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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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– sieht aus, als hätte sie Cruikshank geschrieben, als er im Gefängnis saß.«
    »Ich weiß.«
    »Das wissen Sie?«
    »Wir haben ihre Briefe in einer Schublade in Cruikshanks Schlafzimmer gefunden.«
    »Und was steht drin?«
    Young griff zum Beifahrersitz. »Sehen Sie selbst.« Zwei Bögen Papier, jeder mit eigenem Umschlag und beide in den üblichen Plastikbeuteln für Beweismaterial. Ishbel hatte in Großbuchstaben geschrieben.
    ALS DU MEINE SCHWESTER VERGEWALTIGT HAST, HÄTTEST DU MICH GLEICH MIT UMBRINGEN KÖNNEN…
    MEIN LEBEN IST VORBEI, UND DU BIST SCHULD…
    »Sie werden begreifen, warum wir auf einmal so versessen darauf sind, mit ihr zu sprechen«, sagte Young.
    Siobhan nickte. Sie glaubte zu verstehen, warum Ishbel diese Briefe geschickt hatte – Cruikshank sollte sich schuldig fühlen. Aber warum hatte er sie aufbewahrt? Um sich darüber lustig zu machen? Hatte ihre Wut ihm irgendeinen Kitzel verschafft? »Wieso hat die Gefängniszensur die durchgelassen?«, fragte sie.
    »Das habe ich mich auch gefragt…«
    Sie sah ihn an. »Haben Sie in Barlinnie angerufen?«
    »Ich habe mit dem zuständigen Beamten gesprochen«, bestätigte Young. »Er hat sie durchgelassen, weil er glaubte, sie würden Cruikshank vielleicht dazu bringen, sich mit seiner Schuld auseinander zu setzen.«
    »Und, hat es funktioniert?«
    Young zuckte mit den Achseln.
    »Hat Cruikshank geantwortet?«
    »Der Beamte meint, nein.«
    »Aber die Briefe hat er aufbewahrt…«
    »Vielleicht hatte er vor, sie damit aufzuziehen.« Young zögerte. »Vielleicht hat sie sich seinen Spott zu sehr zu Herzen genommen.«
    »Ich sehe sie nicht als Mörderin«, erklärte Siobhan.
    »Das Problem ist, dass wir sie überhaupt nicht sehen. Sie zu finden, ist Ihre vordringlichste Aufgabe, Siobhan.«
    »Ja, Sir.«
    »In der Zwischenzeit richten wir ein Ermittlungsbüro ein.«
    »Wo?«
    »Anscheinend gibt es in der Bücherei einen Raum, den wir nutzen können.« Mit einem Nicken deutete er die Straße entlang. »Neben der Grundschule. Sie können uns beim Einrichten helfen, wenn Sie wollen.«
    »Zuerst sollten wir meinen Vorgesetzten wissen lassen, wo ich bin.«
    »Steigen Sie ein.« Young zog sein Handy heraus. »Ich werde ihm mitteilen, dass wir Sie entführt haben.«

16
    Rebus und Ellen Wylie waren wieder in Whitemire.
    Eine kurdische Dolmetscherin aus Glasgow war engagiert und hergebracht worden. Eine kleine, quirlige Frau mit breitem Westküstenakzent, jeder Menge Goldschmuck und mehreren Schichten bunter Kleider. Für Rebus sah sie aus, als würde sie eigentlich in einem Kirmes-Wohnwagen leben und aus der Hand lesen. Doch stattdessen saß sie mit Mrs. Yurgii, den beiden Detectives und Alan Traynor an einem Tisch in der Cafeteria. Rebus hatte Traynor darauf hingewiesen, dass sie ihn nicht unbedingt brauchen würden, doch er hatte darauf bestanden, dabei zu sein, und saß nun mit verschränkten Armen ein wenig abseits von der Gruppe. Mehrere Angestellte, Reinigungskräfte und die Köche, hatten in der Cafeteria zu tun. Gelegentlich schepperte ein Topf gegen eine Metalloberfläche. Mrs. Yurgii zuckte jedes Mal zusammen. Ihre Kinder wurden in ihrem Zimmer beaufsichtigt. Sie hatte ein Taschentuch um die Finger der rechten Hand gewickelt.
    Ellen Wylie hatte die Dolmetscherin aufgetrieben, und sie war es auch, die die Fragen stellte.
    »Hat ihr Mann die ganze Zeit über nichts von sich hören lassen? Hat sie nie versucht, ihn zu kontaktieren?«
    Die Frage wurde übersetzt, dann kam die Antwort und deren Übersetzung ins Englische.
    »Wie sollte sie? Sie wusste nicht, wo er sich aufhielt.«
    »Den Insassen ist es erlaubt, nach draußen zu telefonieren«, stellte Traynor klar. »Wir haben ein öffentliches Telefon, das kann von allen genutzt werden.«
    »Sofern sie das Geld haben«, fauchte die Dolmetscherin.
    »Und er hat nie versucht, sich mit ihr in Verbindung zu setzen?«, wiederholte Wylie.
    »Es ist sehr gut möglich, dass er von den Leuten draußen auf dem Laufenden gehalten wurde«, antwortete die Dolmetscherin, ohne der Witwe die Frage gestellt zu haben.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich nehme doch an, dass hier ab und an tatsächlich jemand rauskommt.« Wieder warf sie Traynor einen zornigen Blick zu.
    »Die meisten werden nach Hause geschickt«, entgegnete er.
    »Um dann zu verschwinden«, konterte sie.
    »Gelegentlich«, schaltete Rebus sich ein, »wird doch auch der eine oder andere ausgelöst, habe ich Recht, Mr. Traynor?«
    »Durchaus. Wenn jemand

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