechen sollen. Ich könnte doch   …
    »Renate, weißt du, was Mama damit gemeint hat?«, stammelt Judith unter Tränen und reißt mich aus meinen Gedanken. »
Neuer Start
. Ich dachte, Mama weiß von nichts. Papa hat’s mir doch auch erst letzte Woche erzählt, als wir im
Clichy
essen waren: dass er vieles in seinem Leben ändern muss, dass er nicht weiß, wie er es Mama beibringen soll, dass er   …«
    Leben ändern muss. Walther, ich hab’s gewusst. Jetzt hab ich dich. Ich   … Halt! Wieso war er mit Judith im
Clichy
? Jetzt begreife ich gar nichts mehr. Jeanette hat doch gesagt   …
    »Papas Geschäfte laufen schlecht, sehr schlecht. Mama hat sich schon nicht dafür interessiert, als seine Firma noch gut lief. Mit Problemen wollte sie erst recht nichts zu tun haben. Du kennst sie ja.«
    Ist das etwa ein abfälliges Grinsen in Judiths Gesicht?
    »Papa wollte sie nicht mit seinen Geschäften belasten und hat geschwiegen. Ich fand das übertrieben. Aber so ist er. Ihm steht das Wasser bis zum Hals, und gleichzeitig überlegt er, wie er Mama eine Freude zum Hochzeitstag machen könnte: Paris, ein Wochenende im Ritz.«
    Hochzeitstag? Ritz? Ich glaub das alles gar nicht.
    »Es sollten ein paar letzte unbeschwerte Tage für die beiden vor der Insolvenz werden. Wir haben uns heimlich getroffen, um die Fahrt vorzubereiten.« Judith streicht ihre langen blonden Haare nach hinten und zieht ein Papiertaschentuch aus der Packung.
    Diese bescheuerte Jeanette   … Verdammt, wie konnte ich nur glauben, dass Walther mich betrügt?
    »Vielleicht hat Mama aber doch mehr geahnt, als wir alle wahrhaben wollten   … vielleicht hat sie versucht, für Papas Probleme eine Lösung zu finden. Eine ungewöhnlich uneigennützige, eine Lösung, mit der niemand gerechnet hat   – schon gar nicht bei Mama. Das wäre doch möglich.« Judith schnäuzt sich laut. »Durch ihren Tod wird schließlich eine hohe Lebensversicherung fällig.«
    Renate, die bewegungslos vor dem Sarg steht, legt die Stirn in Falten. Verdammt, hätte ich bloß nicht auf die gehört. Schuld an allem ist nur dieses Getratsche von ihr und Jeanette. Alle Männer sind Schweine. Blödsinn. Walther hat mich gar nicht ausgemustert. Walther hätte das nie gemacht. Ich hab es doch gleich gewusst. Wie gerne würde ich jetzt   …
    Plötzlich kommt Bewegung in Renates Mienenspiel. Und nicht nur das. Sie tritt vom Sarg zurück und setzt sich neben Walther. Jetzt liegt sogar ihre Hand auf seiner

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