Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
Vom Netzwerk:
ging das nicht weiter, er musste dringend mal wieder etwas für sich tun. Die richtigen genetischen Anlagen hatte er doch, das wusste er von früher. Also los, dachte er, ab ins Fitnessstudio! Das kostete zwar mehr als fünfundzwanzig Euro im Monat, dafür war das Geld dort wenigstens gut angelegt. Und die Sache mit dem Selbstschutz erledigte sich dabei von alleine.
    ***
    »Zweiundzwanzig, dreiundzwanzig. Na los, da geht noch was!« Die hochgewachsene Blonde mit dem Schrägpony, die seine Trainerin mimte, klopfte ihm ins Kreuz, dass die Griffe der Zugstange fast seinen schweißnassen Händen entglitten wären. »Immer schön den Rücken gerade! Weiter, immer weiter, bis es nicht mehr geht. Fünfundzwanzig! Und dann noch einmal extra.« Ein Blick auf die Gewichtseinstellung ließ ihre Mundwinkel sinken: »So viel liegt doch nun wirklich nicht auf.«
    Rolf Bock ächzte, biss die Zähne zusammen und zog sich die Stange noch dreimal bis auf die Schultern, dann war sein Latissimus endgültig ausgelaugt. Sehr gut, dachte er, das wird den blöden Muskel lehren, dass es so nicht reicht. Dann wird er ja wohl wachsen.
    »Okay. Kurz lockern und ausschütteln, Schluck trinken und dann weiter mit den Crunshes. Weißt ja Bescheid. Bin mal kurz da drüben.« Ihre langbeinige, schmale Silhouette mit dem weiten, tief gebräunten, aber leider pickeligen Rückenausschnitt entschwand in Richtung Hantelbänke. Dort hatten sich gerade ein paar ölglänzende Stammkunden eingefunden, die zwar längst keine Tipps mehr nötig hatten, aber wohl eher ihre Kragenweite waren.
    Rolf Bock schnaufte durch und trabte brav zu den kunststoffbezogenen Liegen mit den gepolsterten Beinstützen, um wie befohlen seine Bauchmuskeln zu foltern. Unterwegs stoppte er vor einem der vielen übermannshohen Spiegel und musterte sich. Doch, da war schon etwas passiert in den letzten Wochen.
    Und nicht nur das. Auch anderes war passiert.
    Ein lauter Schlag wie von schweren Schmiedehämmern ließ ihn herumfahren. Jemand hatte gerade seine Übungen am
Hackenschmidt
, einer sogenannten Beinpresse, beendet und die Gewichte etwas unsanft herabsausen lassen. Ein großer Kerl mit Muskeln wie Gebirgslandschaften und Adern wie Straßen in einem Autoatlas. Jetzt richtete er sich auf. Rolf Bock erkannte ihn sofort, auch ohne weißes Hemd mit Schulterstücken und schwarzer Bügelfaltenhose.
    Auch der Muskelmann schien ihn sofort einordnen zu können. »Hallo, Herr Nachbar! Na, noch mal nachgedacht über mein Angebot?«
    »Ja, nee, hallo   – wieso Nachbar?«
    »Na ja, Nachbar meiner Kunden halt, nicht wahr?« Der Muskelmann tupfte sich mit einem weißen Handtuch die Schweißperlen von seinem breiten Grinsen. »Auf die habe ich ja immer ein Auge, wie Sie wissen. Jeden Tag, in unregelmäßigen Abständen. Aber absolut zuverlässig   …«
    »Ach so.« Rolf Bock nickte verwirrt. Schweiß rann ihm in die Augen, und er tastete nach seinem Handtuch, das natürlich nicht so blütenweiß war.
    »Und sonst so? Alles in Ordnung bei Ihnen?« Der andere schien in Plauderlaune, musste seinen Puls vor der nächsten Übung wohl noch hinuntertreiben.
    »Wie? Ja, klar. Alles in Ordnung.« Rolf Bock rubbelte sich den Nacken.
    »Das ist ja schön.« Der Muskelmann fixierte ihn, immer noch grinsend. »Wirklich?«
    »Wieso wirklich? Was soll schon sein?«
    »Ich meine ja nur.« Der andere ließ seine Schultern rollen; ein imposanter Anblick. »Hatten Sie in Ihrem Vorgarten nicht mal diese netten Zwerge?«
    »Ach die.« Rolf Bock spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg. Zum Glück konnte das auch von der Anstrengung herrühren. »Blöde Dinger. Erbstücke, gar nicht mein Geschmack. Hab sie nur aus Gewohnheit stehen lassen. Aber inzwischen sind die ja entsorgt.«
    »Ja, richtig.« Der Muskelmann nickte. »Mittwoch vor zwei Wochen. Ein zusätzlicher grauer Restmüllsack.«
    »Woher wissen Sie   …« Rolf Bock blieb der Mund offen stehen.
    »Wir wissen eine Menge. Heißen ja nicht umsonst
Die Beobachter
.« Der andere erhob sich; seine Regenerationspause war wohl um. »Ich weiß zum Beispiel auch, dass jemand Ihre Zwerge kaputtgeschlagen hat, als Sie einkaufen waren. Bei einem meiner Kunden hätte das Konsequenzen gehabt. Für den Täter.« Er warf sich das Handtuch um den Hals und zog die Enden straff. Seine Armmuskeln schienen die Haut sprengen zu wollen. »Sie sollten sich unser Angebot wirklich noch einmal überlegen.«
    Wütend ballte Rolf Bock die Fäuste; sein Knurren aber erreichte

Weitere Kostenlose Bücher