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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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Sie Hilfe oder einen Rat brauchen, wenden Sie sich ruhig an mich“, fuhr er fort. „Ich würde mich sehr freuen, wenn wir weiterhin in Kontakt bleiben. Es passiert nicht oft, dass mir so eine bildhübsche und noch dazu gescheite und liebenswerte Frau über den Weg läuft.“
       „Schmeichler.“ Melanie merkte, wie sie errötete. „Ich bin eine ganz normale Frau mit Problemen, Sorgen und Ängsten.“
       „Hat die nicht jeder?“
       Melanie nickte. „Als wir im Zug nach hier fuhren, wurde eine Mitreisende ermordet. Sie sollte vermutlich Benjamins neue Lehrerin werden. Während der Fahrt wurden sie und ihr großer weißer Hund erstochen.“
       „Das ist ja entsetzlich. Weiß man, wer es war?“, fragte der Mann erschrocken. „Er hatte sich vermutlich unter die Reisenden gemischt und niemand hat ihm angesehen, was er im Schilde geführt hat. Welchen Grund könnte er denn gehabt haben, die Frau umzubringen? Ist er aus ihrem Bekanntenkreis?“
       „Das alles kann ich Ihnen nicht beantworten. Der Täter ist meines Wissens bis jetzt noch nicht gefunden. Die Tote hatte nicht mal Papiere bei sich, oder er hat sie ihr gestohlen. Laird McGregor erkannte sie nach unseren Beschreibungen als die Lehrerin, die er vor einiger Zeit engagiert hat an dem Hund, der ebenfalls tot ist.“
       „Eine furchtbare Geschichte.“ Nachdenklich starrte Chester Flannagan vor sich hin. „Hier in dieser Gegend passieren immer wieder die seltsamsten Dinge. Ich dachte immer, bei uns in Irland leben die meisten Geister und Seelen, Kobolde, Elfen und Feen. Aber hier merke ich immer öfter, dass der Himmel die Erde berührt um zu sagen, dass es Dinge gibt, die wir mit unserem kleinen Verstand nicht erklären können.“
       „Dann halten Sie es also auch durchaus für möglich, dass der tote Hund von Mrs. Mansfield meiner Schwester erscheint und ihr erzählt, wie lang er leiden musste, weil das Messer des Mörders ihn nicht gleich getötet hat?“ Es fiel Melanie nicht leicht, ihm diese Frage zu stellen. „Bitte halten Sie mich jetzt nicht für völlig übergeschnappt.“
       Chester drehte sich zu ihr um, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. „Hat Ihre Schwester das gesagt?“, fragte er, ohne auf ihre letzte Bitte einzugehen.
       Die Frau nickte. „Ich vermute, dass die Kinder nur deshalb auf den Friedhof gegangen sind, weil sie annehmen, dass die Leiche von Mrs. Mansfield in der Kirche ist. Ich denke aber, sie wird noch bei der Polizei sein, solange der genau Tathergang nicht geklärt ist.“
       „In den Highlands gehen die Uhren alle ein bisschen anders“, wandte der junge Ire ein. „Wir sind hier nicht nur auf dem Land, sondern von der Mentalität her Welten von der Zivilisation entfernt. Manchmal denke ich, in dieser Gegend ist irgendwann vor hundert Jahren die Zeit stehen geblieben.“
       „Diesen Gedanken hatte ich sofort, als ich Rochester Castle betrat“, überlegte Melanie laut. „Alles war so fremd, so unwirklich. Einen Augenblick lang hatte ich sogar das Gefühl, einer der Männer, die auf den vielen Portraits verewigt sind, schaut mich böse an.“ Sie lachte unsicher. „Aber das ist natürlich Unsinn“, berichtigte sie sich selbst.“
      „Hier gibt es keinen Unsinn“, widersprach Chester. „Aber das werden Sie noch früh genug feststellen. Es ist wirklich so, dass hier alles etwas anders ist als in der übrigen Welt. Wenn Sie möchten, führe ich Sie über diesen Friedhof und erzähle Ihnen ein bisschen über die Menschen, die hier ruhen.“
       Melanie hob abwehrend beide Hände. Sie lachte zwar, doch über ihren Rücken kroch eine Gänsehaut. „Es ist lieb gemeint von Ihnen, und ich danke Ihnen dafür. Aber ich bin nicht meine Schwester und demzufolge nicht gerade ein Freund von Friedhöfen. Das muss wirklich nicht sein“, antwortete sie sofort.
       „Nein, das muss es ganz gewiss nicht“, stimmte der Mann ihr zu. „Aber ich denke, einige der Geschichten würde Ihr Verständnis für unser Land und seine Menschen wecken.“ Er seufzte leise auf.
       „Vielleicht schaue ich mir in einer ruhigen Stunde mal alles an“, räumte sie ein.
       „Ich hatte auch einen Führer, Sir Patterson von Glannagan Castle“, berichtete Chester nach kurzem Schweigen. „Er hatte mich für Billy angestellt. Und er erzählte mir von all den Toten. Wir gingen oft über den Friedhof. Doch seit Billy tot ist, geht er auch mir aus dem Weg. Ich glaube, er verlässt sein Castle nur noch

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