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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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werden. Oder war er letzte Nacht in seinem Gewohnheitsrausch etwa zu laut gewesen? Aber die Nachbarn sagten doch sonst nichts.
    Noch ein Zwinkern; sein Blick klärte sich zusehends. Das war ja überhaupt kein Polizist! Sah aber fast so aus in seinem kurzärmeligen weißen Hemd mit den Schulterstücken, der schwarzen Bügelfaltenhose und dem stoppelkurzen Putz. Pralle Oberarme schienen die Ärmel sprengen zu wollen, dicke Adern zeichneten Landkarten auf Unterarme und Hände. Ein Fahrradhelm baumelte am Lenker, versehen mit einer Art Abzeichen.
    Wenn der Typ kein Polizist war, überlegte Rolf Bock, was war der denn dann?
    Mit einiger Verspätung grüßte er zurück. »Ja, äh. Moin.«
    Der Radler in der Pseudo-Uniform streckte einen muskulösen Arm aus und reichte ihm etwas herüber. »Hier,bitte schön. Unsere Offerte. Vielleicht ist das ja etwas für Sie.« Der Mann lächelte verbindlich. »Bestimmt sogar ist das etwas für Sie.«
    Ganz automatisch griff Rolf Bock zu. Eine Art Prospekt. War dieser Typ etwa ein Pizzabote, der ins Geschäft kommen wollte? Aber so sah er nicht aus. Und auch der Prospekt sah nicht nach Pizza aus. Sondern eher so   … offiziell. Besser: halboffiziell. So wie der ganze Typ auch.
    Die Beobachter
stand groß oben drüber. Daneben eine Art Wappenschild, ohne bunte Bildchen drauf, nur mit einem schwarzen Kreuz. Ein Symbol, das sich bei näherem Hinsehen auch auf den Schulterstücken und am Helm des Radlers fand. Was für ein Verein war das denn?
    »Wir sind eine Organisation für Sicherheit«, sagte der freundliche Muskelmann. Anscheinend hatte er Rolf Bock die Frage an der Nasenspitze abgelesen. »Zur Abschreckung und Abwehr von Straftätern. Sie wissen ja, Einbrecher, Beschaffungskriminelle, Gewalttäter. Die breiten sich gerne in gutbürgerlichen Stadtteilen wie diesem aus. Wo oft niemand zu Hause ist, weil alle arbeiten sind oder sonst wie zu tun haben.«
    Rolf Bock blinzelte den Mann misstrauisch an; anscheinend aber sollte die letzte Bemerkung keine Anspielung sein. »So, aha«, erwiderte er unbestimmt. »Ist aber wohl doch nichts für mich. Einen Bewachungsdienst kann ich mir gar nicht leisten.« Er reichte dem Radler den Prospekt zurück.
    Der Muskelmann ignorierte das hingehaltene Blatt. »Ach, das glaube ich kaum. Wir sind wirklich preisgünstig im Moment. Markteinführung, Sie verstehen. Fünfundzwanzig Euro im Monat.«
    »Fünfundzwanzig nur.« Das war ihm so rausgerutscht, und Rolf Bock ärgerte sich gleich darüber. Natürlich schwächte es seine Ablehner-Position deutlich. »Aha. Waskönnen Sie denn für fünfundzwanzig Euro an Leistung erbringen?«
    Der Radler lächelte siegesgewiss, als sei der Abschluss schon so gut wie getätigt. »Nun, wir beobachten, klar, wie der Name schon sagt. Wir kommen in unregelmäßigen Abständen durch Ihre Straße, unangekündigt sozusagen, aber immer gut zu erkennen. Sowie uns etwas auffällt, offene Türen oder Garagen, kaputte Zäune oder gar Fensterscheiben, klingeln wir und fragen, ob alles klar ist. Wenn keiner antwortet, rufen wir sofort die Polizei. Im Grund ganz einfach, nicht?«
    »Stimmt«, sagte Rolf Bock, »sehr einfach.« Total simpel, dachte er dabei. Warum war wohl nicht schon früher jemand drauf gekommen?
    »Und?«, fragte der Radler. »Was meinen Sie?«
    »Ich weiß nicht.« Er nahm das Blatt, das der Muskelmann nach wie vor ignorierte, faltete es zusammen und steckte es in die Tasche seiner Jogginghose. »Muss ich mir erst noch überlegen.« Innerlich bereitete er den geordneten Rückzug vor. Lästig, diese Hausierer, dachte er, obwohl seit Jahren keiner mehr bei ihm gewesen war.
    »Das sollten Sie.« Der Radler grinste ihn unverdrossen weiterhin an. »Ihre Nachbarn haben schon alle unterschrieben. Also, beinahe alle. Jedenfalls alle rechts und links von Ihnen.« Sein Lächeln wurde fast anzüglich. »So, ich muss weiter. Meinen Plan einhalten.« Er stemmte ein muskelbepacktes Bein in die Pedale. »Überlegen Sie es sich noch mal. Aber Sie wollen doch nicht als Einziger hier schutzlos bleiben?« Ein gewinkter Gruß, und weg war er.
    Rolf Bock schloss die Tür hinter sich, froh, wieder im Schutz seines halbdunklen Flures zu sein. Das Werbeblatt ließ er beiläufig in den Papiermüllsack fallen.
Die Beobachter
, ha! Die konnten ihn mal. Fünfundzwanzig Euro für nichts waren immer noch zu teuer.
    Der Garderobenspiegel hielt ihn auf. Was er darin sah, gefiel ihm gar nicht, nicht nur wegen der Grautönung seines Unterhemds. So

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