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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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einen Job zu tun. So überlegte ich mir, die Passagiere einfach selbst singen zu lassen. Ich veranstaltete Karaoke-Wettbewerbe, und viele machten begeistert mit. Nacheinander kamen sie nach vorn, um über das Mikrofon zu singen. Eigentlich klang das ziemlich schrecklich, denn diese Anlagen sind ja nicht für Gesangsdarbietungen gedacht, doch wir hatten so viel Spaß, dass es keinen störte. Man könnte meinen, dass der Trubel gerade die Geschäftsleute störte, die oft mit uns flogen. Doch wahrscheinlich war das Ganze einfach so außergewöhnlich, dass jeder seine Freude daran hatte!
    Mittlerweile hatte auch die Medienwelt von der „singenden Flugbegleiterin“ gehört, und nach und nach meldeten sich verschiedene Fernseh- und Radiosender, Zeitungen und Magazine, die an Bord filmen oder über mich berichten wollten. Kaum ein Flug verging, auf dem ich nicht interviewt wurde oder irgendeine Kamera vor meinem Gesicht hing. Ich war immer total aufgeregt und hatte Angst, etwas Dummes zu sagen oder nicht gut gestylt zu sein. Es war gar nicht so einfach, zwischen den Sicherheitsanweisungen und dem Service auch noch die richtigen Worte in die Kamera zu sprechen und dabei gut auszusehen.
    Doch es lief alles prima, und meine Familie war mächtig stolz auf mich, wenn wir uns dann die Sendungen im Fernsehen ansahen! Meine damalige Chefin, die eine sehr geschäftstüchtige Frau ist, fand den ganzen Trubel um mich sehr gut und förderte mich in jeder Hinsicht, wofür ich ihr immer noch sehr dankbar bin. Selbstverständlich war es für unsere kleine Airline nur von Vorteil, so oft in den Medien zu sein. Und ich machte nur zu gern mit, hatte sozusagen „Blut geleckt“ und begann eigenständig, jede Möglichkeit zu nutzen, die sich mir bot.
Miss Intersky
    Zur gleichen Zeit fand die Miss Intersky statt, eine Misswahl, die unsere Airline in einem 5-Sterne-Hotel in Wien veranstaltete. Da schien es passend, mich dort auftreten zu lassen. Jede Menge junge, hübsche Mädchen wurden eingeflogen, um dort von einer prominenten Jury bewertet zu werden, selbstverständlich von unserer eigenen Airline und mit viel Presse-Tamtam.
    Ich fühlte mich ein wenig unwohl, da ich gar nicht so recht wusste, wo ich hingehöre. Alles drehte sich um die Mädchen, und ich saß irgendwo dazwischen. Zwischen all diesen langbeinigen Schönheiten kam ich mir wieder mal dick und hässlich vor.
    In Wien angekommen wurden die Models mit 12 Ferraris abgeholt, während ich mich in ein separates Auto quetschen musste. „Oh, wir haben dich gar nicht mitgerechnet“, hieß es nur.
    Als wir am Hotel ankamen, wunderte die Presse sich, weshalb ich dabei sei, und ein Reporter fragte vorsichtig: „Und wer sind Sie?“
    Verzweifelt drehte ich mich zu Roger um, dem Marketingleiter der Airline, und fragte ihn: „Was soll ich denn sagen? Wer bin ich überhaupt?“
    Roger musste lachen und erinnerte mich daran, dass ich als Sängerin gebucht worden war und das auch gern sagen dürfe. Ich fühlte mich der Lage ganz und gar nicht gewachsen.
    Im Hotel gab es einen großen Bar-Bereich mit wunderschönen Kronleuchtern und einer „Vom Winde verweht“-mäßigen Treppe, die am Abend als Laufsteg dienen sollte. Ich war so ziemlich als Erste dran mit meinem Soundcheck. Nervös stellte ich mich hin, unter Beobachtung der Models und eines Mannes, der sich als bekannter Musikmanager ausgab. Ich nenne ihn hier einmal Steve, zu seinem eigenen Schutz. Er war der Moderator des Abends. Ständig klingelte sein Handy, und auf dem Display erschienen dann Namen wie „Thomas Gottschalk“ oder „Dieter Bohlen“.
    Ich wurde immer nervöser, und das schon beim Soundcheck! Sie zeigten mir genau, wie ich während meines ersten Liedes die Treppe runtergehen sollte. Alles gut und schön, aber diese Treppe hatte unglaublich viele Stufen! Ich war es überhaupt nicht gewohnt, in Mega-High Heels zu laufen, gleichzeitig zu singen und noch eine Treppe runterzugehen! In meiner Vorstellung sah ich mich schon stolpern und vor allen auf die Nase fallen!
    Backstage gab es einige Stylisten, die Mitleid mit mir hatten und mich schminkten und mir Tipps zum Laufen gaben. Sie malten einen schnurgeraden Strich auf den Boden, auf dem ich dann vor einem Spiegel sauber auf und ab laufen musste. Die Models kicherten, da dies für sie ja Kinderkram war. Doch es lief soweit alles

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