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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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nur so mit Charme um sich warf. Irgendwie schien er ein Auge auf mich geworfen zu haben und war hin und weg von meinem Auftritt. Wir redeten danach noch lange miteinander, und er wollte unbedingt mit mir ausgehen. Das wiederum wollte ich nicht, ich war zu unsicher.
    Einige Zeit später fand ein Basketballturnier in der Schule statt. Natürlich waren Estelle und ich dabei! Bei Estelle war offensichtlich, dass sie eine Sportskanone war, bei mir glaubten sie es immer erst, wenn sie mich spielen sahen. Wir waren an dem Tag auch sehr erfolgreich. Der rassige Südländer war auch gekommen, um mich anzufeuern.
    Ich konnte mein Glück kaum fassen. Diesmal ging es wirklich einem Mann um mich! Endlich interessierte sich jemand für die dicke Déborah!
    Nach dem Spiel kam ich mit Estelle aus der Umkleidekabine, und da stand er, mit einem großen Blumenstrauß in der Hand. Mein Herz raste wie wild, als ich ihm entgegenlief ... und er den Strauß Estelle überreichte!
    Tränen schossen mir in die Augen. Hatte ich etwas verpasst? Was war hier los? Ich zwang mir ein Lächeln ab, wollte mir nichts anmerken lassen. Wieder einmal hatte ich verloren. Wieder einmal war ich nicht gut genug, egal wie sehr ich mich anstrengte.
    Die Sommerferien kamen, und ich fasste den Entschluss, diese sechs Wochen zu nutzen, um richtig abzunehmen und danach alle mit meinem brandneuen Erscheinungsbild zu überraschen. Das funktionierte auch sehr gut!
    Als ich am ersten Schultag in die Klasse kam, waren alle total überrascht und einige auch eifersüchtig! Plötzlich wollten alle von mir wissen, wie ich das geschafft hatte und ob ich ein paar Tipps für sie hätte!
    Auch diesmal ermutigte mich all die Aufmerksamkeit, und ich machte weiter. Ich wurde wieder weniger, und die Lehrer fingen an, sich große Sorgen zu machen. Sie wussten ja nicht, dass ich schon einmal magersüchtig gewesen war. Immer wieder gab es Gespräche mit mir, und es schmeichelte mir, dass man sich so Sorgen um mich machte. Doch ich wiegelte immer ab: „Ich und magersüchtig? Nie im Leben! Kümmern Sie sich lieber um die anderen Mädchen!“
    Kurz vor den Sommerferien organisierte unser Klassenlehrer einen Ausflug auf einen Campingplatz am See. Wir sollten mit dem Fahrrad dorthin fahren. Ich war zuerst total begeistert. Dabei würde ich ja jede Menge Kalorien verbrennen!
    Doch die Fahrt wurde zu einem Horror für mich. Es war eine ziemlich lange Strecke, und außerdem ging es zuerst auch noch ständig bergauf. Ich konnte schon nach wenigen Kilometern nicht mehr. Wieso waren die anderen so fit? Selbst die Dickeren aus der Klasse hatten mehr Kraft und Ausdauer als ich. Dabei war ich doch viel sportlicher! Ich verstand das nicht. Oder hätte ich vielleicht doch etwas frühstücken sollen? Ich hatte zu große Angst davor gehabt, wieder mal zum Essen gezwungen zu werden, so dass ich prophylaktisch nichts gegessen hatte.
    Mit Müh und Not schaffte ich die erste Etappe. Wir hielten ausgerechnet an einer Eisdiele, und unser lieber Klassenlehrer spendierte jedem ein Eis! Ich wurde natürlich genau beobachtet. Jeder wollte sehen, ob ich mein Eis esse! Es machte mich wütend, dass sie immer das Gefühl hatten, mich kontrollieren zu müssen! So ging ich ein paar Schritte weg von der Gruppe und sah mir den Sonnenuntergang über dem See an. Danach sah es zumindest aus. In Wirklichkeit ließ ich „aus Versehen“ mein Eis ins Wasser fallen.
    Zwar waren die Tage auf dem Campingplatz sehr lustig, da ich mir mit Estelle ein Zelt teilte, aber gleichzeitig raubten sie mir die letzten Kräfte. Die anderen lebten nur von Süßigkeiten, von denen ich grundsätzlich die Finger ließ. Gemeinsame Mahlzeiten nahmen wir in einer Kantine zu uns. Doch das Essen dort schmeckte keinem, und ich war die Lauteste von allen, die sich darüber beschwerten. Das war natürlich die perfekte Tarnung für mich, um nichts essen zu müssen.
    Während wir tagsüber am See lagen, sah ich meinen Freundinnen dabei zu, wie sie Pommes oder Currywurst aßen. Wie gern hätte ich da auch mal reingebissen! Oder einfach mal eine Tüte Gummibärchen genascht. Soooo gern! Doch ich konnte es nicht. Ich hatte Angst davor, dass ich dann wieder total die mühsame Beherrschung verlieren würde.
    Einmal kaufte ich mir ein Brötchen und war so stolz darauf. Ich hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlt, am Kiosk zu

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