Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
Vom Netzwerk:
schon sehr, Daisy, nicht wahr?“ Melanie, die es ebenfalls im Castle nicht mehr ausgehalten hatte, blieb an der Bank stehen und schaute auf die Schwangere hinab. „Darf ich mich zu dir setzen oder willst du eine Weile dösen?“
       „Setz dich zu mir, Mel“, antwortete Daisy, ohne die Augen zu öffnen. „Ich bin froh, wenn du mit mir redest. Vorhin ist mir die Decke auf den Kopf gefallen. Ich brauchte frische Luft. Thomas wird die nächsten drei Wochen wieder nicht kommen können. Er hat zuviel zu tun. Ich bereue inzwischen, dass ich nicht in Glasgow geblieben bin. So könnten wir wenigstens die Abende zusammen verbringen.“ Ihre Stimme klang traurig.
       „Da kann ich dich gut verstehen, Daisy“, antwortete Melanie und dachte mit einem Mal an Chester. „Dein Mann leidet unter dieser Situation bestimmt ebenso sehr wie du“, fuhr sie fort. „Ich hoffe für euch beide, dass er noch rechtzeitig vor der Geburt da ist.“ Sie streichelte Daisys Hand ein wenig besorgt.
       „Ich  möchte nur wissen, was dieser Hund hier immer in unserem Park treibt“, meinte Daisy auf einmal und schaute zur gegenüberliegenden Seite des Sees. „Ich habe ihn schon einige Male hier gesehen, aber immer nur kurz. Dann verschwand er meist in einem Gebüsch. Jetzt aber sitzt er schon die ganze Zeit, die ich auch hier bin, dort drüben und schaut nur zu uns her.“
       Melanie drehte den Kopf in die angegebene Richtung. Tatsächlich, da saß Countess. Aber warum konnte Daisy die Hündin sehen, die seit fast sechs Wochen schon tot war?
       „Ich werde mal nachsehen“, entschied sie und stand auf. Langsam ging sie zu der Hündin, die sie aus sicherer Entfernung aufmerksam musterte. Als sie näher kam stand auch das Tier auf.
       Ihre Blicke trafen sich.
       Zum ersten Mal hatte Melanie Augenkontakt mit einem Tier. Bisher war sie der Meinung gewesen, dass so etwas nicht möglich wäre, aber jetzt merkte sie, dass ein wunderbares Gefühl der Vertrautheit von der Hündin ausging.
       Jetzt trennten sie nur noch wenige Meter. „Warum bist du gekommen, Countess?“, fragte sie leise. „Willst du mir etwas sagen?“
       Die Hündin wedelte mit dem Schwanz als Zustimmung. Dann setzte sie sich in Bewegung. Sie ging ein kleines Stück, dann drehte sie sich um, wollte sich vergewissern, dass Melanie ihr auch folgte.
       So gingen sie bis zum Tor.
       Ein unangenehmes Gefühl beschlich Melanie. Es fühlte sich fast an wie Angst. Doch dazu hatte sie eigentlich keinen Grund. Oder doch?
       Melanie stand vor dem Tor und schaute sich um. Sie konnte Countess nirgends sehen. „Wo steckst du denn?“ Traurig drehte sie sich um, ging langsam zu Daisy zurück, hoffte dabei, den Hund noch einmal sehen zu dürfen.
       Doch der Wunsch ging nicht in Erfüllung, Countess blieb verschwunden. Wieder waren da in ihr die Zweifel. Hatte sie sich alles nur eingebildet? Aber Daisy hatte das Tier ebenfalls gesehen.
       Was sollte sie nur davon halten? Enttäuscht wollte sie zu der Bank zurück gehen, wo die Schwangere noch immer saß und vor sich hin träumte. Da entdeckte sie in der Ferne Benjamin, der sich ziemlich rasch näherte. Er musste es sehr eilig haben, dachte Melanie.
       Sie öffnete das Tor und freute sich darauf, ihre kleine Schwester wieder zu sehen. Wie sehr würde sie sich freuen, wenn sie ihr von Countess erzählte.
       Lächelnd empfing sie Benjamin, der schwer atmend vor ihr stehen geblieben war. Er versuchte zu sprechen, aber das ging noch nicht.
       „Lass dir Zeit, Benjamin“, meinte sie freundlich. „Wo ist denn Alanis? Bist du ihr etwa davon gelaufen?“
       Der Junge schüttelte den Kopf. „Sie ist verschwunden“, keuchte er verzweifelt. „Ich hab sie überall gesucht. Sie war auf einmal weg.“
       „Wie meinst du das?“
       „Ich hab sie nur kurz allein gelassen, und dann war sie verschwunden. Sie saß am Grab von Mrs. Mansfield, dort wollte sie auf mich warten.“ Benjamin war den Tränen nahe. In seinen Augen stand Angst.
       „Sie wird sich versteckt haben“, meinte Melanie, obwohl sie davon eigentlich nicht überzeugt war. „Hast du wirklich überall nachgesehen?“
       Benjamin nickte. „Ich hab gehofft, dass ihr nur langweilig war und sie inzwischen allein nach Haue gegangen ist.“ Er schaute sich um, verzweifelt und verwirrt. „Ist sie hier
    und will mich nur bestrafen, weil ich mich nicht um sie gekümmert hab?“
       Melanie schüttelte den Kopf. Langsam bekam

Weitere Kostenlose Bücher