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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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Es war nicht so, dass ich wie damals als Magersüchtige gar nicht aß, sondern ich hielt mich einfach sehr zurück. Mir ging es schlecht dabei, da mein Körper mehr gebraucht hätte, um den Stress zu überstehen. Ich ging täglich ins Fitnessstudio, um dort mindestens eine Stunde auf dem Laufband zu stehen. Nicht selten rannte ich sogar morgens und abends hin. Dazu klingelte mein Handy nonstop, weil Steve ständig etwas zu meckern hatte oder mich einfach kontrollieren wollte.
    Einmal machte er mich richtig zur Schnecke. Ich hatte in einem Fernsehinterview gesagt, dass ich an Gott glaube. „Wegen diesem Schwachsinn haben wir einen der wichtigsten Sender in Deutschland verloren!“, schrie Steve. „Ich habe mit dem Geschäftsführer höchstpersönlich gesprochen. Er möchte mit dir nichts mehr zu tun haben. Wieso konntest du nicht den Mund halten? Ich hatte dich gewarnt! Das mit deinem Glauben kannst du deiner Oma erzählen, aber nicht im Fernsehen!“
    Erst Monate später erfuhr ich, dass dieses Telefonat zwischen Steve und dem Sender überhaupt nie stattgefunden hatte. Doch jetzt schrie er mich erst einmal sehr lange an, bevor er sich wieder beruhigte und meinte: „Na ja, dazu hast du ja mich. Ich regele das. Ich bekomme das schon wieder hin.“ Dann fiel ihm noch etwas ein: „Wir müssen noch an deinem Laufstil arbeiten. Der ist ja katastrophal.“
    Bisher wusste ich ja noch nicht einmal, dass es verschiedene Arten gibt zu gehen. Das war, bevor Heidi Klum mit ihrem Germany’s Next Topmodel im TV zu sehen war.
    Steve verlangte, dass ich 24 Stunden am Tag für ihn erreichbar sein sollte. Sehr schwierig, wenn man so viel fliegt und das Handy dabei ausschalten muss. Während der kurzen Zwischenlandungen schaltete ich also immer sofort mein Handy ein, um zu sehen, ob es etwas Dringendes gegeben hatte. Und das gab es natürlich immer. Jedes Mal hatte ich zig „Anrufe in Abwesenheit“ auf dem Display, und alle von ihm. Nachrichten wie: „Wo bist du, was machst du? Wieso gehst du nicht ans Handy?“, waren keine Seltenheit.
    Im Fitnessstudio dachten sie wahrscheinlich, das Handy sei an meinem Ohr angewachsen. Einmal, in einem Hotel in Berlin, wurde mir das Telefonieren im Fitnessraum untersagt. Ich wurde fast aggressiv, so viel Angst hatte ich davor, Steve könnte erfolglos versuchen, mich zu erreichen!
    Schließlich entschied ich mich dazu, mir ein Laufband für zu Hause zu kaufen. Ich stellte es in meiner kleinen Wohnung auf und trainierte nun immer öfter. Ich war besessen davon. Morgens direkt nach dem Aufstehen zog ich mir die Turnschuhe an und stieg aufs Laufband. Und wenn ein Shooting um 7: 00 Uhr morgens anstand, dann war ich um 5 : 00 Uhr schon wach, um zu trainieren.
    Ständig waren wir auf irgendwelchen Events eingeladen, bei denen es leckeres Essen und köstliche Drinks gab. Hatte ich das Gefühl, zu viel gegessen zu haben, dann stieg ich notfalls auch noch um Mitternacht aufs Laufband, um die zusätzlichen Kalorien wieder abzutrainieren. Lieber sagte ich einen Termin mit einer Freundin ab, als mein Training zu vernachlässigen.
    Vor wichtigen Terminen griff ich dann auch hin und wieder zu Abführpillen. Das war keine angenehme Angelegenheit, und ich hatte ein unglaublich schlechtes Gefühl dabei. Doch der Wunsch nach dem perfekten Aussehen war größer.
    Der Tag rückte immer näher, an dem wir meine erste Single präsentieren wollten! Ich war total aufgeregt, und es gab auch einige Pressetermine. In den Interviews erzählte ich immer ganz happy von meinem ersten Song, doch gleichzeitig spürte ich, dass ich mich selbst belog.
    Steve war dabei, meine ersten Auftritte auf Mallorca zu buchen, was mir nicht wirklich gefiel. Ich war nicht glücklich bei dem Gedanken, meine Musik vor einem Volk feiernder Besoffener zu präsentieren, denen es so ziemlich egal war, was da gesungen wurde. Hauptsache, das Mädchen auf der Bühne ist blond.
    Doch was hätte ich schon sagen können? Außerdem erschien mir das als die einzige Chance, die ich im Moment hatte. Es lief ja soweit alles recht gut, und ich konnte es kaum erwarten, endlich loszulegen. Umso glücklicher war ich, ein paar Tage vor der offiziellen Veröffentlichung der CD schon in einer Show des österreichischen Fernsehens nicht nur meine Geschichte als singende Flugbegleiterin zu erzählen, sondern auch „Gute

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