So sinnlich wie dein Kuss
sichern.“
„Eine schwierige Zeit“, sagte Anna.
Judd nickte und schwieg. Wie schon oft fragte er sich, wie es seiner Familie ohne dieses Unglück ergangen wäre. Zu wissen, dass die guten Zeiten unwiderruflich dahin waren, musste für seine Mutter und ihre Brüder sehr traurig gewesen sein.
Hatte Cynthia deshalb so schnell Charles’ Antrag angenommen? Für ein Mädchen in ihrer Situation musste die Aussicht auf Reichtum und Luxus unwiderstehlich gewesen sein.
„So, was unternehmen wir denn jetzt?“, fragte Anna übertrieben heiter. „Gestern hast du Hahndorf erwähnt. Was ist das genau?“
Judd lächelte ihr zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtete. „Es wurde im frühen neunzehnten Jahrhundert von deutschen Siedlern gegründet. Von der ursprünglichen Architektur ist noch vieles erhalten. Ich schlage vor, wir sehen uns ein wenig die Gegend an und essen dann dort zu Mittag.“
„Klingt gut. Danke, dass du dir die Zeit für mich nimmst.“
Judd drückte sanft ihre Hand. „Ich möchte dich unbedingt kennenlernen, Anna. Wie sollte ich da ruhig im Büro sitzen bleiben?“
Zu seiner Überraschung errötete sie bei diesen Worten. Die Unschuld, die darin zum Ausdruck kam, stand in reizvollem Kontrast zu ihrem verführerischen Verhalten in der Nacht. Kein Zweifel, Anna Garrick interessierte sich für ihn, und das mochte er. Selbst wenn sie sehr wahrscheinlich etwas vorhatte, von dem er noch nichts Genaues wusste.
Annas Finger prickelten unter Judds Berührung. Sie spürte deutlich, wie sie rot wurde. Dass sie so heftig auf ihn reagierte, würde noch zu vielen Problemen führen … Vorsichtig zog sie die Hand weg und lenkte sich ab, indem sie in ihrer Handtasche kramte.
Als sie dabei Charles’ Brief berührte, den sie Judd übergeben sollte, zuckte sie unwillkürlich zurück.
Betont fröhlich fragte sie: „So, wohin fahren wir jetzt?“
Er wies auf den höchsten Berg der Umgebung. „Zum Mount Lofty. Von dort aus überblickt man ganz Adelaide.“
Judd erwies sich als brillanter Fremdenführer. Nicht nur, dass er die Gegend sehr gut kannte, man merkte auch deutlich, wie sehr er sie liebte. Nachdem sie das herrliche Panorama genossen hatten, gingen sie in dem botanischen Garten am Fuß des Berges spazieren. Immer wieder musste Anna sich daran erinnern, dass sie nicht zum Vergnügen hier war.
Judd hatte die Finger lose mit ihren verschränkt, als sie den Weg entlangschlenderten. Diese leichte Berührung genügte schon, um ihren Körper in Alarmbereitschaft zu setzen. Mit jeder Faser sehnte sie sich danach, ihm wieder näher zu kommen.
Sie zwang sich, einen kühlen Kopf zu bewahren. Eine Beziehung mit Judd Wilson war das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte. Sie musste verrückt sein! Völlig verrückt! Aber egal, wie sehr sie ihren Verstand bemühte – ihr Körper gehorchte nur seinen eigenen Wünschen.
Ihr Handy klingelte leise in ihrer Tasche. Das war sicher Charles! Ihr Magen zog sich zusammen. Sie ließ Judds Hand los und griff nach dem Telefon. „Entschuldige bitte, ich muss rangehen.“
Charles nahm sich nicht die Zeit für einleitende Worte. „Hast du ihn schon getroffen?“, wollte er wissen.
„Ja, habe ich“, antwortete sie vorsichtig. Hätte sie doch das Gespräch nicht in Judds Gegenwart angenommen!
„Und, wie ist er so? Hast du ihm den Brief schon gegeben? Was hat er gesagt?“
Anna wusste nicht, was sie auf dieses Bombardement von Fragen erwidern sollte, ohne dass Judd Verdacht schöpfte.
„Ist im Moment schwierig … Nein, noch nicht …“
„Du kannst wegen ihm nicht sprechen, stimmt’s?“
„Ja genau. Kann ich dich später anrufen?“
„Ja sicher. Aber mach das auch wirklich!“
„Versprochen. Bis dann.“
„Anna leg noch nicht auf!“
Sie seufzte.
„Ich zähle auf dich“, sagte Charles. „Ich muss meinen Sohn wiederhaben!“
„Ich tue mein Bestes.“
„Danke. Du bist ein gutes Mädchen.“
Sie steckte das Telefon wieder in die Tasche und seufzte.
„Schlechte Nachrichten?“, fragte Judd.
„Nein, nicht direkt.“
„Kann ich irgendwie helfen?“
Beinahe hätte sie bei dieser Frage aufgelacht. Wenn er wüsste …!
Sie schüttelte den Kopf. „Nur die Arbeit. Da kümmere ich mich später drum. Jetzt habe ich erst mal Hunger. Wollen wir Mittagessen?“
„Dein Wunsch ist mir Befehl“, sagte Judd und führte verführerisch ihre Hand an seine Lippen.
Das Funkeln seiner blauen Augen verriet ihr, dass es, was ihn betraf,
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