So sinnlich kann die Liebe sein
und dabei wusste er nicht einmal warum. Er kam sich vor wie ein Narr, wünschte sich, er könnte sie vergessen, ihr den Rücken kehren, als wäre nichts gewesen. Sie wollte es so.
Er hatte nie eine Frau umworben, die ihn abgelehnt hatte. Doch bei Bel war das etwas anderes. Sie war Jungfrau gewesen, und er hatte eine Verantwortung ... War es wirklich das, was ihn trieb? Er war sich nicht sicher.
„Jake, du sagst das nur aus verletztem Stolz", meinte sie, als hätte sie seine Gedanken erraten. „Und ich habe dir schon gesagt, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Bitte, ich will dich nicht wiedersehen."
„Ich muss dir aber deinen Scheck geben", wandte er ein.
Sie stutzte. In der kommenden Woche war die Rückzahlung ihres Studiendarlehens fällig, und dafür brauchte sie das Geld. „Schick ihn mir mit der Post", bat sie schließlich.
„Das kann bis zu zehn Tagen dauern", erinnerte Jake sie. „Ich weiß genau, dass du das Geld brauchst."
Sie hatte ihm an dem Tag, als sie am Pool gesessen hatten, erzählt, dass sie von dem bei Tallia und Brad verdienten Geld ihren Studienkredit abzahlen wollte.
Jake hatte ihr geraten, mit der Rückzahlung noch zu warten, bis sie eine feste Stelle hatte. Doch Bel war optimistisch und froh, ihre Schulden begleichen zu können.
Deshalb hatte er einen Aufhänger, und er benutzte ihn schamlos.
„Ich brauche es nicht sofort", log sie, obwohl sie genau wusste, dass sie sich dann etwas bei ihren Eltern leihen musste. Aber das war ihr lieber. „Schick es per Express", entgegnete sie und strafte ihre eigenen Worte damit Lügen.
„Bel, ich verspreche dir ...", begann er, und ihr Herz schlug schneller. Resigniert seufzte sie.
„Nein."
„Ich muss dich sehen", erklärte er so eindringlich, dass es sie erschreckte.
„Warum?" wollte sie wissen.
Offenbar geriet er ins Stocken. „Weil ich ... du ..."
„Hast du deine Meinung geändert, Jake?" fragte sie in scharfem Ton, damit er nicht merkte, was in ihr vorging.
„Bel, ich ..."
„Hast du das getan?"
Sie lauschte und vernahm nichts als Schweigen. Das versetzte Bel einen Stich, und sie schloss die Augen. Sie durfte nicht hoffen. Mit der Zeit würde sie das begreifen. Bloß im Augenblick fiel ihr das schwer. Selbst wenn er zehnmal hintereinander darauf mit Nein antwortete, würde sie hoffen, das er beim elften Mal sagte, ja, ich habe meine Meinung geändert, ich liebe dich und kann dir treu sein.
„Jake, ich bin kein Versuchskaninchen. Es tut mir Leid, dass dein Stolz verletzt ist, aber ich glaube, du solltest dich einfach damit abfinden, dass dir bei einer Frau nicht geglückt ist, was dir sonst immer gelingt, und mich in Ruhe lassen. Was du da machst, ist nicht richtig."
Erneut herrschte am anderen Ende Schweigen. Dann antwortete er leise, als koste es ihn große Mühe. „Schon gut, Bel. Entschuldige."
Sie schloss die Augen und biss sich auf die Lippe. Es schmerzte sie, dass sie nicht bekam, was sie sich wünschte. Ohne etwas auf seine letzten Worte zu erwidern, legte sie den Hörer auf die Gabel.
Hätte sie das nicht getan, hätte sie ihm vermutlich geantwortet, sie würde sich mit ihm treffen, gleichgültig, welche Bedingungen er daran knüpfte.
10. KAPITEL
Der Freitag war anstrengend für Bel, weil sie nach Jakes Anruf in der Nacht die meiste Zeit wach gelegen hatte. Sie lief wie benommen durch das Haus, sah den Handwerkern zu und sprach gelegentlich mit ihnen.
Sie war froh, dass sie so viel zu tun hatte und ihr keine Zeit zum Nachdenken blieb. Denn sonst hätte sie an Jake gedacht, und ihre Entschlossenheit wäre geschwunden. Immer wieder hörte sie im Geiste seine Stimme: „Ich muss dich wiedersehen." Wenn es nur das bedeuten würde, was sie sich wünschte. Warum sollte er sich nicht ändern? Warum sollte sie nicht diejenige sein, die ihn an sich fesseln konnte? Er hatte gleich zu Anfang behauptet, zwischen ihnen wäre etwas Besonderes ...
Aber natürlich hatte er damit die körperliche Reaktion gemeint, rief sie sich ins Gedächtnis. Es war dumm, von so etwas zu träumen, obwohl er ganz offensichtlich nicht die Fähigkeit besaß, eine Frau innig zu lieben.
Würde sie ihrer Sehnsucht folgen, hätte sie ihn angerufen. Doch ihr Verstand sagte ihr, sie müsse froh sein, keine engere Verbindung zu ihm zu bekommen. So rang sie mit sich.
Gegen sechs Uhr waren alle bis auf den Assistenten des Innenarchitekten gegangen. Er musste noch Maß nehmen. „Ich habe einen Schlüssel", sagte er zu Bel. „Meinetwegen
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