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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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Mit einem verwunderten Ausdruck in ihrem Gesicht sank sie zu Boden. Eine gnädige Bewusstlosigkeit umfing sie und hüllte sie ein in den weichen Mantel des Vergessens.
       So merkte sie nicht, wie sie auf das Pferd gehoben und weggebracht wurde. Sie spürte auch nicht den heftigen Regen, der auf sie niederprasselte, und als sie am Ziel angekommen waren sah sie nicht das düstere Castle, das auf sie zu warten schien.
       Zwei starke Arme hoben sie vom Pferd und trugen sie fort an einen Ort, von dem es keine Wiederkehr mehr geben konnte. In geringem Abstand folgte ihnen der große weiße Hund.
     
    * * *
     
       Inzwischen hatte Benjamin seine Runde zwischen den Gräbern gedreht, war auch in der Leichenhalle gewesen, aber die war, wie meistens, leer. So ging er enttäuscht zurück zu dem Grab von Mrs. Mansfield, wo er vor kaum einer Viertelstunde Alanis verlassen hatte.
       Das Mädchen war verschwunden.
       Suchend schaute sich der Junge um. „Alanis, wo steckst du? Ich möchte nach Hause“, rief er. Doch es kam keine Antwort. Da lief er noch einmal durch die Gräberreihen in der Annahme, das Mädchen hätte sich versteckt, um ihn zu ärgern.
       Doch auch diese Vermutung bestätigte sich nicht. Der Friedhof lag da wie ausgestorben. Leise bewegten sich die verdorrten Grashalme, die noch vom letzten Sommer stehen geblieben waren, im kalten Frühlingswind.
       Langsam wurde es Benjamin mulmig zumute. Irgendetwas stimmte hier nicht. Es passte nicht zu Alanis, einfach zu verschwinden und sich bedeckt zu halten, um den anderen zu erschrecken. Es musste etwas geschehen sein während der Zeit, als er seine eigenen Wege gegangen war.
       Ratlos stand der Junge da, die Hände in seiner Jackentasche vergraben, und schaute in die Runde, ohne wirklich etwas wahr zu nehmen. Seine Gedanken wanderten zurück, als er Alanis allein gelassen hatte. Hatte sie ihm etwas gesagt, das darauf hindeuten könnte, wo sie steckte?
       Er konnte sich an nichts erinnern. Still war das Mädchen seiner Bitte nachgekommen und hatte sich hingesetzt, bereit zu warten, so lange es eben nötig war.
       Jetzt machte sich Benjamin Vorwürfe, dass er sie allein gelassen hatte. Wenn ihr etwas passiert war, dann war das ganz allein seine Schuld.
       „Alanis, gib doch Antwort. Was soll der Blödsinn? Ich geh jetzt heim.“ Wieder lauschte er angestrengt auf ihre Stimme, aber es war nur der Regen, der leise rauschte.
       Da rannte Benjamin davon. Er drehte sich nicht einmal mehr um, wollte nur noch weg und seinem Vater alles berichten. Er würde einen Rat wissen, er konnte Alanis finden.
       Im Grunde seines Herzens jedoch wusste Benjamin, dass etwas Entsetzliches geschehen war.
     
    * * *
     
       Daisy Stevenson fühlte sich nicht wohl. Der Brief von Thomas, den ihr Bruder an diesem Mittag aus Glannagan mitgebracht hatte, zerschlug all ihre Hoffnungen auf ein baldiges Wiedersehen mit ihrem Mann. Thomas konnte sich im Moment vor Aufträgen kaum retten, und es blieb ihm gar nichts anderes übrig als sie anzunehmen.
       Immerhin war er noch ein junger Anwalt, stand am Beginn seiner Karriere. Aufträge ablehnen, wenn man noch  keinen Namen hat, bedeutet bereits das Ende für die berufliche Laufbahn, noch ehe sie richtig begonnen hat.
      Traurig ging die junge Frau in den Park. Sie vermisste die beiden Kinder, die ihr sonst öfter Gesellschaft geleistet hatten. Benjamin war mit Alanis nach Glannagan gegangen. Sie wollten einkaufen, hatten sie gesagt.
       Schwerfällig ging sie den Weg entlang, langsam und bedächtig, denn eine falsche Bewegung verursachte ihr heftige Rückenschmerzen. Aber Angela hatte gesagt, dass dies zu Ende der Schwangerschaft normal sei.
       Endlich kam der kleine See in Sicht, an dem sie oft und gerne als Kind gespielt hatte. Jetzt war sie zurück gekommen als werdende Mutter, die es kaum mehr erwarten konnte, sich endlich auf der alten Bank eine Weile ausruhen zu können.
       Mit einem leisen Seufzer setzte sie sich und lehnte sich zurück. Sie schloss die Augen und begann zu träumen. Das tat sie in letzter Zeit öfter. Sie stellte sich vor wie es sein würde, wenn sie ihr Kind im Arm halten durfte, was Thomas sagen, wie er sich als junger Vater verhalten würde.
       Ein warmes Glücksgefühl strömte zu ihrem Herzen, als sie die kräftigen Bewegungen ihres Kindes fühlte. „Bald darfst du in die Freiheit“, flüsterte sie und legte beide Hände schützend auf ihren Leib.
       „Du freust dich

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