So sinnlich kann die Liebe sein
war. Warum hatte sie sich von ihm küssen lassen?
Doch so leicht ließ ihre Mutter sich nicht ablenken. „Bel, bist du sicher, es hat bis Samstag Zeit? Vielleicht solltest du heute Abend schon nach Hause kommen."
„Das geht nicht, Mum. Ich habe dir doch gesagt, morgen kommen noch so viele Leute ... Es ist nicht schlimm, ich schaffe das schon."
Die aufrichtige Besorgnis ihrer Mutter machte es ihr schwerer, nicht wieder in Tränen auszubrechen. Warum musste sie sich aber auch in einen Mann wie Jake verlieben? Warum hatte sie sich nicht jemanden ausgesucht wie ihren Vater, verlässlich und liebevoll? Was war nur mit ihr los, dass sie sich ausgerechnet zu einem Mann hingezogen fühlte, der so eine kranke Lebenseinstellung hatte?
„Ist irgendetwas passiert, Bel? Dich bedrückt doch irgendetwas. Ist dir etwas zugestoßen? Wenn das so ist, kann ich ..."
„Nein, nichts dergleichen, Mum", versicherte Bel hastig und unterdrückte jegliche Tränen. „Ich habe nur ein bisschen Probleme mit Männern, schätze ich.
Aber das kann ich dir am Samstag erzählen."
Ihre Mutter schwieg. „Ich komme zu dir."
„Mum, es ist alles in Ordnung. Bitte, komm nicht", entgegnete Bel verzweifelt.
Hier hätte sie sich nicht mit ihrer Mutter darüber unterhalten können. Sie hätten auf dem Sofa sitzen müssen, auf dem Jake ... „Bitte, ich komme nach Hause."
Es entstand eine Pause. „Bist du sicher, Bel? Rufst du mich morgen noch einmal an? Ich erreiche dich nie. Du bist immer irgendwo auf dem Anwesen unterwegs.
Wie groß ist der Besitz eigentlich, den Brad gekauft hat?"
Ihre Mutter verstand es, sie trotz ihres Kummers zum Lachen zu bringen. „In Quadratmetern kann ich es dir nic ht sagen. So unge fähr drei Footballfelder groß."
„Haben deine Probleme vielleicht etwas mit Brads Freund Jake zu tun?"
erkundigte sich ihre Mutter.
Bel unterdrückte mit aller Macht die Tränen, die ihr in die Augen stiegen.
„Volltreffer, Mum!" antwortete sie gespielt fröhlich und schluchzte auf.
„Ach du je!"
„Ja", pflichtete Bel ihr Bel. „Bis Samstag."
„Ich werde dafür sorgen, dass wir beide allein sind am Samstagabend. Dein Vater und die Jungs können nach dem Grillen ins Kino fahren. In Ordnung?"
„Ja."
Bel hatte sich immer vorgestellt, einmal eine Ehe zu führen wie ihre Eltern, Kinder groß zu ziehen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie geliebt wurden, wie sie es von zu Hause kannte...
Kaum hatte sie aufgelegt, läutete das Telefon. Sie dachte, es sei ihre Mutter, und hob ab.
„Hallo, Bel. Hier ist Jake."
Sie umfasste den Hörer und presste die Lippen fest aufeinander. Natürlich hatte sie gewusst, dass er irgendwann anrufen würde, aber sie hatte gehofft, sich in dem Moment völlig unter Kontrolle zu haben.
„Oh Jake!" Sie schluckte. „Hallo."
„Wie läuft es denn so?"
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Gut", erwiderte sie rau. „Ein oder zwei kleinere Probleme, aber damit werde ich fertig."
„Entschuldige, dass ich mich nicht schon eher gemeldet habe, aber du ... Also du kannst mich auch anrufen, das weißt du ja."
Bel holte tief Luft. „Ja sicher. Aber ich brauchte keine Hilfe. Es läuft alles bestens."
„Können wir uns zum Essen treffen, Bel?"
Ihr Herz machte einen Satz, und sie musste sich erst mal aufs Sofa setzen.
Hundert verschiedene Antworten hatte sie sich für diesen Augenblick zurechtgelegt, doch da Tag für Tag verstrichen war, ohne dass Jake sich meldete, hatte sie vergessen, was sie sagen wollte.
Sie dachte an die Unterhaltung mit ihrer Mutter, und daran, dass sie immer gehofft hatte, einmal so einen Mann zu finden wie ihren Vater. Was immer Jake ihr zu bieten hatte, es konnte ihr nur Kummer bringen. Er hatte allein zwei Wochen gebraucht, um sich zu einem Anruf durchzuringen.
„Tut mir Leid, Jake, ich habe zu tun."
Er war wütend auf sich, auf das Leben, auf alles und jeden. Und diese Lüge brachte das Fass zum Überlaufen. „Wann?" forschte er schroff.
„Wie? Was?"
„Ich habe keinen festen Abend vorgeschlagen, Bel", versetzte er trocken.
Bel holte Luft und musste an sich halten, um nicht laut aufzuschluchzen. Sie fühlte sich so angespannt, dass ihr schwindlig wurde.
„Oh, ich dachte, du meinst heute Abend!" stammelte sie.
„In dem Fall, wie wäre es mit morgen Abend?"
Sie konnte nicht wieder die gleiche Ausrede vorbringen. Es war besser, sich der Situation zu stellen. „Nein, danke, Jake", wehrte sie ab.
„Warum nicht?"
„Ich will dich nicht sehen."
„Ich
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