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So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition)

So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition)

Titel: So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Schlingensief
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Niederlage Gottes ganz klar bewiesen. Aber darüber will ich zurzeit nicht nachdenken. Sondern ich will mir klarmachen, dass wir erst, wenn wir uns fallen lassen und die Dinge geschehen lassen, die Freiheit erfahren, die wir haben. Ist natürlich eine paradoxe Vorstellung: In dem Moment der radikalen Unfreiheit erfahren wir erst die wahre Freiheit. Schon kompliziert.

    Sich nicht im schizophrenen Gedankenwald verirren!
     
    Aber eins ist klar: Ich bin kein Atheist. Und ich kann jetzt auch nicht sagen, na gut, das Universum ist irgendwie so etwas Höheres. Nee, ich brauche das konkreter: Mit Maria, Jesus und Gott, mit diesen dreien, möchte ich auf alle Fälle weiterleben. Das ist die Hauptsache. Die genaue Differenzierung der drei ist nicht so wichtig, da fängt man schnell an, sich zu widersprechen. Das Wichtige ist jetzt erst mal, dass ich mit ihnen meinen Frieden habe, dass ich wieder Kontakt habe und sie bitten kann, mich vor weiteren Schlägen dieser Art hier zu bewahren. Und dass ich geliebt werden will. Und dass ich mich selbst lieben will. Und dass ich mich nicht mehr bestraft fühlen möchte, weder von anderen noch von mir selbst. Das will ich einfach nicht. Dass ich jetzt Krebs habe, gut, das ist scheiße. Wer da was verbockt hat, weiß ich nicht, warum das so ist, weiß ich auch nicht. Aber es handelt sich nicht um eine Bestrafung, vor allen Dingen nicht um eine Selbstbestrafung. Wenn ich das begreife, kann ich mich auch in die Hände von Jesus, Maria und Gott begeben. Diesen Schritt muss ich für mich gehen. Ich bin nicht stark. Ich will mich lieber fallen lassen. Ich muss nur aufpassen, dass ich mich dabei nicht in diesen schizophrenen Gedankenwald verirre, der auf der einen Seite so angenehm schimmert und auf der andern Seite nur Dornen hat. Denn egal, wie ich mich darin bewege, ich bin immer auf der falschen Seite: Über das Schöne kann ich mich nicht richtig freuen, weil ich immer an die Dornen denke, und wenn ich bei den Dornen bin, dann bleibt nur die Sehnsucht nach dem Schönen.

    Und Dienstag oder Mittwoch kommen dann die Ergebnisse von den Histologen. Da erhoffe ich mir vor allem, auf der Zeitskala ein wenig zurückblicken zu können, wann denn das Wachstum dieser Krebszellen begonnen haben könnte. Ich fände das schön, darüber ein paar Infos zu bekommen, damit man nicht nur im Dunkeln rumsto-chert. Aber vielleicht kriegt man da auch nix raus.
    Mein großer Wunsch an Gott und Maria und Jesus ist jedenfalls, dass dieser zweite Herd eine Verbindung zu dem Obertumor hatte, dass er nicht noch etwas anderes bedeutet. Und dass ich die Chance bekomme, den Krebs mit Chemo und anderen Sachen endgültig wegzuputzen. Und dann muss man sich seelisch und körperlich sauber halten. Man kann sicher sehr viel machen, ohne gleich zum Hardcore-Vegetarier oder Voodoo-Fanatiker zu werden. Dabei nicht verkrampfen, keinen Kriegskampf draus machen, sondern das Leben lieben und mit Freude betrachten. Auch wenn ich nicht ganz gesund werde. Aber meine große Bitte ist, dass ich das, was ich mir hier vornehme, auch noch ein bisschen umsetzen kann.
    Also, es gibt viele Wünsche, es gibt viele Ängste, es gibt viel Hoffnung. Hoffentlich beschützen die da oben mich jetzt. Mehr kann ich nicht sagen. Hab ja eh wieder mehr geredet, als ich geplant hatte. Jetzt schlaf ich mal ein bisschen.

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    Montag, 4. Februar
    Der Tag heute war insofern schlimm, weil er keine Aktivität hatte. Nichts Schönes, aber auch nichts Blödes. Zwei, drei Trauermomente vielleicht, aber eigentlich war der Tag tot. Ich kann’s gar nicht richtig beschreiben.
    Heute Morgen habe ich immerhin zum ersten Mal nach der OP richtig geduscht. Danach habe ich das Pflaster abgezogen und die Narbe und die Stelle, wo der Schlauch war, mal in Ruhe angeschaut. Das hat mich schon ganz schön mitgenommen. Es handelt sich ja nicht um eine schlimme Narbe, da steht man jetzt nicht vor ästhetischen Problemen oder so. Aber als ich den Schnitt gesehen habe, habe ich mir ausgemalt, dass da in mir drin jetzt eine riesige Höhle ist. Ein schreckliches Bild war das. Außerdem bekam ich nach dem Duschen Herzschmerzen, es hat richtig gestochen. Bin schnell wieder ins Bett und war völlig fertig.
    Dann begann das Frieren, ich habe eigentlich den ganzen Tag gefroren. Und mein Bauch drückte auch, weil sich mein Darm seit Freitag nicht mehr geregt hat. Die Massage, die ein bisschen helfen sollte, war zwar toll, aber danach war ich irgendwie geladen. Ob ich gefrühstückt

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