So schwer, sich leicht zu fuehlen
einem Loch im Boden, mehr nicht. Sie befand sich auÃerdem auch noch auÃerhalb des Hauses, und ich überlegte schon, wie ich es nachts vermeiden konnte, diesen Ort aufzusuchen. Bei all den kläffenden Hunden, die hier herumstreunten, würde ich mich nie trauen, einen Fuà vor die Tür zu setzen. Von Toilettenpapier natürlich auch keine Spur, und das Loch durfte ich mir wieder mit Fröschen und Spinnen teilen.
Wieso hatte ich nicht so eine Kreditkarte wie die amerikanischen Studenten, mit denen man so viel überziehen kann, wie man möchte? Die bedeuten zwar soviel wie âheute nicht denken, morgen büÃenâ, aber im Moment sehnte ich mich nach einem schönen Hotelzimmer mit einem groÃen, kuscheligen Bett. Oh ja, und einer Dusche! Hier gab es einen einfachen Wasserschlauch, aber immerhin.
So schnell kann es gehen: Vom Leben in einer oberflächlichen Scheinwelt mitten in die Armut. Armut? So empfinden die Menschen dort es aber gar nicht. Ich galt für sie als arm! Und viel zu dünn!
Kaum war ich dem Hausherrn vorgestellt worden (Väter werden dort sehr respektiert), meinte er: âOh, du siehst aber nicht schön aus. Du bist viel zu dünn!â War das jetzt ein Kompliment oder nicht? Es kommt halt ganz darauf an, in welcher Welt man lebt! âWir müssen dich ein wenig auffüttern, solange du bei uns bist, damit aus dir eine richtige Frau wird!â
Immer noch tollten die Kids um mich herum, ich muss für sie das Ereignis schlechthin gewesen sein, und es tat mir schon leid, dass ich ihnen nicht noch mehr SüÃigkeiten mitgebracht hatte.
Dann wurde zu Tisch gerufen, oder eher âzu Bodenâ: Alle saÃen im Wohnzimmer in einem Kreis. Stühle hätte es sowieso nicht genügend gegeben. Das einzig Wertvolle in der Hütte war der Fernseher, der allerdings wirklich riesengroà war. Zur Feier des Tages tischte man die beliebteste Speise der Gegend auf, und mir wurde gleich schlecht: Es gab Ameisensuppe mit HühnerfüÃen. Also, nicht etwa das Fleisch des Huhns, sondern die FüÃe! Es würgte mich, während ich versuchte, eine höfliche Menge davon zu schlucken, und ich wäre am liebsten geflüchtet. Was hatte ich mir da bloà angetan?
Nach dem Essen wurden die Kinder dann ins Bett geschickt, bevor der Stammesälteste mit der Kava-Zeremonie anfing. Kava wird aus Wurzeln hergestellt, die auf eine ganz besondere Art und Weise zerkleinert werden. AnschlieÃend wird das entstandene Pulver mit Wasser vermengt und der daraus entstehende Brei in einen Holzbehälter gegossen. Um diesen verteilen sich die Erwachsenen dann zu einem mysteriösen Umtrunk. Nacheinander bekommt jeder einen Schluck dieses Getränks. Danach klatschen alle zweimal in die Hände und rufen: âBula, bula!â
Ich hatte einen Riesenspaà an dem Ganzen. Wahrscheinlich auch, weil dieses Getränk eine Art Droge ist und berauschend wirkt. Doch das sagte man mir erst hinterher. Ich merkte nur, dass meine Zunge irgendwie taub wurde, doch dachte mir nichts dabei. Wahrscheinlich war das auch der Grund, wieso ich in dieser Nacht sehr gut auf meiner dreckigen Matratze neben âBig Mamaâ und zwei Babys (wo kamen die eigentlich plötzlich her?) einschlafen konnte.
Am nächsten Morgen wurde ich von genau diesen Babys geweckt. Die Sonne strahlte vom Himmel, und ich staunte über die unglaubliche Aussicht, die sich mir bot. Palmen, Bananenbäume und andere wunderschöne Pflanzen und Blüten, die ich noch nie gesehen hatte, wuchsen in wilder Pracht vor der Hütte. Die Kinder hatten ihre Eltern angebettelt, heute einmal nicht in die Schule zu müssen, und wegen des hohen Besuchs (mir) tatsächlich schulfrei bekommen. Das ist dort keine Selbstverständlichkeit. Nur ganz wenige Kinder können aufgrund der hohen Kosten überhaupt die Schule besuchen. Ich war anscheinend in einer âreichenâ Familie gelandet, auch wenn ich davon nicht viel sehen konnte.
Nach 10 Tagen hielt ich es dort trotz der unglaublichen Freundlichkeit der Menschen nicht mehr aus und machte mich allein auf den Weg, um die Insel auf eigene Faust zu erforschen. Meine Eltern machten sich schreckliche Sorgen, das wusste ich. Deswegen erzählte ich ihnen vorsichtshalber nur die Hälfte meiner Abenteuer. Witzigerweise war ich nie allein; entweder setzten sich Nonnen im Bus neben mich, oder ich war umgeben von Polizisten.
Ich sah
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