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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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manchmal wirklich seltsame Wege.“
       Melanie atmete mühsam ein, denn ein heftiger Sturm hatte sich gehoben. „Ich weiß nicht“, antwortete sie, aber diese Worte gingen in dem Brausen des Windes unter. „Diese ganze Geschichte kommt mir etwas verwirrend vor. Ich kann damit nicht unbedingt etwas anfangen.“
       „Wir sollten uns beeilen. Es sieht aus, als würden wir ein heftiges Unwetter bekommen“, rief Alanis, und der Sturm riss ihr die Worte von den Lippen. Ihre Haare flogen wirr um ihren Kopf und vor ihr Gesicht. Sie strich sie immer wieder zurück, aber das brachte nicht viel.
       Erste Regentropfen fielen. Es schien fast, als würde der Himmel mit ihnen trauern über das unglückliche Mädchen namens Mary Mac Pie, das unschuldig durch ein Tal der Tränen gegangen war. Ob sie je da herausgefunden hatte, würde vermutlich immer ein Rätsel bleiben.
       „Wo ist Countess geblieben?“, fragte Melanie und schaute sich suchend um. Dabei merkte sie gar nicht, dass sie dabei war, den toten Hund als Realität zu akzeptieren.
       „Sie wartet zuhause auf uns“, antwortete Alanis nur. Dann fasste sie ihre Schwester bei der Hand. „Wir müssen uns eilen, sonst kommen wir heute nicht mehr zum Castle zurück“, rief sie Melanie zu.
       „Also los“, rief Melanie zurück, als sie den Friedhof verlassen hatten. Dann rannten sie los.  
     
    * * *
     
       Schon morgens standen alle Zeichen auf Sturm. Melanie hatte schlecht geschlafen, denn immer wieder war sie Schweiß gebadet von irgendwelchen Alpträumen aufgewacht, an die sie später keine Erinnerung mehr hatte.
       Auch Alanis schlich übermüdet ziemlich zeitig in der Frühe in Melanies Zimmer und setzte sich an ihren Bettrand. „Bin ich froh, dass diese Nacht vorbei ist“, stöhnte die Dreizehnjährige und strich sich die langen Haare zurück, die ihr wirr ins Gesicht gefallen waren. „Ich hoffe nur, dieser Zustand hat bald ein Ende. Jede Nacht werde ich von irgendwelchen Gestalten verfolgt, die mich umbringen wollen.“
       Melanie blinzelte, denn die Helligkeit tat ihr in den Augen weh. „Wie meinst du das?“, fragte sie verschlafen. „Wie sollte das Ende denn aussehen?“
       „Ich weiß nicht. Vielleicht gibt es für alles eine Lösung“, meinte sie vage, ohne näher darauf einzugehen. „Es ist so vieles unausgesprochen.“
       „Das kann schon sein.“ Melanie streckte sich, dann schaute sie zum Fenster. „Das ist heute kein Wetter zum spazieren gehen“, meinte sie. „Wir werden uns im Haus beschäftigen müssen.“ Sie schwang ihre langen Beine aus dem Bett.
       Eine heimliche Traurigkeit befiel sie, als sie daran dachte, dass sie heute vermutlich nicht nach Glannagan gehen konnte, um Chester zu treffen. Er war letzte Nacht von der Insel zurück gekehrt und sie waren für den Nachmittag verabredet.
       Alanis lächelte kaum merklich. „Warum nicht? Ich werde mit Benjamin nach Glannagan gehen und Mrs. Mansfield besuchen. Das habe ich mit Benny so verabredet. Wir wollen auch noch ein paar Dinge einkaufen. Benjamin weiß da einen kleinen Laden in Glannagan, wo man günstige Sachen bekommt.“
       „Das ist nicht dein Ernst. Es ist Nebel und wird vermutlich bald regnen. Kalt ist es außerdem“, meinte Melanie überrascht. „Na ja, wir werden sehen.“ Sie wusch sich rasch und zog sich an. „Gehen wir nach unten?“
       Die nächsten Stunden zog sich hin, denn für diesen Vormittag hatte Melanie sich der Grammatik verschrieben. Zwar protestierten beide Kinder, doch die Lehrerin ließ sich nicht umstimmen. Als es dann Zeit war fürs Mittagessen seufzten alle erleichtert auf, sogar Melanie, die natürlich genau gemerkt hatte, dass zumindest Benjamin nicht ganz bei der Sache war.
       Nach dem gemeinsamen Essen mit der Familie machten sich die Kinder auf den Weg nach Glannagan. Zwar hatte inzwischen tatsächlich leichter Nieselregen eingesetzt, doch das störte die beiden nicht.
       „Glaubst du, Mrs. Mansfield freut sich, wenn wir kommen?“, meinte Alanis und schaute ihren Begleiter zweifelnd an. „Ich möchte nur wissen, wo Countess ist. Sie wollte zuhause auf mich warten, aber bis jetzt hat sie sich nicht gezeigt.“
       „Countess, ihr Körper, ist auf meinem Seelenfriedhof“, antwortete Benjamin und schaute Alanis vorsichtig von der Seite an. „Ich hab sie in der Nacht geholt, ehe Mrs. Mansfield beerdigt wurde.“
        Abrupt blieb Alanis stehen. „Dann hab ich mich nicht geirrt. Das Grab

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