So schoen Tot
Schulter.
»Mein lieber Walther, wenn du etwas brauchst – ich bin immer für dich da.«
Walthers mattes Lächeln ist ihr Antwort genug, um sich noch dichter vorzubeugen und zu flüstern: »Das ist bestimmt alles für dich nicht leicht. Ruf mich doch in den nächsten Tagen an. Oder komm einfach vorbei. Ich könnte abends für uns beide kochen.«
Wie diese dumme Kuh Walther anstrahlt, das muss man gesehen haben! Zum Glück fällt Walther auf solche Offerten nicht rein. Renate und kochen!
Aber wieso lächelt er jetzt wie ein dummer Junge?
»Danke. Das mach ich gerne. Dann können wir über Carlotta reden, du warst ja immer ihre beste Freundin.« Walther seufzt. »Die leere Wohnung ist kaum auszuhalten.«
Als der zufriedene Beuteblick in Renates Augen aufblitzt,würde ich mein letztes Hemd dafür geben, wenn ich ihr genau jetzt eine reinhauen könnte. Nein, eher zwei. Eine links, eine rechts.
Meine gute Stimmung ist mir jetzt endgültig vergällt. Nicht einmal das verhaltene Schluchzen meiner Freundinnen über mein makelloses Aussehen baut mich wieder auf. Ich mustere meine erstarrte Gestalt. Keine Falte. Kurzes Schwarzes. Dunkler Schleiflack. Für immer schön.
Na und?
Die Tür des Andachtsraumes fällt leise ins Schloss. Zwei Männer in schwarzen Anzügen treten näher. Sie heben den Sargdeckel hoch. Alles wird plötzlich dunkel um mich herum. Schrauben knirschen. Die Musik aus der Friedhofskapelle dringt bis zu mir durch.
Für immer jung, ein Leben lang für immer jung.
Karel Gott gibt wirklich sein Bestes.
Doch nichts ist für immer.
Nur der Tod.
Wellnesstipp von Cornelia Kuhnert:
Nie mehr trockene und spröde Lippen mit dem Anti Aging Lipstick
1 g Bienenwachs
2 g Kakaobutter
1 g Sheabutter
8 g Macadamianussöl
1 Tr. Johanniskrautöl
1 Tr. Orangenöl
2 Tr. Lebensmittelaroma Orange
Alles zusammen im Wasserbad erwärmen und in eine saubere und leere Lippenstifthülse abfüllen.
aus:
Cosima Bellersen Quirini, ›Naturkosmetik natürlich selbst gemacht.‹ Ulmer Verlag, 2012
Peter Gerdes
Die Beobachter
Als Rolf Bock vor die Tür trat, um die Zeitung hereinzuholen, konnte er sich selber riechen. Wenn er an sich heruntersah, blieb der Blick unmittelbar an seinem vorgewölbten Bauch unter dem Feinripp-Unterhemd hängen. Das Hemd hatte eine gräuliche Färbung. Alles in allem kein gutes Zeichen.
Ich verkomme, dachte Rolf Bock. Das ist nicht lustig.
Schuld war natürlich die Erbschaft. Rolf Bock hatte geerbt, voriges Jahr, nicht nur dieses Häuschen am Logaer Weg in Leer, dicht am Julianenpark idyllisch gelegen, sondern auch ein gut gefülltes Konto. Von seinem Onkel, den er im Leben höchstens viermal getroffen hatte, die Beerdigung nicht mitgezählt. Freiwillig hatte dieser Onkel ihn sicher nicht bedacht, aber er war kinderlos geblieben, und auch die anderen Zweige der Bock-Familie machten ihrem Namen in Bezug auf Nachkommenschaft wenig Ehre. So war denn nur Rolf als gesetzlicher Erbe geblieben.
Er kniff seine verschwiemelten Augen zusammen, da die Sonne schon verdächtig hoch stand und blendete, und bückte sich nach dem Zeitungskasten. Wenigstens brauchte er sich um seine tratschsüchtigen Nachbarn keine Gedanken zu machen. Die Kinder waren um diese Zeit in der Schule, die Hausfrauen einkaufen, die Rentner im Park, und der Rest war bei der Arbeit. Das hatte er, Rolf Bock, nicht mehr nötig. Das geerbte Geld langte, vorsichtig eingeteilt, für die nächsten Jahre. Es war nicht genug, um ihn reich zu machen, aber es reichte, um ihm jeden Antrieb zu nehmen, selbst etwas zu verdienen. Verdarb es ihn etwa?Oder legte es nur die sowieso vorhandenen Charakterschwächen bloß?
Man könnte fast meinen, dachte Rolf Bock, mein Onkel hätte etwas gegen mich gehabt.
»Guten Morgen!«
Rolf Bock schreckte hoch. Hatte ihn doch ein Nachbar erwischt, am hellen Vormittag in der Schlafanzughose, vom gestern genossenen Kräuterschnaps gezeichnet? Er hob eine Hand über die Augen und blinzelte in die Richtung, aus der der Gruß gekommen war. Eine massive Silhouette zeichnete sich dort ab und gewann, je mehr sich Bocks Augen ans Tageslicht gewöhnten, an Tiefe. Eindeutig ein Mann. Ein großer und breiter, der auf einem Fahrrad saß, einen Fuß auf dem Pedal, einen auf dem Bordstein, direkt vor seinem Gartentor. Und Himmel, sah der Typ gut aus!
Dann der Schreck: Verdammt, der ist uniformiert. Polizei! Wieso das denn? Rolf Bock durchforstete sein Gewissen, ohne fündig zu
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